Bild nicht mehr verfügbar.

T-Mobile und Verizon Wireless sollen vom Überwachungsprogramm ausgenommen sein

Foto: ap

Die amerikanische Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, T-Mobile USA, TMUS +2,54% ist offenbar wegen ihrer Verbindungen nach Deutschland dem Netz amerikanischer Daten-Spione entkommen. Wie gut unterrichtete Personen mitteilen, hat der US-Geheimdienst NSA bei den beiden Anbietern T-Mobile und Verizon Wireless bisher nicht gezielt Gesprächsdaten gesammelt.

Nach Auskunft der Quellen macht die ausländische Eigentümerstruktur die Datenspionage bei den beiden Unternehmen kompliziert. Die Deutsche Telekom hält einen Anteil von 74 Prozent an T-Mobile USA. Verizon Wireless ist ein Gemeinschaftsunternehmen des US-Telekomkonzerns Verizon Communications und der britischen Vodafone Group,die 45 Prozent an Verizon Wireless hält.

Vor rund einer Woche war ans Licht gekommen, dass der Geheimdienst NSA über ein bislang unbekanntes Spitzelprogramm in der US-Telekommunikationsbranche auf Datenfang geht. Dafür braucht die Behörde eine Vollmacht von einem Geheimgericht. Sie erhält dann die Telefonnummern, die Dauer und den Ort von Telefongesprächen, die Bürger in den USA führen. US-Präsident Barack Obama hat allerdings betont, dass der Geheimdienst keine Telefongespräche abhöre. Nach Insiderinformationen arbeiten die beiden großen Mobilfunkanbieter AT&T und Sprint Nextel seit langem mit der Regierung zusammen.

Dass T-Mobile und Verizon Wireless nicht an dem Programm teilgenommen haben, könnte an rechtlichen, praktischen und politischen Hürden liegen. Aber ehemalige und aktuelle US-Vertreter sagen, der Hauptgrund sei wohl deren ausländische Eigentümerstruktur. Datensammel-Anträge der US-Regierung, die bei speziellen Geheimgerichten eingereicht werden, sind mit den Codewörtern "top secret" (hochgeheim) und "noforn" versehen – Spionagejargon für "no foreign" (nicht ausländisch). Das sollte verhindern, dass ausländische Konzerneigner Wind von den geheimen Datenprogrammen bekommen.

Trotzdem sieht sich die US-Regierung nach Auskunft eines Informanten in der Lage, 99 Prozent aller Gespräche im Land nachzuverfolgen, weil sich auch T-Mobile und Verizon auf die Netze von AT&T verlassen müssen. AT&T und Verizon Business Network Services, eine vom Mobilfunkgeschäft unabhängige US-Tochter von Verizon Communications, bilden das Rückgrat der amerikanischen Telekommunikationsindustrie. Wenn jemand über T-Mobile ein Handygespräch führt, läuft dieses häufig über deren Netze, wofür T-Mobile eine Gebühr zahlt.

Alle mit dieser Transaktion zusammenhängenden Informationen – etwa die entsprechenden Telefonnummern und die Gesprächsdauer – werden aufgezeichnet und können an die NSA weitergereicht werden. Außerdem greift T-Mobile in den USA auf andere Netzanbieter zurück, um eigene Funklöcher zu überbrücken. Auch auf diese Weise kommt die US-Regierung an so genannte Metadaten. (Danny Yadron und Evan Perez, Wsj.de/derStandard.at, 14.6.2013)