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Nichtrauchen Vier Wege aus der Nikotinsucht

Etwa jeder dritte Deutsche greift regelmäßig zur Zigarette. Therapien, Nikotinpflaster oder Hypnose versprechen den einfachen Ausstieg aus der Sucht. Doch selbst die beste Methode kann nur dann helfen, wenn der Raucher wirklich aufhören will.
Ungesunde Gewohnheit: Rauchen kostet jährlich Hunderttausende Deutsche das Leben

Ungesunde Gewohnheit: Rauchen kostet jährlich Hunderttausende Deutsche das Leben

Foto: PAUL YEUNG/ REUTERS

Rauchen kostet Geld und viel Lebenszeit. Wer rechtzeitig aufhört, bekommt bis zu zehn Jahre geschenkt, zeigt eine aktuelle Übersichtsstudie. Doch die Glimmstängel für immer zu verbannen, ist leichter gesagt als getan. Dabei kann die Rauchabstinenz auf ganz unterschiedliche Weise gelingen.

Manche legen den Glimmstängel von heute auf morgen aus der Hand, andere versuchen, sich das Rauchen nach und nach abzugewöhnen. Der inzwischen verstorbene Nichtraucher-Aktivist Allen Carr half mit seinem Bestseller "Endlich Nichtraucher" einigen Qualmern beim Aufhören. Aber auch Hypnotiseure und Akupunkteure versprechen, das Entzugsleiden erträglich zu machen.

Die meisten Menschen starten den Rauchstopp ohne Hilfe: Laut dem Eurobarometer 2012 versuchen 66 Prozent der Raucher, allein von den Zigaretten loszukommen . Dies gelingt ihnen allerdings nur selten beim ersten Versuch. "Der Wille zum Aufhören ist dennoch die entscheidende Grundvoraussetzung", sagt Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). "Ohne ihn nutzt auch kein Hilfsmittel."

Derzeit rauchen laut Eurobarometer  etwa 30 Prozent der Deutschen. 47 Prozent der 15- bis 24-Jährigen haben schon einmal versucht, das Rauchen aufzugeben. In der Gruppe der 40- bis 54-Jährigen waren es 66 Prozent. Rauchen kann körperlich und seelisch abhängig machen. Daher empfiehlt die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) in einer Leitlinie  für einen sicheren Rauchstopp, Methoden zur psychologischen und physiologischen Entwöhnung zu kombinieren.

SPIEGEL ONLINE stellt die vier bekanntesten Wege der Rauchentwöhnung vor und erklärt, wie sie funktionieren.

Allein aufhören - Die Vorbereitung macht's

Wer aufhört zu rauchen, kämpft mit Entzugserscheinungen wie Unruhe, Reizbarkeit und Unwohlsein. "Deshalb muss man sich auf das Aufhören vorbereiten", sagt Pötschke-Langer. In den ersten Stunden des Entzugs attackieren Durst und Hunger den Körper. "Für den ersten Tag ohne Zigarette sollte man deshalb frisches Obst einkaufen." Auch zuckerfreie Kaugummis, Tee und Wasser helfen über die ersten Entzugserscheinungen hinweg.

"Überlegen Sie sich, bevor Sie aufhören, was Sie anstatt des Rauchens tun wollen, und meiden Sie in den ersten zwei Wochen Situationen, die Sie leicht in Versuchung bringen", rät die Expertin. Es helfe, ein Datum für den Ausstieg festzulegen und alle Rauchutensilien wegzuwerfen. Auch Beschäftigung - etwa durch Sport - sei eine gute Methode, um sich vom Entzug abzulenken. Das DKFZ hat zehn Tipps zusammengestellt, die beim Aufhören helfen .

Wie schwer der Entzug fällt, hängt auch vom Grad der körperlichen und psychischen Abhängigkeit ab. Der international anerkannte Fagerström-Test  verrät den Schweregrad der Abhängigkeit. Ohne Hilfe gelingen laut Pötschke-Langer nur etwa drei bis sechs Prozent der Aufhörversuche.

Mit kurzzeitigen Rückfällen sollten Ex-Raucher entspannt umgehen. "Geben Sie Ihr Ziel nicht auf, sondern machen Sie direkt mit dem Nichtrauchen weiter", empfiehlt die Expertin.

