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Kurskorrektur MySpace will zurück in die Zukunft

Die beiden neuen Chefs von MySpace haben in ihrem ersten Interview erklärt, wie sie die Plattform für Musiker und Musikliebhaber verändern wollen. Ein neuer Schwerpunkt und neue Funktionen sollen Nutzer locken - die tummeln sich zurzeit lieber bei Facebook und Co.
MySpace-Integration in Google-Suche: Neue Funktionen sollen Nutzer locken

MySpace-Integration in Google-Suche: Neue Funktionen sollen Nutzer locken

Foto: ROBYN BECK/ AFP

In den kommenden zwölf Monaten will MySpace endlich wieder auf- und verschlafene Entwicklungen nachholen. Wie das funktionieren soll, haben die beiden neuen Chefs der Seite, Mike Jones und Jason Hirschhorn, in ihrem ersten Interview seit Amtsantritt der "Financial Times"  erklärt. Mit einer Reihe neuer Features sollen Nutzer künftig auch über verschiedene Netzwerke hinweg Musik und andere Inhalte untereinander austauschen. Auch auf sogenannte Social Games, die in Facebook sehr erfolgreich sind, will MySpace verstärkt setzen. Der Agentur AFP sagte Jones bei der Spiele-Entwickler-Konferenz GDC, man werde "Spielen das gleiche Gewicht zumessen wie Musik". Eine eigene Game-Seite  wurde schon livegeschaltet.

Künftig soll das zentrale Motto "entdecken" und "entdeckt werden" sein. Dazu will sich MySpace nicht nur auf Musik beschränken, sondern setzt auf "Entertainment", auf Spiele und Filme. Die neue Strategie: MySpace will die erste Anlaufstellte für seine Nutzer werden, Inhalte im Web zu teilen. Neue Filterfunktionen und Themenseiten sollen das "entdecken" erleichtern.

Neue Ideen sind auch bitter nötig: Die Konkurrenz, allen voran Facebook, lässt MySpace derzeit alt aussehen. Dabei war die Plattform einst die stärkste im Markt. So stark, das Rupert Murdoch die Seite 2005 für rund 580 Millionen Dollar aufkaufte. Seitdem haben andere soziale Netzwerke aufgeholt - mit neuen Funktionen und offenen Schnittstellen. Facebook hat die einst so populäre Seite weit hinter sich gelassen, zählt mehr als 400 Millionen Nutzer. MySpace kommt nicht einmal auf die Hälfte.

MySpace will gebraucht werden

Zwar setzt die Seite Hunderte Millionen Dollar im Jahr um - doch zu lange wurde zu wenig getan, um für die Nutzer weiterhin attraktiv zu sein. MySpace droht überflüssig zu werden. Umfassende Musikangebote gibt es mittlerweile in großer Fülle im Netz, ob nun der Streamingdienst Spotify, Grooveshark , Soundcloud oder YouTube. Letztlich geht es auch um die Frage, wie viele soziale Netze ein Mensch braucht, wie viele unterschiedliche Accounts er bereit ist, zu unterhalten.

Gegen den schleichenden Bedeutungs- und Nutzerverlust hat MySpace in den vergangenen Monaten bereits etliche Änderungen auf den Weg gebracht, allen voran im Dezember die Öffnung der Datenströme nach außen. Verkündet wurde die von Mike Jones, einem der neuen Chefs. Er und Hirschhorn ersetzen den vor vier Wochen zurückgetretenen Owen Van Natta. Der war erst vor neun Monaten vom Konkurrenten Facebook zu MySpace gewechselt und schied offenbar im Streit.

Neben der Daten-Schnittstelle gibt es bereits weitere Änderungen zu sehen: In den USA verweist Googles Musiksuche auf Lieder bei MySpace, bald sollen Twitter-Nachrichten mit dem MySpace-Status synchronisiert werden. Suchmaschinen holen sich MySpace-Statusmeldungen in Echtzeit ab. Vieles davon beherrscht Facebook freilich schon lange. In Planung ist außerdem eine Statistikfunktion, mit der Künstler zudem genau verfolgen können, wo ihre ins Netzwerk gestellten Werke abgerufen werden.

Die geplanten Neuerungen kommen nicht alle auf einmal, sondern phasenweise. Den Anfang macht die Optik: In den kommenden Monaten sollen schönere, schlankere Profilseiten starten, zunächst für Musiker und Bands, dann für alle Nutzer. Erst wollen Jones und Hirschhorn die verbliebenen Nutzer beglücken, anschließend die Renegaten von Facebook zurückholen.

ore