Böser Witz, schöner Stil und jede Menge Müll: Ein drittes Mal lädt Daedalic zum gepflegt-überdrehten Sci-Fi-Klamauk. Aufregende Neuerungen bleiben aus, dafür gibt's ein freudiges Wiedersehen mit alten Bekannten, neue Locations, absurde Rätsel, tolle Sprecher und streitbaren Humor. Kurzum: Fans bekommen genau das, was sie erwartet haben.
Es heißt Abschied nehmen von einer Welt, die vielen Adventure-Freunden ans Herz gewachsen ist. Deponia, die Schöpfung des Hamburger Studios Daedalic, ist ein hemmungslos überdrehter, sympathischer Schrottplanet - runtergekommen, zugemüllt und von herrlich skurrilen Figuren bevölkert. Zwei Spiele hat Daedalic bislang der Marke gewidmet, mit Goodbye Deponia kommt nun das dritte hinzu - es ist der gelungene Abschluss einer Trilogie, die im Januar 2012 ihren Anfang nahm.
Dritter Akt der Müll-Saga
Goodbye Deponia hält sich nicht lange mit Erklärungen auf, und das muss es auch nicht - es ist immerhin der dritte Teil einer Trilogie und setzt daher einige Vorkenntnisse voraus. Wer das Schrott-Abenteuer genießen will, sollte die drei Teile unbedingt in ihrer logischen Reihenfolge spielen, denn Goodbye Deponia führt die Geschichte nahtlos fort: Noch immer ist der überhebliche Hobby-Bastler Rufus damit beschäftigt, seinen Heimatplaneten zu retten, dabei allerlei Schaden anzurichten und seine Mitmenschen motiviert in den Wahnsinn zu treiben. Wie in den Vorgängerspielen ist die Story schön überdreht, aber nicht ganz frei von Längen. Wenn Rufus gut gelaunt Züge entgleisen lässt, Klone züchtet, Ärzte verarscht oder seine Freunde mit Krankheitserregern infiziert, ist das zwar hübsch turbulent, verliert aber auch manchmal das große Ziel aus den Augen. Trotzdem mündet das Spiel in ein zufriedenstellendes Finale, das die Trilogie zwar abschließt, dabei aber genügend Fragen für einen möglichen Nachfolger offen lässt.
Gewohnt tolle Charaktere
Quelle: PC Games Goodbye Deponia führt nicht nur einen großen Schwung neuer Charaktere ein, sondern bringt auch liebgewonnene alte Bekannte zurück: Goal, Bozo, Toni, Janosch oder das herzlich brüllende Mannsweib Lotti - sie alle sind wieder mit von der Partie. Anstatt alte Locations aufzuwärmen, liefert Goodbye Deponia außerdem jede Menge neue Schauplätze, die aber nicht ganz so weitläufig ausfallen wie im Vorgängerspiel. Das liegt an einem cleveren Kniff der Autoren: Im Laufe der Handlung wird Rufus verdreifacht, man steuert dann also drei Helden gleichzeitig und kann teilweise sgoar Gegenstände zwischen den Figuren hin- und hertauschen. Da sich jeder Rufus aber in einem eigenen, in sich geschlossenen Levelabschnitt befindet, fällt es diesmal leichter als im Vorgängerspiel, den Überblick zu bewahren. Trotzdem ist Goodbye Deponia alles andere als klein: Mit 10 bis 12 Spielstunden fällt das Spiel sogar länger aus als die beiden Vorgänger.
Abgedrehtes Rätseldesign: grundsätzlich gut, aber wieder mit ein paar Tücken
Das Rätseldesign ist über weite Strecken gelungen und folgt der gleichen comichaften "Logik", die schon die ersten beiden Spiele ausgezeichnet hat. Apparate basteln, Kinder ruhigstellen, Therapeuten überlisten, Händler betrügen - niemand geht dabei so rücksichtslos und eigenwillig vor wie Rufus. Für den Spieler bedeutet das häufiges Umdenken und manchmal , wenn man mal wieder nicht weiterkommt, auch einfach stures Rumprobieren. Dank der einwandfreien Maus-Steuerung hat man zwar jeden Hotspot flott durchgeklickt, doch gerade im letzten Spieldrittel stießen wir auch auf einige nervige Rätsellösungen, die selbst für Deponia-Verhältnisse weit hergeholt sind. Die meisten Aufgaben lassen sich zwar problemlos bewältigen, hin und wieder hätten wir aber auch nichts gegen eine optionale Knobelhilfe einzuwenden - doch die sucht man leider vergebens. Wie in den Vorgängern streut Daedalic außerdem wieder reichlich Mini-Spiele ein, die sich aber stets überspringen lassen. Das ist auch gut so - die Aufgaben sind von schwankender Qualität, einige strecken die Spielzeit unnötig in die Länge. Auch wenn Goodbye Deponia natürlich trotzdem durchweg Spaß macht: Alles in allem hat uns das Rätseldesign im zweiten Teil Chaos auf Deponia ein wenig besser gefallen.
