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One M8 HTC stellt Alu-Smartphone vor

Das hat HTC sich etwas kosten lassen: In New York und London stellt das Unternehmen sein neues Top-Handy vor, das One M8. Es soll Geräten wie Samsungs Galaxy S5 Konkurrenz machen. Mit seiner Geheimhaltung allerdings hat der Konzern ein Problem.
HTC One M8: Gehäuse ganz aus Alu

HTC One M8: Gehäuse ganz aus Alu

Foto: AP/dpa

Wer die Szene in den letzten Monaten aufmerksam beobachtet hat, wusste alles Wichtige über das neue HTC-Flaggschiff-Smartphone schon vor der Veranstaltung. So sehr hat die Geheimhaltung eines Konzerns selten versagt. Erste Gerüchte über das neue Handy machten bereits im Januar die Runde. Umso größer war die Enttäuschung, als HTC auf dem Mobile World Congress im Februar bloß ein Mittelklasse-Handy vorstellte. Samsung nutzte die Gelegenheit, um dort das Galaxy S5 zu präsentieren, mit dem sich HTCs neues Modell nun messen muss.

USA-Cef Jason Mackenzie machte das bei der Produktpräsentation am Dienstag mit einer Stichelei deutlich: Was man hier tue, sei "so viel besser als nur ein neues Telefon mit ein Paar zusätzlichen Grübchen auf der Rückseite vorzustellen". Das Galaxy S5 war dafür kritisiert worden, es habe außer einem Gehäuse mit regelmäßigen Einbuchtungen nicht viel Neues zu bieten.

HTC hat es derzeit schwer: Noch 2010 hatte das Unternehmen aus Taiwan eine starke Marktposition, in den USA lag sein Marktanteil bei über 20 Prozent. Dann begann Samsung seinen Durchmarsch. Ende 2013 war HTCs Marktanteil in den USA bei unter 10 Prozent angekommen , Samsungs bei fast 25. HTC braucht dringend einen Erfolg.

Schneller Prozessor, bescheidene Kameras

Nicht nur zahllose Videos vom neuen One konnte man schon lange vor der Präsentation im Netz finden, auch die technischen Daten wurden in Gerüchten bis zuletzt verfeinert. Die erwiesen sich als weitgehend zutreffend:

• fünf-Zoll-Display mit Full-HD-Auflösung (1920 x 1080),

• 2,3 GHz schneller Quadcore-Prozessor,

• zwei Gigabyte Arbeitsspeicher,

• 16/32 Gigabyte Speicherplatz,

• ein microSD-Speicherkartensteckplatz, der Karten mit bis zu 128 Gigabyte Kapazität aufnehmen kann,

• W-Lan nach 802.11 ac/n/a/g/b,

• Bluetooth 4.0,

• Mobilfunk mit LTE, HSPA+, UMTS, EDGE, GPRS, GSM,

• Abmessungen: 14,6 x 7,1 x 0,9 Zentimeter,

• Gewicht: 160 Gramm.

Kamera-Duo erzeugt Unschärfe per Fingertipp

Fotostrecke

Galaxy S5: So sieht das neue Samsung-Smartphone aus

Foto: SPIEGEL ONLINE

Vor allem die Kameras des One M8 stechen aus der Masse heraus. Die zum Anwender gerichtete Frontkamera ermöglicht Fünf-Megapixel-Selfies. Auf der Rückseite aber finden sich gleich zwei Kameras, die beide eine geringere Auflösung als die Frontkamera bieten.

Ein ähnliches Konzept hat HTC schon beim ersten One eingesetzt, die Firma nennt das Prinzip Ultrapixel. Statt wie viele Konkurrenten Kameras mit immer mehr Pixeln einzubauen, verbaut HTC vergleichsweise wenige, dafür aber größere. Auf diese Weise sollen die einzelnen Bildsensoren mehr Licht auffangen und damit bessere Fotos mit geringerem Bildrauschen aufnehmen. Im All One M8 kommt dafür ein vergleichsweise großer 1/3.0-Zoll-Fotochip zum Einsatz, der bescheidene 4,1 Megapixel aufzeichnet.

Comic-Filter und Bewegungsunschärfe

Das gewisse Extra soll die Zweite Rückkamera ermöglichen, deren Auflösung mit 2 Megapixeln noch geringer ist. Ihre Aufgabe ist es, Tiefeninformationen über das Bild zu sammeln. Die Kombination der beiden Aufnahmen ermöglicht es, die Schärfeebene eines Fotos nachträglich zu verändern und gezielte Unschärfen zu erzeugen.

Einzigartig ist diese Funktion nicht. Zuerst wurde sie mit der ungewöhnlichen Lytro-Kamera eingeführt. Mittlerweile versuchen mehrere Handy-Hersteller, ähnliche Funktionen per Software nachzubilden. So hat beispielsweise Nokia für seine Lumia-Handys die App Refocus entwickelt, mit der sich derselbe Effekt erzielen lässt. Die Beispiele für diese Funktion, die HTC in London zeigte, waren nicht sehr beeindruckend. Spaßig sehen die zusätzlichen Möglichkeiten dieser Technik aus, etwa, dass man bestimmte Bildbereiche mit einem Comic-Filter oder einem Bewegungseffekt versehen kann.

Altgeräte aufheben!

Komplett überarbeitet wurde auch die HTC-Benutzeroberfläche Sense. Unter anderem sind nun neue Anbieter wie Fitbit und Foursquare jetzt direkt in die Startseite eingebunden, sollen beispielsweise automatisch Restauranttipps oder Fitness-Statistiken anzeigen. Das Gehäuse besteht fast zur Gänze aus Aluminium, es wird in Grau, Silber und Gold ausgeliefert. Dazu gibt es eine neue Hülle namens Dot View Case: Durch den perforierten Deckel lassen sich Informationen wie die Uhrzeit oder Hinweise auf eingegangene Nachrichten erkennen, ohne dass man ihn öffnet. Auch Anrufe soll man annehmen können, ohne die Hülle zu entfernen.

Die Akkulaufzeit soll gegenüber dem Vorgängermodell um 40 Prozent verbessert worden sein. In einem neuen Stromsparmodus soll das M8 auch bei fast leerem Akku zumindest einige Grundfunktionen weiter bereitstellen können. Allerdings wird diese Funktion wohl erst nach der Markteinführung nachgeliefert, per Software-Update.

Hinsichtlich der Bedienung hat sich HTC manches von der Konkurrenz abgeguckt. So kann man Gespräche annehmen, einfach indem man das Handy ans Ohr führt oder es, wie beispielsweise LGs G2, per Doppeltipp aufs Display an- und abschalten.

Der Verkaufsbeginn in Europa ist für den 4. April. geplant, Online-Händler bieten die 16-GB-Variante bereits für 679 Euro an. Anwender, die bereits ein Gerät der One-Baureihe haben, müssen allerdings nicht unbedingt neue Hardware kaufen. Für alle bisherigen One-Modelle soll es ein Software-Update geben, das die Software-Funktionen des M8 auf die alten Geräte nachrüstet.