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Rentenalter Deutsche arbeiten immer länger

Knappe Renten als Motivationshilfe: Die Zahl der Arbeitnehmer in Deutschland, die sich vorzeitig aus dem Berufsleben zurückziehen, wird immer geringer. Das durchschnittliche Renteneintrittsalter ist so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Älterer Arbeitnnehmer: Späterer Renteneintritt Indiz für wachsende Altersarmut

Älterer Arbeitnnehmer: Späterer Renteneintritt Indiz für wachsende Altersarmut

Foto: Armin Weigel/ dpa

Berlin - Die Arbeitnehmer in Deutschland sind im vergangenen Jahr so spät in Rente gegangen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Gleichzeitig sanken die Abschläge wegen vorgezogenen Renteneintritts auf den niedrigsten Wert seit 2003, berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf die neueste Statistik der Deutschen Rentenversicherung.

Danach stieg das durchschnittliche Renteneintrittsalter der Männer 2012 von 60,9 auf 61,2 Jahre. Frauen gingen mit 61 (2011: 60,8) Jahren in Rente. Das waren die höchsten Werte seit mehr als 20 Jahren. Im Jahr 2000 wechselten Männer noch im Schnitt mit 59,8 Jahren aufs Altenteil, Frauen mit 60,5 Jahren.

Weil die Beschäftigten immer länger arbeiten, müssen sie den Angaben zufolge auch weniger Abschläge für den vorgezogenen Ruhestand hinnehmen. Im Schnitt gingen Altersrentner mit Abschlägen 27 Monate vor dem regulären Rentenalter in den Ruhestand. Das ist der niedrigste Wert seit 2001 und ein Viertel weniger als 2011 (36,25 Monate).

Zahl der Minijobber über 65 steigt

Für jeden Monat vorgezogenen Ruhestand wird die Rente dauerhaft um 0,3 Prozent gekürzt. Rentner verzichteten dadurch vergangenes Jahr im statistischen Mittel auf 87 Euro Rente im Monat. Im Jahr 2011 lag der Wert noch bei 109,15 Euro.

Der Trend ist möglicherweise auch ein Beleg für wachsende Altersarmut. Im Herbst 2012 zählte die Bundesagentur für Arbeit mehr als 812.000 Minijobber, die älter als 65 Jahre waren. Mehr als 128.000 von ihnen waren sogar älter als 74. Ende 2003 hatten laut Statistik lediglich 595.433 Senioren einen Minijob, davon 77.081 älter als 74. Dies bedeutet eine Zunahme um 36,4 Prozent.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ab 65 stieg bundesweit im gleichen Zeitraum laut BA-Statistik um rund 61.000 auf knapp 171.000. Mit der "Rente ab 67" lässt sich der Zuwachs nicht erklären, da sich 2012 das gesetzliche Renteneintrittsalter für den Jahrgang 1947 nur geringfügig auf 65 Jahre und einen Monat erhöhte.

mik/dpa-AFX