Adventure-Fans sei Dank!

(Artikel)
Kristin Riedelsberger, 09. Februar 2013

Adventure-Fans sei Dank!

Neue Spiele für alte Genres

In den letzten Monaten beobachtete ich voller Rührung, wie viel Unterstützung begeisterte Spieleentwickler auch heute noch von ihren treu ergebenen Fans erhalten, und das teilweise nach Jahrzehnten ihres letzten großen Wurfs. Crowdfunding heißt das Zauberwort, und es ist eine tolle Sache, denn endlich erhalten Genies wie Ron Gilbert und Tim Schafer die Möglichkeit, wieder das zu tun, worin sie wirklich gut sind: Grafikadventures. Und das ist nur der Fanbase zu verdanken, denn bei den großen amerikanischen Publishern galt das Genre (jedenfalls bis heute) als tot und niemand war bereit, das neue Projekt von Tim Schafer zu finanzieren. Die Fans schon: 400.000 $ wollte der Querdenker für sein neues Spieleprojekt sammeln. Am Ende spendeten die Fans über drei Millionen.

Nach diesem vielbeäugten Erfolg trat nach sechs Jahren, oder besser: nach 15 Jahren - denn für die Fans der ersten beiden Baphomets-Fluch-Teile existieren die scheußlichen 3D-Nachfolger gar nicht - auch Charles Cecil wieder aus dem Adventure-Nirvana und verkündete ebenfalls auf Kickstarter: "Mit eurer Unterstützung machen wir ein neues Baphomets Fluch! In 2D, im Comic-Stil, entwickelt und gezeichnet vom alten Team, dass euch schon 1996 und ’97 mit zwei großartigen Spielen beglückt hat!" Die Fans ließen ihn nicht im Stich: Mit 771.560 $ verlief die Spendenaktion zwar lange nicht so erfolgreich wie für Tim Schafers Double Fine Studios, allerdings kam mit dieser Summe fast das Doppelte der veranschlagten 400.000 $ zusammen.

Nun kann man sich aber als Adventure-Fan nicht immer nur darauf verlassen, dass der Lieblingsentwickler sich wieder ein Herz fasst und endlich seinen Teil zur Wiederbelebung des Genres beiträgt. Manchmal muss man sich einfach eine Ersatzbefriedigung suchen – oooder aber man entwickelt seine eigene Fortsetzung wie die Jungs von Baphomets Fluch 2.5 – Die Rückkehr der Tempelritter.

Acht Jahre nach der ersten Idee erschaffte ein Team von etwa zwanzig (auch wechselnden) Adventure-Fans einen Nachfolger, der der Atmosphäre der ersten beiden Teile in nichts nachsteht. Das verdankten Daniel Butterworth und sein Team unter anderem auch Revolution Software, die ihnen Spielehintergründe und die Grafik-Engine zur Verfügung stellten, Alexander Schottky, der sich bereit erklärte, auch in der Fan-Version die Rolle des George Stobbart zu übernehmen, und auch Daniel Pharos und seinen "Knights of Soundtrack", die zwei Jahre später auch für A New Beginning von Daedalic engagiert worden sind.

Natürlich ist Baphomets Fluch 2.5 nicht ganz so lang und "perfekt" wie die ersten beiden Teile der Reihe. Gerade am Anfang ist der Spielverlauf eher etwas schleppend und die 3D-Sequenzen sind jetzt nicht so hübsch anzusehen; dafür spürt man aber in jeder Minute das Herzblut der Entwickler, die den Spieler mit überraschenden Spielewendungen, Uminterpretationen der Vorgänger, typischem Baphomets-Fluch-Humor, einer Menge alter Bekannte und vor allem einer Menge lustiger Seitenhiebe auf die – auch meiner Ansicht nach – furchtbaren Nachfolger beglücken. Da steht George Stobbart vor einem Haufen Pappkartons und kommentiert einen Klick auf den riesigen Müllberg ganz trocken mit: "Nein. Ich HASSE Kistenschieben!" Oh ja, George. Ich auch. Ich auch. Vor allem nachdem Baphomets Fluch 3 – Der schlafende Drache gefühlt aus nichts anderem bestanden hat...

Nach fünf Jahren ist der 2.5er-Teil natürlich nicht mehr ganz so taufrisch; aber das sind die großen Adventure-Klassiker ja alle nicht. Deshalb möchte ich dem Entwicklerteam um Daniel Butterworth, Marius Gosch und Sebastian Nisi auch jetzt noch einmal ganz herzlich danken – und natürlich allen, die bei Kickstarter so fleißig gespendet und somit dafür gesorgt haben, dass es bald endlich mal wieder schöne Sachen für mich zum Rezensieren gibt!

Bis es soweit ist, kann ich nur jedem, der es noch nicht getan hat, empfehlen, sich das Fangame hier kostenlos herunterzuladen und eine Weile die Nostalgie zu genießen, die es auf den Heim-PC zu zaubern vermag. Quis

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