Gabriel Knight 3
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  Gabriel Knight 3 - Verpackung   Gabriel Knight 3

  Sierra

  getestet von
  Mario Müller
 

Des Schattenjägers neuester Fall

Gabriel Knight ist ein Paradebeispiel für eine klassiche Adventure-Serie, die sich immer den technischen Möglichkeiten angepasst hat. In seinem ersten Fall rund ums Thema Voodoo durfte man den Schattenjäger noch durch ein konventionelles Abenteuer in 2D steuern. In Teil zwei "The Beast Within" wurde die Geschichte über Werwölfe in Bayern dann in Filmsequenzen umgesetzt. Auch im dritten Teil verschlägt es Gabriel nach Europa, seine Erlebnisse in Frankreich darf der Spieler diesmal allerdings in dreidimensionaler Spielgrafik mitverfolgen.

Wer sich das sehr kunstvoll gemachte Render-Intro angesehen hat und danach irgenwie das Gefühl hat von der Handlung die Hälfte verpasst zu haben, sollte noch mal einen genauen Blick in die Spieleschachtel werfen. Neben Handbuch und 3 CD-Roms befindet sich darin nämlich ein 16-seitiger Comic, der den Beginn der Geschichte erzählt: Gabriel und Grace sollen Babysitter für den Sohn eines Prinzen spielen, der Kleine wird aber nachts entführt und Gabriel nimmt die Verfolgung auf. In einem Zug verliert er die Spur der Entführer und wird niedergeschlagen. Schließlich landet er im französischen Städtchen Rennes-le-Château, wo er in einem Hotel auf seinen alten Freund Mosely trifft. Dieser ist mit einer Reisegruppe unterwegs, die einem uralten Geheimnis auf der Spur ist und hofft, einen Schatz zu finden.
 

Polygon-Abenteuer

Die 3D-Grafik ist zwar nicht unbedingt auf dem allerneuesten Stand der Technik, die einzelnen Locations sind aber sehr realistisch und detailliert gestaltet. Über eine 3D-Beschleuniger-Karte sollte man allerdings schon verfügen. Wer zusätzlich über ausreichende Prozessorkraft und Arbeitsspeicher verfügt kann die Auflösung bis auf 1024 * 768 Bildpunkte nach oben regeln. Bei meinem Rechner (PII 350, 64 MB RAM, Voodoo3) war dies ohne Performance-Einbußen möglich. Ein Sonderlob gibt es für die Charaktere und deren Gesichtsmimik - diese ist den Entwicklern wirklich außergewöhnlich gut gelungen.

Wer bei dem Begriff "3D-Adventure" an das Spielprinzip von Grim Fandango denkt, liegt falsch. Alle Orte in Gabriel Knight 3 sind wirklich vollkommen dreidimensional aufgebaut und lassen sich mit einer frei steuerbaren Kamera erforschen. Anfangs irritiert es etwas, dass man eine imaginäre Kamera und nicht wie Genre-üblich den Protagonisten selbst durch die verschiedenen Locations bewegt, aber man gewöhnt sich schnell an die eingängige Steuerung. Gegenstände, mit denen man etwas anfangen kann, sind durch Hot Spots markiert. Ein Mausklick öffnet ein Kontextmenü, in dem verschiedene Handlungen anwählbar sind. Etwas umständlich wird es beim Kombinieren von Gegenständen. Dazu muss man sich erst ins Inventar begeben und einen Gegenstand markieren. Klickt man danach auf einen zweiten Gegenstand befindet sich der erste im Kontextmenü und kann nun angewählt werden.
 

Wie spät ist es denn?

