XING wächst aber LinkedIn holt auf

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Business-Netzwerke sind eine Sache für sich. Ende letzten Jahres habe ich auf meinem eigenen die These aufgestellt „In zwei bis drei Jahren haben rein berufliche Netzwerke, wie XING und LinkedIn, komplett ihre Bedeutung verloren„. Ich gehe in meinem Artikel davon aus, dass die Business-Netzwerke in Zukunft nur noch als Adress-Bücher dienen werden. Bei mir persönlich ist dies auch jetzt schon der Fall. XINGund LinkedIn gewinnen trotzdem immer mehr Nutzer. Apropos LinkedIn. Wenn ich in Deutschland mal herumfrage, welche Online-Business-Netzwerke die Leute kennen, fällt meistens zuerst der Name XING. LinkedIn scheint in der Wahrnehmung der Deutschen (rein subjektiv) noch nicht sehr präsent zu sein.

XING wächst weiter – als einziges Netzwerk aus Deutschland

Ja, XING wächst. Mehr Umsatz, mehr Besuche auf der Seite und mehr Mitglieder. Ich hatte es Anfang der Woche kurz auf Facebook gepostet: XING ist im Juli 2012 das einzige soziale Netzwerk aus Deutschland gewesen, das noch ein Wachstum bei den Besuchen verzeichnen konnte. Und auch auf längere Sicht ist XING bei den Besuchen die einzige Seite, die einen Zuwachs verbuchen konnte.

Besuche auf sozialen Netzwerken aus Deutschland. Quelle: IVW Grafik: Statista

Auf die letzten zwei Jahre betrachtet sieht es auch nicht besser aus. Innerhalb von 24 Monaten ist XING am als einziges Netzwerk gewachsen (Bei Visits laut IVW):

 

NetzwerkVisits Juli 2010Visits Juli 2012Veränderung in %
 VZ-Netzwerke 414.736.545 36.560.011 -91,18 %
 wer-kennt-wen 163.894.182 45.803.425 -72,05 %
 XING 24.200.120 24.979.379 +3,22 %
 Stayfriends 20.792.582 11.073.644 -46,74 %

Auch XING macht hier keine weiten Sprünge. Aber es ist das einzige soziale Netzwerk aus Deutschland, das immerhin ein leichtes Plus aufweisen kann. Und die Hamburger gewinnen auch weiterhin Mitglieder – zumindest im DACH-Gebiet (Deutschland, Österreich, Schweiz). Im zweiten Quartal 2012 sind in dieser Region 200.000 neue Mitglieder hinzu gekommen. Weltweit waren es insgesamt 290.000 neue Mitglieder.

XING hat zu kämpfen – mit steigenden Kosten

Aber – und auch das muss gesagt sein – XING kämpft derzeit mit hohen Kosten. Sowohl die Marketing-Kosten (+34,7 %) als auch die Personalkosten (+32,8 %) sind im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 überproportional gestiegen. Die gestiegenen Personalkosten begründet die Aktiengesellschaft mit verstärktem Aufwand im Bereich Investitionen in die Produktentwicklung und den Vertrieb.  Der Umsatz ist im ersten Halbjahr 2012 um 12% im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 gestiegen.

Im Mai hatte ich einmal eine Grafik erstellt und festgestellt: Seit Jahren sinkt der Anteil der XING-Mitglieder, die einen bezahlten Account besitzen. Diese Grafik habe ich mit den Daten des 2. Quartals aktualisiert:

Man sieht deutlich: XING gewinnt zwar weiterhin Mitglieder. Aber im Verhältnis geht die Anzahl der zahlenden Mitglieder nach unten. Im letzten Quartal blieb die Anzahl der zahlenden Mitglieder sogar gleich. Schaut man genauer hin, sieht man: Im DACH-Gebiet wurden ca. 1.000 neue zahlende Mitglieder gewonnen. Weltweit bleibt die Zahl aber gleich.

LinkedIn holt auf – Wachstum von 130 Prozent im DACH-Bereich in zwei Jahren

Wieder zurück zum Anfang: LinkedIn ist weltweit Marktführer in Sachen Business-Netzwerke. Im DACH-Gebiet sind sie zwar noch deutlich hinter XING – aber sie holen stark auf.

