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Jahreszeiten Acht Dinge, die der Frühling mit dem Körper anstellt

Die Krokusse sprießen, die Luft riecht nach Moos, die Sonne strahlt: Der Frühling ist da! Kommt mit ihm auch die verflixte Müdigkeit? Spielen unsere Hormone tatsächlich verrückt? Acht Thesen im Test.
Blühende Krokusse in Freiburg: Ein sonniges Wochenende kommt

Blühende Krokusse in Freiburg: Ein sonniges Wochenende kommt

Foto: Patrick Seeger/ dpa
Unterricht? Aufpassen? Lieber schlafen!

Unterricht? Aufpassen? Lieber schlafen!

Foto: Corbis

These 1: Im Frühjahr kommt die Frühjahrsmüdigkeit.

Ja, es gibt Menschen, die im Frühling, wenn die Temperaturen steigen und es wieder länger hell ist, vermehrt unter Müdigkeit leiden. Aber: "Es gibt nur wenige, die eine echte Frühjahrsmüdigkeit haben. Das Phänomen wird ein wenig hochgespielt", sagt der Endokrinologe Helmut Schatz in einem SPIEGEL-ONLINE-Interview.

Dramatisch ist die kurze Phase der Schlappheit in aller Regel nicht. Nach ein paar Tagen sollte die Müdigkeit von selbst verflogen sein, und man kann den Frühling wirklich genießen. Doch warum begrüßt mancher den Frühling am liebsten schlafend? Experten machen unter anderem Umstellungen im Hormonhaushalt und die Auswirkungen der schwankenden Temperaturen auf die Blutgefäße dafür verantwortlich.

Wer hat an der Uhr gedreht: Eine Stunde wird geraubt

Wer hat an der Uhr gedreht: Eine Stunde wird geraubt

Foto: Stephan Savoia/ ASSOCIATED PRESS


These 2: Die Zeitumstellung Ende März verursacht einen Mini-Jetlag.

Viele Menschen nervt, dass zweimal im Jahr die Uhr umgestellt werden musst. Zumal die in einer Frühlingsnacht geraubte Stunde (am 30. März ist es so weit) durchaus leichte Beschwerden hervorrufen kann. Laut einer Umfrage der DAK-Gesundheit leiden 30 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer in den Tagen nach der Zeitumstellung vermehrt unter Einschlafproblemen, Schlafstörungen und Müdigkeit am Tag. Meistens verschwinden die Beschwerden recht schnell. Dennoch plädieren viele für eine Abschaffung der Sommerzeit. Aber eine Umstellung um eine Stunde ist nicht vergleichbar mit jener Zeitverschiebung um mehrere Stunden, die der Körper etwa bei Fernreisen durchlebt und die tatsächlich einen Jetlag auslösen kann.


Oh weh: Auch Affen bekommen Heuschnupfen

Oh weh: Auch Affen bekommen Heuschnupfen

Foto: Buddhika Weerasinghe/ Getty Images

These 3: Für Pollenallergiker ist der Frühling die schlimmste Jahreszeit.

Viele Pollenallergiker sehen dem Frühlingsanfang mit gemischten Gefühlen entgegen. Klar: Es ist schön, wenn die Sonne endlich wieder lange scheint und die Temperaturen steigen. Doch dass alles erblüht, hat für sie nun einmal Nachteile. Unter anderem schleudert die Birke von März an vermehrt Pollen in die Luft. Frühblüher wie Hasel und Erle können Allergikern schon im Februar das Leben schwer machen. In diesem Jahr meldete der Deutsche Wetterdienst sogar im Januar schon leichten Haselpollenflug.

Andere Pollen werden dagegen erst im Sommer ein Problem, etwa die von Gerste, Hafer und Roggen. Die besonders stark allergieauslösende Ambrosia hat ihre Hauptblüte sogar erst im August und September. Der Frühling ist deshalb nicht für jeden Pollenallergiker die Hauptleidenszeit. Einige Tipps helfen den Geplagten, die Pollenflugzeit möglichst gut zu überstehen. Hier  geht es zum Pollenflugkalender.


Hier kommt die Sonne: Die Haut kann wieder Vitamin D bilden

Hier kommt die Sonne: Die Haut kann wieder Vitamin D bilden

Foto: Frank Rumpenhorst/ dpa

These 4: Im Frühling werden die Vitamin-D-Speicher wieder aufgefüllt.