Die obige Frage ist in Gabriel Knight 3 von enorm wichtiger Bedeutung. Das Weiterkommen innerhalb eines Adventures ist normalerweise ja maßgeblich von der richtigen Kombination verschiedener Gegenstände und dem Erschließen neuer Locations geprägt. Bei diesem Spiel verhält es sich da etwas anders. Zwar gilt es hin und wieder auch ein Puzzle zu lösen, die meiste Zeit ist man aber mit dem Beschatten und Ausfragen zahlreicher Verdächtiger aus der Reisegruppe beschäftigt. Da alle Charaktere ein Eigenleben führen und nicht immer an der gleichen Stelle auf Abruf bereitstehen wurde das Spiel in 3 Tage mit einzelnen Zeitabschnitten (in den meisten Fällen 2 Stunden) eingeteilt. Dies bedeutet NICHT das man nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung hat, den Abschnitt zu lösen, sondern dass verschiedene Schlüsselaktionen durchgeführt werden müssen, um einen Zeitblock zu beenden.

Das Spannende am Handlungsverlauf ist, dass man zahlreiche optionale Gespräche führen kann. Auch einige Rätsel müssen zum Beenden des Spiels nicht unbedingt gelöst werden. Manchmal überlappen sich manche Ereignisse sogar zeitlich, so dass man zwangsläufig nur einem davon beiwohnen kann. Dieser Aufbau macht das Spiel und die Charaktere sehr viel realistischer, da sie ähnlich wie in Outcast einem eigenen Tagesablauf folgen. Ein Punktezähler zeigt an, wieviel man vom Spiel dann am Ende überhaupt mitbekommen hat. Wer einen Großteil der Szenen nicht verpassen möchte, sollte einen Blick in eine Komplettlösung werfen.
 

Ein Muß für angehende Privat-Detektive

Der erste Spieltag ist leider sehr langwierig. Wie in Gabriel Knight - Spielen wohl so üblich gilt es erst einmal ein Museum und eine Kirche genauer unter die Lupe zu nehmen. Das mag für Hobby-Historiker und strenggläubige Christen vielleicht interessant sein, ist für alle anderen aber schlichtweg langweilig. Mit der Zeit entwickelt sich die Geschichte und gewinnt zunehmend an Spannung. War ich anfangs stellenweise dem Einschlafen nahe, konnte ich mich im weiteren Verlauf des Spiels kaum noch davon losreißen. Die Geschichte wartet mit überraschenden Wendungen auf und wird immer komplexer. Auch der Kreis der Verdächtigen vergrößert sich im Minutentakt.

Ab dem zweiten Tag darf übrigens auch Grace Nakimura, Gabriels Assistentin, in mehreren Abschnitten gesteuert werden und die komplizierten Beziehungsverhältnisse zwischen ihr, Moseley, Gabriel und der schönen Reiseleiterin Madelaine bringen zusätzliche Auflockerung und Unterhaltung in die Geschichte. Was im weiteren Handlungsverlauf so alles über kirchliche Hintergründe ans Licht kommt ist fast schon haarsträubend und darf durchaus zur Kategorie "Ketzerei" gezählt werden. Der Papst würde sich im Grabe umdrehen, wenn er denn schon tot wäre... Nach den langweiligen Kirchenbesuchen, kommen die Atheisten unter uns also doch noch auf ihre Kosten!

Neben der faszinierenden Story haben wir der Schöpferin des Spiels, Jane Jensen, vor allem die detailliert ausgearbeiteten Charaktere und die hervorragenden Dialoge zu verdanken. Diese lassen die zahlreichen langen Gespräche mit Verdächtigen nicht langweilig, sondern interessant und durch den stellenweise genialen Sarkasmus auch unterhaltsam werden.

Bei der Ermittlung ist Gabriel und Grace das Computerprogramm "Sidney" behilflich. Hier lassen sich im Lexikon Hintergrund-Informationen nachschlagen (ist meistens so langweilig wie es klingt), Bilder und Texte analysieren (teilweise komplex, macht aber Spaß) und Spuren den verschiedenen Verdächtigen zuordnen.
 

Déjà-Vu-Erlebnisse

Im Verlauf des Spiels kommen zwar ständig neue Locations hinzu, den Großteil der Zeit verbringt man aber doch in Rennes-Le-Château. Dies hat zur Folge das man irgendwann alles bis in den kleinsten Winkel auswendig kennt und ein wenig die Lust verliert immer wieder die selben Orte nach neuen Informationen abzuklappern. Löblicherweise gibt es auf der Übersichtskarte eine Hilfe-Option, die anzeigt, an welchen Orten noch Aufgaben zu erfüllen sind. Folgt man aber nur diesen Hinweisen, verpasst man zahlreiche optionale Szenen.