Im Mai 2010 hatte Martin Weigert auf nertzwertig.com geschrieben: „Geschäftsnetzwerke im deutschen Sprachraum: Dreimal LinkedIn ergibt ein Xing„. Das Verhältnis hat sich mittlerweile etwas angenähert: Es sind nur noch doppelt so viele Mitglieder.

Linkedin gibt an über 2 Millionen Mitglieder aus dem deutschsprachigen Raum zu haben. Laut dem Advertising-Tool des Netzwerkes sind es genauer genommen 2,8 Millionen Mitglieder. Davon entfallen 1,83 Mio. Mitglieder auf Deutschland, 245 Tausend Mitglieder auf Österreich und 736 Tausend Mitglieder auf die Schweiz. XING hingegen weist in seinem Geschäftsbericht zum zweiten Quartal 5,71 Millionen Mitglieder in DACH aus.

Der italienische Blogger Vincenzo Cosenza hat über die Jahre hinweg eine Infografik „The State of LinkedIn“ aktualisiert. Aus diesen Daten habe ich einmal den Verlauf der weltweiten Mitglieder und der Mitglieder im deutschsprachigen Raum zusammengefasst. Die Zahlen von heute stammen aus dem Advertising-Tool von LinkedIn:

 

Mai 2010März 2011 Februar 2012August 2012Gesamtes Wachstum
LinkedIn1.212.3781.678.6022.428.2672.818.3781.606.000
XING3.900.0004.690.0005.510.0005.710.0001.810.000
 
Anmerkung zu den Daten: Der oben genannte Blogger weißt leider die Zahlen für Österreich nicht aus. Daher musst ich bei den Zahlen für Österreich etwas tricksen. Ich habe die Zahlen von Österreich von heute aus dem Advertising-Tool genommen. Dann habe ich das Wachstum der Schweizer und der Deutschen Mitglieder in den Abständen errechnet (das im übrigen höchstens zwei Prozent voneinander abwich). Anschließend habe ich die Annahme getroffen, dass Österreich mit einem ähnlichen Wachstum gewachsen ist und habe so die Zahlen für Österreich errechnet. Da Österreich aber auch heute „nur“ 245.646 Mitglieder ausmacht, dürfte eine ggf. ungenaue Errechnung keinen großen Einfluss haben.

Man sieht: Über die zwei Jahr hinweg konnte XING im deutschen Sprachraum mehr Nutzer gewinnen, als LinkedIn. Aber LinkedIn holt auf. Von Februar 2012 bis August 2012 konnte LinkedIn im DACH-Gebiet erstmals mehr Nutzer gewinnen, als XING. Mit 390.111 neuen Mitgliedern sogar fast doppelt so viele.

Meiner Meinung nach, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis LinkedIn XING tatsächlich auch auf dem deutschen Markt einholt.

 

Was denkt Ihr? Hat XING langfristig eine Chance gegen LinkedIn zu bestehen? 

 

 

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12 Comments

  1. Doro B.

    Hast du eine Idee, woher bei LinkedIn die Diskrepanz in den Nutzerzahlen zwischen Kampagnen-Manager und PR kommt? Stand heute komme ich über den Kampagnen-Manager auf 2.325.001 Nutzer in der DACH-Region (DE: 1.746.733, CH: 340.390, A: 237.878). Offiziell wurden aber vor nicht allzu langer Zeit 4 Mio. Nutzer in der DACH-Region gefeiert. 1,7 Mio. Nutzer Unterschied sind ein bisschen zu viel, um es als Rundungsfehler zu erklären.

    • Hi Doro,

      spontan habe ich keine Erklärung, die zu 100% wasserdicht ist.
      Das einzige, das ich mir als Erklärung zurecht biegen kann: Im AdPlanner werden vielleicht „nur“ aktive Nutzer ausgewiesen und die vier Millionen sind alle angelegten Profile?!

      Meinst Du das wäre plausibel?

      • Doro B.

        Ja, die 4 Mio. könnten auf jeden Fall alle angelegten Mitgliederkonten sein. Damit hat man aber noch lange kein Profil, auf dem Werbung ausgespielt werden kann. Vielleicht muss das Profil zu einem bestimmten Grad gefüllt sein, um für Werbung zur Verfügung zu stehen, und das sind dann die 2,3 Mio, die im Kampagnenmanager ausgewiesen werden.

