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Onkologen-Warnung Schlechte Ernährung erhöht das Krebsrisiko

Mit zunehmenden Pfunden steigt die Gefahr, an Krebs zu erkranken. Mediziner weisen darauf hin, wie wichtig eine gesunde Ernährung auch bei der Krebsvorsorge ist. Ein möglicherweise besonders riskantes Lebensmittel erforscht der deutsche Nobelpreisträger Harald zur Hausen.
Mittag an der Imbissbude: Schlechte Essgewohnheiten können das Krebsrisiko steigern

Mittag an der Imbissbude: Schlechte Essgewohnheiten können das Krebsrisiko steigern

Foto: THOMAS KIENZLE/ ASSOCIATED PRESS

Auch wenn das Rauchen nach wie vor der größte Risikofaktor für Krebs ist, warnen Mediziner eindringlich davor, dass schlechte Ernährung und Übergewicht ebenfalls die Gefahr, an Krebs zu erkranken, deutlich steigern.

Es gebe immer mehr Hinweise darauf, dass der westliche Lebensstil mit Überernährung, Übergewicht und Stoffwechselstörungen die Zahl der Krebsfälle erhöhe, sagt Otmar Wiestler, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).

Bei Krebs im Magen-Darm-Bereich sei der Zusammenhang relativ klar. "Aber auch für Brustkrebs, Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs scheint das so zu sein." Gesunde Ernährung könne helfen, das Krebsrisiko zu reduzieren, indem Übergewicht gar nicht erst entsteht. "Es geht darum, Menschen dazu zu bringen, sich ballaststoffreich zu ernähren, viel Obst und Gemüse zu sich zu nehmen - und möglichst wenig gezuckerte und fettreiche Lebensmittel", sagt Wiestler.

Auf welchem Weg die Essgewohnheiten das Tumorrisiko beeinflussen, ist nicht immer im Detail geklärt. Der Mangel an Früchten und Gemüse sowie der übermäßige Verzehr von Fleisch und Salz sollen aber für mehr als neun Prozent aller Krebsfälle verantwortlich sein. Übergewicht und Fettleibigkeit bedingen Berechnungen britischer Forscher zufolge 5,5 Prozent aller Tumore.

Rinder-Viren als Übeltäter im Visier

Der Virologe und Nobelpreisträger Harald zur Hausen erforscht einen konkreten Zusammenhang: den von rotem Fleisch, Infektionen und Darmkrebs. Der langfristige Verzehr von rotem Fleisch erhöhe das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken um etwa 20 bis 30 Prozent, sagt der Wissenschaftler. Interessanterweise sei Darmkrebs in vielen Ländern sehr häufig, während er woanders vergleichsweise selten auftrete. "Auffallend ist, dass in den Ländern, in denen Darmkrebs selten vorkommt, kaum europäisch-asiatisches Rindfleisch gegessen wird."

Zur Hausen geht der Vermutung nach, dass dabei Rinder-Viren eine Rolle spielen, die der Mensch aufnimmt, wenn er das Fleisch roh oder schlecht durchgebraten isst. Diese Viren seien dann möglicherweise noch aktiv. "Ob sie allerdings beim Menschen zu Infektionen führen, können wir noch nicht klar sagen."

Derzeit sucht zur Hausen in Rinderblut nach Erklärungen. "Wir haben in der Tat eine ganze Reihe neuer Viren isolieren können, von denen wir aber noch nicht wissen, ob sie tatsächlich eine Rolle spielen beim Dickdarmkrebs."

Der Wissenschaftler warnt vor simplen Schlussfolgerungen beim Thema Ernährung und Krebs: "Keine Infektion, die zu Krebs führt, macht das ganz für sich allein - es müssen immer noch Schäden im Erbgut der betroffenen Zellen hinzukommen."

Zur Hausen meidet selbst rohes Rindfleisch, etwa in Form von Carpaccio, wie er im SPIEGEL-ONLINE-Interview erklärte.

wbr/dpa
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