Weiterhin ist zu kritisieren, dass einige Rätsel sehr komplex sind, was den Frust-Faktor in die Höhe treibt. Positiv hervorzuheben ist hingegen die Schnellspeicherfunktion, die per Knopfdruck in Sekundenschnelle den Spielstand sichert oder wieder aufruft. Die Musikuntermalung variiert vom seichten Klavierspiel, welches leicht ins Nervige abrutscht bis hin zum packenden "Main Theme", das die Spannung noch weiter in die Höhe treibt. Die Synchronisation ist vorbildlich, auch Schriftzüge und Logos wurden extra für die deutsche Version angepasst. Die deutschen Stimmen der Charaktere sind über jeden Zweifel erhaben und passen in allen Fällen perfekt zu ihren digitalen Ebenbildern. Na gut, der angeblich französisch sprechende Pater hat eine fast schon miesere Aussprache als deutsche Toristen an der Côte d'Azur, aber darüber sehen wir mal gnädig hinweg - Das wäre jetzt allerdings wirklich Erbsenzählerei...
 

Spannung garantiert...

... phasenweise Langeweile aber leider auch! Wären diese zähen Spielabschnitte, sowie die teilweise unfairen Rätsel nicht, so könnte man hier fast schon von einem perfekten Spiel sprechen. So bleibt es "nur" ein atmosphärisch dichtes und hervorragend aufgebautes Detektiv-Abenteuer mit leichten Grusel-Ansätzen - so wie sich das für einen Schattenjäger-Krimi eben gehört. Betrachtet man den Titel im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern, so läßt sich meiner Meinung nach eine konstante Steigerung von Spiel zu Spiel feststellen. Also Mrs. Jensen, wir freuen uns auf das nächste Abenteuer...
 
 

Wertung: 2
 
      Ein Muß für Hobby-
      Detektive und Fans
      spannender Grusel-
      storys, die auch
      gerne mal ein paar
      historische Fakten
      recherchieren.
 
 

  • teilweise extrem
    fesselnd!
  • interessante
    Charaktere
  • gute Dialoge
  • gelungene
    3D-Grafik
  • in "Echtzeit" han-
    delnde Charaktere
  • Steuerung zwei
    verschiedener Fi-
    guren (Gabriel &
    Grace)
  • hervorragende
    Synchronisation
  • guter Soundtrack
  • Schnellspeicher-
    funktion
 

  • etwas umständ-
    liche Steuerung
  • Ladezeiten bei
    Ortswechsel
  • umständliches
    Inventar
  • teils zu kom-
    plexe Rätsel
  • Immer wieder
    gleiche Orte
    abklappern
 

 
Screenshot 1 Unsere beiden Hauptdar-
steller: Gabriel Knight...

Screenshot 2 ... und Grace Nakimura

Screenshot 3 Der heilige Gral - Ob
er etwas mit dem Ge-
heimnis zu tun hat?

Screenshot 4 Madelaine Butane - die
Leiterin der Reisegruppe

Screenshot 5 Ein Besuch in der Kirche
von Rennes-le-Château

Screenshot 6 Ich wollte mir schon immer
mal ein paar Heilige aus
der Nähe ansehen ...

Screenshot 7 Die Reisegruppe macht
einen Ausflug

Screenshot 8 Gabriels alter
Freund Mosely

Screenshot 9 Das Inventar mit Sidney
im Hintergrund

Screenshot 10 Lady Howard - diese
resolute Dame weiß,
was sie will

Screenshot 11 Auch am späten Abend...

Screenshot 12 ... und in der Nacht muss ermittelt werden

Screenshot 13 Der nette Herr von
der Rezeption

Screenshot 14 Das Computer-Programm
Sidney hilft bei den Er-
mittlungen oftmals weiter

Screenshot 15 Gabriel im Gespräch mit
Weinkenner Montreaux

Screenshot 16 Gabriel mit leicht
verändertem Aussehen