  2. Pingback: Linkedin und Xing: Warum Ihre Firma sie benötigt!

  3. XING ist in meinen Augen in jedem Fall nutzerfreundlicher. Hier kann linkedIn nicht mithalten – das beginnt bereits bei der Formatierung des Lebenslaufes. Es fehlt natürlich die internationale Vernetzung (bzw. ist die zu gering).

    Dass die Business-Netzwerke so schnell ihre Bedeutung verlieren wage ich (gerade in Deutschland) allerdings sehr stark zu bezweifeln (in den USA mag sich dies anders entwickeln).
    Der Grund ist m. E. der, dass in Deutschland noch sehr stark zwischen Privatem und Beruflichem unterschieden wird und sich das auch nicht so schnell ändern wird. Das Ganze erkennt man sehr gut an der steten Diskussion über den Verkauf von Nutzerdaten, Datenschutz, etc. Die Gesellschaft/Medien/Politik betreibt gleichzeitig mehr und mehr Aufklärung und startet Aufrufe im Internet doch nicht zu privat zu werden, bzw. hier zu unterscheiden.
    Und diese Personen, die tagtäglichen von Medien und Politik erzählt bekommen, sie müssen in Sozialen Netzwerken zwischen Privat und Beruf trennen, sollen all das aus eigenen Stücken in bereits 2-3 Jahren zusammenwerfen?
    Die meisten deutsche Unternehmen fangen gerade erst an, sich mit dem Thema „Social Media“ überhaupt annähernd ernsthaft auseinanderzusetzen.

    Eine Vermischung sehe ich auch kommen – allerdings in Deutschland frühestens in 5-8 Jahren und dann stellt sich die Frage, ob private Netzwerke berufliche integrieren, berufliche private integrieren oder beide kooperieren…

  4. Pingback: Social Media Aachen | Neu: Benachrichtigungen in Echtzeit jetzt auch bei LinkedIn | Ihre Agentur für digitale Kommunikation & Social Media in Aachen | Kampagnen, PR, Konzeption, Community Management, Apps, Seminare, Vorträge, Entwicklung, Design, Pl

  5. Pingback: Suppen Report KW 34 + 35 + 36 « Employer Branding von morgen

    • Nico Kirch

      Die aktuellen Zahlen zu LinkedIn in Österreich habe ich aus dem AdPlaner. Die Zahlen für die Vergangenheit habe ich dann errechnet an Hand des Wachstums von Deutschland und der Schweiz.

  6. Pingback: LinkedIn vs. XING: Ein Jahr nach der Büroeröffnung durch LinkedIn in Deutschland

  7. Mittel- bis langfristig haben die rein nationalen Netzwerke keine Chance – trotzdem weiß ich aus meinen Kunden- und Akquisegesprächen, dass xing hierzulande einfach beliebter ist. Meist wird als Grund die bessere Übersichtlichkeit, die mehr oder weniger komplett deutsche Sprache und die guten Features genannt. Meiner Ansicht nach ist allerdings das „bessere“ Layout / Übersichtlichkeit eine reine Gewöhnungssache. Die deutsche Sprache wird sich auch auf LinkedIn in dann relevanten Gruppen etc. durchsetzen, und die Möglichkeiten bei LinkedIn sind einfach noch besser, insbesondere, was die Vernetzung mit anderen Netzwerken angeht. Aber da sind die Deutschen einfach noch zu skeptisch und weniger aufgeschlossen. Aber wie gesagt: Das wird sich ändern!

  8. Mittel- bis langfristig haben die rein nationalen Netzwerke keine Chance – trotzdem weiß ich aus meinen Kunden- und Akquisegesprächen, dass xing hierzulande einfach beliebter ist. Meist wird als Grund die bessere Übersichtlichkeit, die mehr oder weniger komplett deutsche Sprache und die guten Features genannt. Meiner Ansicht nach ist allerdings das „bessere“ Layout / Übersichtlichkeit eine reine Gewöhnungssache. Die deutsche Sprache wird sich auch auf LinkedIn in dann relevanten Gruppen etc. durchsetzen, und die Möglichkeiten bei LinkedIn sind einfach noch besser, insbesondere, was die Vernetzung mit anderen Netzwerken angeht. Aber da sind die Deutschen einfach noch zu skeptisch und weniger aufgeschlossen. Aber wie gesagt: Das wird sich ändern!

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