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"Pokémon Go": Die Welt jagt Monster

Foto: MARK KAUZLARICH/ REUTERS

Für Android und iOS "Pokémon Go" jetzt auch offiziell in Deutschland

Spieler laufen durchs Krankenhaus und auf Bahngleise: "Pokémon Go" sorgt vielerorts für Chaos - bringt aber auch Menschen zusammen. Jetzt gibt es das Spiel auch in Deutschland, für iOS und Android.

"Pokémon Go" ist nun auch offiziell in Deutschland verfügbar. Seit Mittwochvormittag lässt sich das Spiel im Play Store von Google  und im Apple AppStore  herunterladen. Bislang war das Spiel hierzulande nur über Umwege erhältlich.

"Pokémon Go" zählt gerade zu den beliebtesten Apps überhaupt - doch das Spiel sorgt auch für Konflikte. Aus Spielersicht lohnt es sich nämlich fast überall, sein Smartphone zu zücken, um Gegenstände und Pokémon zu sammeln.

Die Grundzüge des Spiels sind hier in der Fotostrecke erklärt:

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Verärgerung gibt es zum Beispiel bei einigen Gedenkstätten in den USA: Viele dieser Orte haben die Entwickler als besondere Schauplätze in die Spielwelt von "Pokémon Go" integriert, nun locken sie Pokémon-Jäger an. Der Arlington-Ehrenfriedhof in Washington hat seine Besucher per Twitter aufgefordert , das Spielen von "Pokémon Go" auf dem Gelände zu unterlassen. Es sei unangemessen.

Auch das Holocaust-Museum in der US-Hauptstadt appellierte an seine Besucher , respektvoll beim Einsatz von Technik zu sein. Man versuche, den Ort aus dem Spiel entfernen zu lassen, erklärte ein Sprecher dem Sender NPR.

Schon bei "Ingress" gab es Ärger

In der App für Android und iOS sind "Pokémon"-Figuren in der realen Welt verteilt, ein Spieler muss in der Nähe sein, um sie auf dem Smartphone-Bildschirm zu sehen und fangen zu können. Die Entwickler - Nintendos Pokémon Company und die Spielefirma Niantic Labs - geben die Möglichkeit, unangemessene Orte zu melden.

Niantic - das Unternehmen war damals noch eine Google-Tochter - hatte vergangenes Jahr schon einmal ähnlichen Ärger, in Deutschland. Im ebenfalls ortsbasierten Spiel "Ingress" wurden einige der Portale, um die Nutzer kämpfen müssen, bei ehemaligen Konzentrationslagern der Nazis platziert. Nach Kritik wurden die Portale schnell aus der Nähe der Stätten entfernt. "Pokémon Go" greift auch auf Datenbanken von "Ingress" zurück.

Unterdessen meldete die Polizei der A&M University in Texas sogar einen Auffahrunfall im Zusammenhang mit dem Spiel. Ein Fahrer stellte seinen Wagen regelwidrig ab, um auszusteigen und ein Pokémon zu fangen, wie die Polizei bei Twitter erklärte . Ein anderes Auto fuhr von hinten auf.

Dieses Video zeigt, wie in Los Angeles gespielt wird:

SPIEGEL ONLINE

In Deutschland war "Pokémon Go" bis Mittwoch nur inoffiziell erhältlich, etwa per Download über den US-App-Store von Apple oder Google. Nichtsdestotrotz waren auch in Deutschland schon viele "Pokémon"-Jäger unterwegs. In einigen Städten wie Berlin  und Hamburg  werden per Facebook sogar "Pokémon"-Nachtwanderungen geplant, soziale Events für Fans des Spiels.

Diesen sozialen Aspekt des Spiels sollte man tatsächlich nicht vergessen. "Pokémon" sorgt für Gesprächsthemen und auch für ein Wir-Gefühl. Obwohl die App bislang vergleichsweise wenig direkte Interaktion mit anderen ermöglicht, gehen viele Spieler längst gemeinsam auf die Suche nach Monstern.

Drei Teams kämpfen um Macht

Wie bei beliebten Geocaching-Orten gibt es viele Spiel-Schauplätze, an denen sich Spieler treffen und oft auch miteinander ins Gespräch kommen. In Onlineforen wird über die besten Fangmethoden und gute Plätze zum Monsterfangen diskutiert.

Im Spiel gibt es insgesamt drei Teams, denen man sich anschließen kann: Intuition (gelb), Weisheit (blau) und Wagemut (rot). Im Namen und für Ruhm und Ehre dieser losen Gruppierungen lassen sich Arenen erobern und gegen andere Teams verteidigen. So kämpft man für und gegen andere, direkte Duelle an jeder Straßenecke sind bislang aber nicht möglich.

Mancherorts ist man aber wohl ganz froh, dass der Funktionsumfang des Spiels bislang noch nicht sonderlich breit ist. Sonst würden die Spieler wohl noch mehr Zeit an manch unpassendem Ort verbringen. In den Niederlanden zum Beispiel sah sich gerade das Akademische Medizinische Zentrum (AMC) in Amsterdam gezwungen, Besucher aufzufordern, beim Spielen von "Pokémon Go" nicht mehr in nichtöffentliche Bereiche des Krankenhauses einzudringen.

Vorsicht, Gleise

"Es gibt tatsächlich ein krankes Pokémon im AMC, aber wir sorgen gut für es. Bitte besucht es nicht", teilte die Klinik online mit. Beigefügt war ein Bild der Pokémon-Figur Pikachu neben einer Taschentücher-Box.

"Seit gestern ist uns aufgefallen, dass junge Leute mit Smartphones im Gebäude herumlaufen und in Bereiche gehen, in denen sie nicht sein sollten", sagte die AMC-Sprecherin Loes Magnin der Nachrichtenagentur AFP. Einige Spieler hätten sich sogar im Keller des Krankenhauses wiedergefunden, wo unter anderem Kleidung desinfiziert wird. "Die Patienten brauchen Ruhe und Erholung", mahnte Magnin.

Auch die niederländische Bahn-Aufsicht ProRail bat Nintendo um Änderungen an der Spiele-App, nachdem manche Spieler unwissentlich auf Gleise geraten waren.

Laut einem Bericht des niederländischen Rundfunks gingen in den vergangenen Tagen zudem bei der Polizei Beschwerden über verdächtige Mobilfunknutzer ein, die Häuser fotografieren. Der Verdacht, es handele sich um Einbrecher, die neue Ziele auskundschafteten, erhärtete sich nicht. Die auffälligen Handynutzer entpuppten sich vielmehr als Pokémon-Jäger.

Update, 10.40 Uhr: Wir haben nachträglich die Information eingebaut, dass auch die iOS-Version erhältlich ist.

mbö/dpa