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Trockene Augen So leiden Bildschirmarbeiter

Nach einem langen Büro-Arbeitstag schmerzen abends die Augen: Trockene Luft und konzentriertes Lesen stören den Tränenfilm auf der Hornhaut. Die Folgen können ernst sein, im schlimmsten Fall droht Blindheit. Dabei schützen selbst einfache Maßnahmen die Augen effektiv.
Augentropfen: Stundenlanges Arbeiten mit starrem Blick stört den Tränenfilm

Augentropfen: Stundenlanges Arbeiten mit starrem Blick stört den Tränenfilm

Foto: Corbis

Stundenlange Computerarbeit, der Blick konzentriert auf den Bildschirm gerichtet - anschließend brennen die Augen. Gereizte Augen sind für viele Büroarbeiter ein Problem, Lichtempfindlichkeit und ein trockenes Gefühl kommen hinzu. Je länger man am Schreibtisch sitzt, desto größer wird der Drang, die Augen zu reiben - und die Beschwerden so zu verschlimmern.

Mediziner haben viele Namen für die Augenprobleme: Office Eye oder Sicca-Syndrom, im Fachjargon Keratoconjunctivitis sicca. Etwa 15 Prozent der Bevölkerung leiden unter trockenen Augen, viele von ihnen täglich. Eine Vielzahl von Ursachen kann dazu führen, dass die Drüsen am Auge weniger Tränenflüssigkeit bilden oder der Tränenfilm auf der Hornhaut leidet.

"Oft liegen beide Störungen vor", sagt Augenarzt Gerd Geerling vom Universitätsklinikum Düsseldorf. In einigen Fällen ist auch die Hornhaut entzündet. Die Zusammensetzung des Tränenfilms ändert sich, wenn die Ausführungsgänge der sogenannten Meibom-Drüsen am Rand der Augenlider verhornen und verstopfen. Dann staut sich Sekret zurück, verdickt und verhärtet. "Ohne ausreichende Ölphase im Tränenfilm verdunstet die Tränenflüssigkeit jedoch viel schneller als normal", erklärt Augenärztin Birgit Gensch-Hager vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.

Künstliche Tränen gegen Schmerzen

Der Mangel an Tränenflüssigkeit lässt sich durch künstliche Tränen als Gel oder Augentropfen ausgleichen. Ist die Funktion der Meibom-Drüsen gestört, hilft der Tränenersatz, indem er Flüssigkeit nachliefert. "Es gibt weiterhin Medikamente, die Lipide enthalten, um den Tränenfilm zu stabilisieren", sagt Gerd Geerling.

Müssen Patienten ihre Augen häufig mit Tropfen unterstützen, kann es wichtig sein, auf Konservierungsmittel in den Augentropfen zu verzichten, die der Hornhaut schaden können. Sind Augenoberfläche oder Meibom-Drüsen entzündet, können kortisonhaltige Tropfen oder eine Kortisonsalbe für die Lidränder notwendig sein. Die Präparate drohen wiederum den Augeninnendruck zu erhöhen, wodurch das Risiko für ein Glaukom (Grüner Star) und eine Linsentrübung (Grauer Star) steigt.

Die Gänge der Meibom-Drüsen kann der Arzt auch mit einer feinen Drahtsonde öffnen und entleeren. "Ein sehr zeitaufwendiges und für den Patienten manchmal schmerzhaftes Verfahren, für das der klinische Nachweis der Wirksamkeit noch aussteht", sagt Gerd Geerling. Eine angenehmere Behandlung ist die Erwärmung der Lidränder auf 42 bis 43 Grad Celsius, wodurch das verhärtete Sekret in den Drüsen wieder flüssig wird. Durch eine Massage im Lidbereich kann das Sekret dann wie Zahnpasta aus einer Tube aus den Drüsen gedrückt werden. Diese Methoden können Patienten auch selbst zu Hause anwenden.

Vorsicht bei entzündlichen Krankheiten

Mittlerweile gibt es auch eine automatisierte Therapie. Die Betroffenen setzen eine spezielle Brille auf, die vor und hinter die Augenlider fasst, diese erwärmt und massiert. Nach der viertelstündigen Behandlung wird die Brille weggeworfen. "Die einmalige Behandlung kostet 1000 Euro, ist also ziemlich teuer. Die Kosten muss der Patient selbst tragen. Aufgrund einer eigenen Studie deutet sich jedoch an, dass der Effekt zumindest drei Monate anhält und größer ist, als wenn die Patienten zu Hause allein behandeln", fasst Geerling zusammen.

Kommt die teure Behandlung nicht in Frage, lässt sich möglicherweise auch die Do-it-yourself-Behandlung noch optimieren. In schweren Fällen kann ein niedrig dosiertes Antibiotikum helfen. "Das Antibiotikum wirkt entzündungshemmend und verändert die Fettzusammensetzung", sagt Gensch-Hager.

Wie trockene Augen am besten behandelt werden, hängt von der Ursache ab. Bei Patienten mit der Hauterkrankung Rosazea sind zum Beispiel meist sowohl die Meibom-Drüsen gestört als auch die Hornhaut entzündet, also muss beides behandelt werden. "Wenn das trockene Auge die Folge einer schweren entzündlichen Grunderkrankung ist, kann Erblindungsgefahr bestehen, weil sich Defekte und infolgedessen Geschwüre und Löcher in der Binde- und Hornhaut bilden können. Das ist allerdings das Worst-Case-Szenario", sagt Gerd Geerling.

Wer unter trockenen Augen leidet, weil er zu lange vor dem Computer sitzt, dem reichen meist schon Augentropfen und regelmäßige Pausen, in denen man fleißig blinzeln sollte. "Die Beschwerden lassen sich gut lindern, aber selten ganz beheben", so Augenarzt Geerling. Dann sind die trockenen Augen vor allem unangenehm, das Auge ist normalerweise aber nicht in Gefahr.

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