Beratung und Verhaltenstherapie - Nur mit dem richtigen Therapeuten

Wichtigster Bestandteil der Entwöhnung ist die Beratung: Dabei sollen Raucher sich ihr schlechtes Verhalten abgewöhnen und es durch andere positive Erfahrungen ersetzen. Wie selbstverständlich bauen Abhängige Zigaretten in ihren Alltag ein. Oft verknüpfen sie unterbewusst positive Eigenschaften mit ihrer Angewohnheit - etwa Anerkennung oder bessere Chancen, neue Kontakte zu knüpfen.

Übersichtsartikel - auch der der AWMF und der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft - kommen zu dem Schluss, dass Verhaltenstherapie ein wirksames Mittel ist, um sich das Rauchen abzugewöhnen. "Eine Beratung und Therapie kann die Erfolgschancen auf 20 bis 30 Prozent erhöhen", sagt Pötschke-Langer. Die Verhaltenstherapie versucht, mit Gesprächen, Rollenspielen oder in Gruppensitzungen neue Wege für Situationen aufzuzeigen, in denen die Betroffenen sonst zur Zigarette greifen würden.

Auf die Erfolgsquoten einer Therapie sollte man sich dennoch nicht verlassen. "Gerade bei der persönlichen Betreuung spielt das Zwischenmenschliche eine große Rolle", so Pötschke-Langer. Sei die Stimmung in einer Gruppe oder bei der Einzelberatung schlecht, zeige die Therapie wesentlich geringere Erfolge.

Nikotinersatztherapie - Am besten in Kombination mit Beratung

Beim Rauchentzug verlangt der Körper nach Nikotin, das er sonst über die Zigaretten aufgenommen hat. Entzugserscheinungen sind die Folge. Pflaster, Tabletten, Kaugummis oder Inhaliergeräte mit Nikotin sollen helfen, die körperlichen Symptome zu lindern. Auf diese Weise kann sich der Raucher zunächst stärker auf seine psychische Abhängigkeit konzentrieren.

Vor allem starken Rauchern können Pflaster und Co. die erste Zeit des Entzugs erleichtern. Allerdings bergen die Nikotinersatzprodukte die Gefahr, sich in eine neue Abhängigkeit zu begeben. Akute Entzugssymptome und das akute Verlangen lindern sie zuverlässig. Ob die Chance, sich das Rauchen abzugewöhnen, durch die Produkte allein tatsächlich steigt, ist umstritten. "Kombiniert mit einer Beratung können sie die Erfolgsquote aber merkbar nach oben treiben", sagt Pötschke-Langer.

Während des Entzugs tauchen manchmal auch depressive Affektstörungen wie Depressionen oder übertriebene Gefühlsreaktionen auf. Das Antidepressivum Bupropion, das in Deutschland unter dem Namen Zyban verkauft wird, und das Medikament Vareniclin wirken negativen Empfindungen während des Entzugs entgegen, allerdings nicht ohne Nebenwirkungen. Bupropion etwa kann Schlaflosigkeit, Zittern, Konzentrationsstörungen oder Unruhe auslösen. "Diese verschreibungspflichtigen Medikamente kommen erst in Betracht, wenn mehrere Versuche mit Beratung und Nikotinersatztherapie gescheitert sind", sagt Pötschke-Langer.

Hypnose und Akupunktur - Wissenschaftlich kein Nutzen

Der Glaube an den Erfolg einer Therapie ist bei Hypnose und Akupunktur offenbar das Entscheidende. Wissenschaftlich konnte bislang bei beiden Methoden nicht mehr als ein Placeboeffekt nachgewiesen werden, berichtet die AWMF. Allein die positiven Erwartungen des Patienten helfen ihm, durch diese Therapien mit dem Rauchen aufzuhören.

"Das Problem bei der Hypnose und Akupunktur ist, dass der Raucher nicht aktiv in den Prozess eingebunden ist", erklärt Pötschke-Langer. Bei der Prozedur setze er sich in der Regel nicht mit seinen Rauchmustern auseinander und entwickle keine alternativen Verhaltensweisen zum Rauchen. "Menschen, die der Meinung sind, aufgrund einer Hypnose oder Akupunktur mit dem Rauchen aufgehört zu haben, werden meist schnell wieder rückfällig."

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