Zum Inhalt springen
Fotostrecke

Berlin-Marathon: In Rekordzeit durch die Hauptstadt

Foto: JOHN MACDOUGALL/ AFP

Achilles' Verse Läufer der Welt, rennt in dieser Stadt!

Die Berliner Marathonstrecke ist weltweit Spitze: Hier werden Rekorde gelaufen, die Atmosphäre kann es mit Boston oder New York aufnehmen. Achim Achilles hat Argumente gesammelt, wieso Hobbyathleten unbedingt in Berlin am Start sein müssen - oder den Lauf meiden sollten.

Der Berlin-Marathon gilt als Lauf-Highlight des Jahres. Hier purzeln die Weltrekorde, hier trifft sich die internationale Läufergemeinschaft. Rund 40.000 Läufer und ein Riesenpublikum an der Strecke sorgen für ein gigantisches Spektakel. Viele Bewegungsmuffel lassen sich vom Lauf durch das Brandenburger Tor mitreißen und träumen von einem Start. Einmal Berlin laufen.

Doch nicht alle teilen die Berlin-Euphorie. Zu groß, zu teuer, zu voll. Zum Start der heutigen Anmeldefrist haben wir uns umgehört und in der Achilles-Community Argumente gesammelt: Warum sollte man den Berlin-Marathon unbedingt mitlaufen - und wieso sollte man ihn meiden.

Läufer-Gemeinschaft vs. Ellbogengesellschaft

Top: Der Berlin-Marathon  darf in keiner Läufer-Vita fehlen. Hier ist alles größer und internationaler. Rund 65.000 Sportler - Läufer, Inliner, Handbiker und Rollstuhlsportler aus der ganzen Welt bewegen die Hauptstadt. In Berlin kommen alle zusammen und ziehen ein Millionenpublikum an der Strecke und an den Fernsehbildschirmen in den Bann.

Flop: Wo viele Läufer sind, ist wenig Platz. Bisweilen hat man als Teilnehmer das Gefühl, dass man mehr von der Masse geschoben wird, als dass man aus eigenen Stücken läuft. Manch einer empfindet die Massenbewegung als Läufergemeinschaft, andere sprechen eher von Ellbogengesellschaft.

Schnelle Strecke vs. langsames Feld

Top: Gerade für Spitzenläufer ist Berlin eine prima Adresse. Seit 2006 gilt Berlin als das schnellste Marathon-Rennen der Welt, gemessen an den zehn schnellsten Zeiten in einem Lauf. Die letzten fünf Marathon-Weltrekorde der Männer wurden hier erlaufen. Am vergangenen Wochenendeverbesserte der Kenianer Wilson Kipsang den Weltrekord um satte 15 Sekunden - und das mit Vorankündigung.

Flop: Während die Kenianer bereits die Füße in der Hotellounge hochlegen, strampelt sich Otto Normalläufer noch durch die verstopften Gassen. Die Aussicht auf Bestzeit relativiert sich auch schnell: Man muss schließlich Kinder am Streckenrand abklatschen, den Menschenmassen zujubeln, Platz im Läuferfeld behaupten und für Kameras posieren. Wer hat da noch Zeit für seine Wettbewerbszeit ?

Sightseeing-Spaß vs. Motivations-Mogelpackung

Top: Kaum eine Strecke  der Welt ist so geschichtsträchtig wie die der ehemals geteilten Stadt. Siegessäule, Reichstag, Alexanderplatz, Kreuzberg, Kurfürstendamm, Gendarmenmarkt, Potsdamer Platz und natürlich das Brandenburger Tor. Wer die Muße hat, kann hier Berlin von allen Seiten kennenlernen und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Strecke ist dazu relativ flach, ohne große Steigungen.

Flop: Seien wir ehrlich. Außer den sechs-Stunden-Läufern kennen die meisten Teilnehmer nur einen Blick: den auf die GPS-Uhr. Für Erstläufer: Der Zieleinlauf ist eine Motivations-Mogelpackung. Für rund 40 Kilometer sehnt man sich nach dem Brandenburger Tor und wähnt sich am Ziel. Man holt noch mal alles aus sich heraus, sprintet - und merkt dann, dass man noch rund zwei Kilometer vor sich hat.

Sportmesse vs. Startnummernausgabe

Top: In Berlin ist selbst die Startnummernausgabe ein Spektakel. Der Ort der Marathon-Messe auf dem ehemaligen Flughafengelände Tempelhof hat Stil. Alle bekannten Sportmarken präsentieren hier ihre Neuerungen, man trifft Stars wie zum Beispiel dieses Jahr Marathon-Legende Haile Gebrselassie .

Flop: Die Startnummernausgabe ist eine Katastrophe. Erst wird man in bester Kaufhausmanier durch die dröhnende Verkaufsmesse geschleust, dann muss man stundenlang anstehen. Tipp: Wenn möglich am Donnerstag oder frühen Freitag hingehen. Leider ist das fast unmöglich, wenn man von außerhalb kommt oder arbeiten muss.

Gemeinschaftsgefühl vs. Kommerz

Top: Beim Berlin-Marathon ist man selbst als lahme Ente nicht allein auf weiter Flur. Selbst nach sechs Stunden stehen noch Menschen an der Strecke und jubeln den Teilnehmern frenetisch zu. Wo kriegt man sonst so viel Applaus fürs Schleichen? Selbstvon Killerkrämpfen geplagte Wunderläufer halten so bis zum Ende durch. Und immerhin war man bei der Anmeldung schnell gewesen. Im vergangenen Jahr war der Berlin-Marathon nach rund dreieinhalb Stunden ausverkauft.

Flop: Ab diesem Jahr, also von heute an, spielt Schnelligkeit bei der Anmeldung keine Rolle mehr. Die Startplätze werden verlost. Das heißt: entspanntes Voranmelden und anschließendes Zittern bei der Vergabe. Gruppen- oder Paaranmeldungen sind so nicht möglich. Sehr ärgerlich. Zudem beschweren sich viele Teilnehmer, dass die Startgebühren zu hoch seien. Mit Shirt und Medaillengravur kommt eine dreistellige Summe zusammen. Und so mancher Sechsstundenläufer von diesem Jahr wartet heute noch auf seine Finisher-Medaille. Vielleicht sollte man doch woanders laufen. Marathonläufe  gibt's schließlich zuhauf.


Statt Marathon laufen lieber Marathonlesen: Achim Achilles' neues Buch: "Laufen und Marathon  - die besten Kolumnen zu meiner Lieblingsschinderei".

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.