Im Winter müssen die Sonnenstrahlen eine so weite Strecke durch die Atmosphäre zurücklegen, dass tatsächlich kaum UVB-Strahlung auf der Erdoberfläche ankommt. Nur mit ihr aber kann der Körper selbst Vitamin D produzieren. Deshalb ist es tatsächlich ratsam, im Frühling die aufgebrauchten Vitamin-D-Reserven wieder aufzufüllen. Dafür sollte man regelmäßig 18 bis 20 Prozent der Körperoberfläche in die Sonne halten - das entspricht zum Beispiel Gesicht, Händen und Unterarmen. Alternativ steckt das Vitamin auch in fettreichen Lebensmitteln wie Hering, Makrele, Lachs, Hühnereiern und Margarine.


Joggen bei Kirschblüte: Der Winterspeck muss weg

Joggen bei Kirschblüte: Der Winterspeck muss weg

Foto: Sven Hoppe/ dpa

These 5: Im Frühling lässt sich der Winterspeck besonders leicht verlieren.

Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter - der innere Schweinehund lauert zu jeder Jahreszeit. Allerdings schüttet der Körper durch das Licht und die wärmeren Temperaturen weniger Schlafhormone aus, stattdessen zirkulieren mehr antreibende Hormone, sagt der Endokrinologe Schatz. Das hat einen erfreulichen Effekt: Wir fühlen uns fitter und haben einen größeren Bewegungsdrang. Kalorienarme, saisonale Lebensmittel wie Spargel erleichtern außerdem eine gesunde Ernährung. Von allein nimmt man jedoch auch im Frühling nicht ab.

Sonnencreme: Der Fußrücken ist besonders gefährdet

Sonnencreme: Der Fußrücken ist besonders gefährdet

Foto: Stephanie Pilick/ dpa


These 6: Die Haut ist im Frühling besonders sonnenempfindlich.

Das stimmt! Die Haut hat sich über den Winter erneuert, an Armen, Beinen und im Dekolleté war sie bisher immer gut unter Wollpullovern und Daunenjacken versteckt. Lüften wir unsere Kleidung zum ersten Mal, ist sie mit ihrer geringen Pigmentierung der Sonne noch ziemlich schutzlos ausgesetzt. Hinzu kommt, dass sich in den Frühjahrsmonaten April und Mai in der Atmosphäre mitunter nur geringe Mengen Ozon befinden, die einen Teil der energiereichen UV-Strahlung von der Erde abhalten. Daher ist das Sonnenbrandrisiko trotz der geringeren Temperaturen bereits erhöht. Da hilft bei langen Frühlingsspaziergängen und ausgedehnten Picknicks nur eins: cremen, cremen, cremen - mit Lichtschutzfaktor.


Romantik mit Sonnenuntergang: Was ist dran an den Frühlingsgefühlen?

Romantik mit Sonnenuntergang: Was ist dran an den Frühlingsgefühlen?

Foto: Patrick Pleul/ dpa

These 7: Die Hormone spielen im Frühling verrückt.

Mit den längeren, wärmeren Tagen verändert sich der Hormon-Cocktail, der in unserem Blut zirkuliert. Durch das Mehr an Sonnenlicht produziert der Körper weniger Melatonin, ein Schlafhormon. "Außerdem steigt das Glückshormon Serotonin", sagt Schatz. Dass die Sexualhormone im Frühling verrückt spielen und man sich deshalb schneller verliebt, ist laut dem Experten allerdings ein Ammenmärchen.

Schatz macht für die Frühlingsgefühle stattdessen ganz andere Gründe verantwortlich, unter anderem optische Reize: Die Menschen gehen leichter bekleidet durch die Straßen. Zudem sieht man im Frühling wieder helle, kräftige Farben. Das führt laut Schatz zu positiven Gefühlen. Zudem gebe es einen psychologischen Faktor: Auch der Mensch als Teil der Natur erwache, wenn der Frühling erwacht.

Schöne Bluten, schlechte Pollen: Heuschnupfen

Schöne Bluten, schlechte Pollen: Heuschnupfen

Foto: DAVID GRAY/ REUTERS


These 8: Im Frühjahr drohen die schlimmsten Erkältungen.

Auch im Frühjahr gibt es noch Erkältungen und sogar Fälle der echten Grippe, bei denen das Fieber plötzlich in die Höhe schnellt und die Betroffenen eine Woche lang das Bett hüten müssen. Im vergangenen Winter endete die Grippewelle zum Beispiel erst im April . Grundsätzlich aber sinkt die Zahl der Atemwegserkrankungen etwa ab Februar, wie Statistiken des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen. Wie stark die Erkältungen ausfallen, lässt sich daraus allerdings nicht ablesen. Klar ist aber auch, dass die typische Erkältungszeit für viele von der Heuschnupfenzeit abgelöst wird - und deshalb vielleicht der Eindruck entsteht, dass im Frühling die Triefnase noch viel schlimmer ist.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde der Eindruck erweckt, dass die Erde im Winter weiter von der Sonne entfernt ist. Wir haben die Formulierung geändert.

irb/web