Hochwertige Präsentation
Quelle: PC Games Wie von der Reihe gewohnt, legen sich die deutschen Sprecher wieder mächtig ins Zeug und sind bis in die Nebenrollen gut besetzt. Vor allem Monty Arnold sticht in der Hauptrolle als Rufus seine Kollegen aus: Auch wenn seine Stimme gewöhnungsbedürftig sein mag, ist an seiner Performance wenig zu rütteln - Arnold verleiht jeder Textzeile eine eigene Note, betont selbst unscheinbare Kommentare mit Leib und Seele und sorgt dafür, dass Rufus' Charakter noch besser zu Geltung kommt als in den Vorgängerspielen. Auch Gastsprecher wie der Musiker Smudo liefern eine gelungene Vorstellung ab. Ein dickes Lob gibt's außerdem für die Vielfalt der gesprochenen Sätze: Rufus bedenkt selbst falsche Item-Kombinationen und Rätsellösungen mit individuellen Kommentaren und hat zu jedem Objekt einen passenden Spruch parat. Da macht selbst stumpfes Rumprobieren Laune. Klasse!
Grafisch hat sich erwartungsgemäß wenig getan: Goodbye Deponia ist genauso hübsch und aufwendig gezeichnet wie die ersten beiden Spiele. Daedalic hat zudem noch mehr Cutscenes als in den Vorgängern eingestreut, das sorgt für ein Plus an Atmosphäre. Dass die Animationen der Figuren immer noch etwas abgehackt und unsauber wirken, ist daher locker zu verschmerzen.
Geschmackssache: Der schwarze Humor
Rufus hat sich kaum geändert: Zu Kindern ist er gemein, zu Tieren grausam, seine Freunde führt er hinters Licht und bei der Rettung Deponias macht er mehr kaputt als er jemals reparieren könnte. Solche Figuren mag nicht jeder, und wer die Vorgänger-Spiele nicht leiden konnte, sollte auch um Goodbye Deponia einen Bogen machen. Wie in den Vorgängern vergessen die Autoren zwar auch die leisen Töne nicht und lassen hin und wieder sogar Raum für ergreifende Szenen, doch im Gedächtnis bleibt das Spiel vor allem für seinen eigenwilligen, teils ruppigen Witz. Wenn Rufus etwa ein Baby mit Brechmitteln versorgt und es anschließend einem anderen Charakter ins Gesicht kotzen lässt, ist "subtil" kein Wort, mit der sich die Szene angemessen beschreiben ließe. Auch die Dialoge sind diesmal etwas derber als in den Vorgängern und geizen nicht mit Kraftausdrücken, sind aber durchweg flott geschrieben und schön bissig. Selbst vor Seitenhieben auf die Konkurrenz (unter anderem bekommt der Publisher EA sein Fett weg) macht Daedalic nicht halt.
Quelle: PC Games Doch auch wenn viele Gags gelungen sind, schießen die Autoren hin und wieder über das Ziel hinaus: In einer Szene will ein scheinbar pädophiler Nebencharakter beispielsweise ein paar Kinder in seinen "Streichelzoo" locken. Und wenig später überredet Rufus eine traurige, dunkelhäutige Frau, die Rolle eines tanzenden Affens zu übernehmen, wodurch sie sich für den Rest des Spiels halbnackt und mit den Hüften wackelnd vor dem Spieler erniedrigt. Über solche Szenen mag man sich bei Daedalic vielleicht schlapplachen, doch einigen Spielern könnten sie auch einen Tick zu weit gehen. Dass Humor bekanntlich Geschmackssache ist, beweist auch die USK-Einstufung: Goodbye Deponia ist ab 6 Jahren freigegeben.
Großes Spiel, kleiner Preis
Der Humor ist manchmal gewöhnungsbedürftig, das Rätseldesign nicht immer perfekt - doch wer schon die Vorgängerspiele mochte, dürfte sich daran nicht stören: Bei allen seinen Höhen und wenigen Tiefen bildet Goodbye Deponia den erhofften, gelungenen Abschluss von Daedalics Schrott-Trilogie. Erfreulich: Da Goodbye Deponia in der Download-Version (zum Beispiel über Steam) gerade mal 20 Euro kostet, stimmt auch das Preis-Leistungsverhältnis. Wer lieber zur DVD-Version im Einzelhandel greift, muss zwar 30 Euro berappen, bekommt dafür aber eine hübsch gestaltete Box, die neben dem Spiel auch ein Poster und den gelungenen Soundtrack enthält.
Bislang hat Daedalic noch keine Komplettbox mit allen drei Teilen angekündigt, doch bis es soweit ist, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein. Wer nochmal unsere Tests zu den Vorgängern Deponia und Chaos auf Deponia nachlesen möchte, findet sie hier:
Bis dahin gedulde ich mich noch ein bisschen.
Edit: Yes, generally, if you get a free copy of something that you already have it will go into your inventory and you can gift it.
Bei Steam gibts außerdem Chaos auf Deponia bei Vorbestellung gratis dazu. Hab allerdings kp wie das geregelt ist, wenn man den Vorgänger schon besitzt
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