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Mut zum schlechten Vorsatz Die reine Lust am Ungehorsam

Raus aus der Neujahrsfalle, sagt Wunderläufer Achim Achilles und fordert Mut zu richtig schlechten Vorsätzen. Denn was unnachhaltig und egoistisch ist, tut der Sportlerseele gut. Also: 2015 mehr shoppen, weniger trainieren. Und Walker grüßen.
Wäre auch mal ein Vorsatz: Öfter mal die Füße hochlegen

Wäre auch mal ein Vorsatz: Öfter mal die Füße hochlegen

Foto: Julian Stratenschulte/ dpa

1. Öfter baden

Ökologisch ziemlicher Unsinn, weil hoher Wasserverbrauch. Aber: macht Spaß und entschleunigt. Endlich Zeit, ein Buch mit klugen Lauf-Kolumnen zu lesen. Zudem werden die vom Training geschundenen Muskeln entspannt . Ach, Unsinn. Training gehört ja zu den guten Vorsätzen. Besser also: Baden ohne vorheriges Training. Oder noch besser: Frisch gebadet zum Training. So gut hat da noch keiner gerochen.

2. Weniger trainieren

Jetzt mal ohne Quatsch: Immer mehr Trainer rücken vom stumpfen Kilometer-Gebolze ab. So langsam spricht sich herum, dass der Körper nicht nur vom ewigen Wiederholen lernt, sondern auch von Abwechslung und Überraschung. Lieber jeden Tag unauffällig eine halbe Stunde Bewegung unterbringen, als am Wochenende bis zur Besinnungslosigkeit wetzen und die Familie dauerhaft vergrätzen. Machen wir uns mal nichts vor: Ausdauersportler sind bisweilen ganz schöne Soziopathen. Aber sind wirklich nur die geschrubbten Kilometer das Ziel? Oder nicht doch ein paar belastbare menschliche Beziehungen?

3. Mehr shoppen

Wer die Bescheidenheit einfach nicht hinbekommt, sollte seinen Shoppingwahn wenigstens konsequent austoben. Natürlich brauchen wir keine Winterjacke, die minus 40 Grad aushält. Aber die Marke verspricht Exklusivität, der Preis ist hoch und die theoretische Möglichkeit eines Trainings bei Frost recht verlockend. Womöglich ist ja was dran an der Theorie, dass neue Klamotten zu mehr Sport animieren, weil man den schicken Fummel unbedingt vorführen muss.

4. Jeden Abend ein Gläschen Rotwein

Hebt die Laune, vertreibt den Schmerz, hilft beim Einschlafen und stärkt die Selbstwahrnehmung des Lebenskünstlers. Die große Kunst ist die Dosierung : "Gläschen" heißt eben nicht "Eimer" oder "ganze Flasche". Hoppala, jetzt sind wir aber schon wieder ganz knapp vorm guten Vorsatz. Na gut, wir korrigieren: "ein Glas".

5. Mut zum Schwänzen

Ach, Sie haben tatsächlich seit acht Jahren nicht ein einziges Training verpasst? Toll. Solche fragwürdigen Rekorde finden nur die Deutschen bewundernswert. Die wahre Herausforderung besteht aber darin, sein krankhaftes Pflichtbewusstsein zu bekämpfen und völlig unerwartet nicht zu erscheinen - ohne Grund, ohne Absage, einfach so, aus reiner Lust am Ungehorsam. Kann man sich dran gewöhnen. Einziges Problem: Der Rest der Trainingsgruppe ist derart besorgt, dass umgehend Rettungshubschrauber losgeschickt werden. Egal. Sehnen wir uns nicht alle nach ein wenig mehr Aufmerksamkeit?

6. Füße hoch

Die Familie in den Wochenendurlaub schicken, Kasten Bier, Chips und Steak liefern lassen. Die guten Jungs aus der Trainingsgruppe einladen. Und dann acht Folgen "True Detektive" am Stück durchgucken. Einziger Sprint bleibt der zum Klo, weil man ja nichts verpassen will. So geht konsequente Regeneration. Lässt sich virtuos mit Punkt fünf kombinieren.

7. Walker grüßen

Schlechtes Benehmen, Arroganz und herablassende Blicke gehören zu den wichtigsten Merkmalen des Freizeitsportlers. Umso überraschender ist es doch, auch den Mindertalentierten, den Witzfiguren und Peinlichkeitsmeistern ein Lächeln zu schenken. Also grüßen wir im neuen Jahr alle die, die es nicht so gut getroffen haben im Leben und am Stock gehen müssen.

8. Pegida aufmischen

Wo wir schon bei Provokationen sind - wer eine zusätzliche Sprinteinheit braucht, fährt montags idealerweise mit dem Rad nach Dresden, mischt sich mit dem Ghettoblaster unter den Pegida-Pöbel und spielt richtig krachigen Türk-HipHop. Das rockt.