Zum Inhalt springen

Streaming-Dienste Hulu und Netflix So kann man US-Serien auch in Deutschland sehen

In Deutschland laufen neue Serien mit Verspätung oder gar nicht. Mit Tricks verschaffen sich Fans aus Europa deswegen Zugang zu Hulu und Netflix. Wir sagen Ihnen, wie das funktioniert - und wie ein Anwalt die rechtliche Lage einschätzt.
"Breaking Bad": Sonntags in den USA, in Deutschland erst mittwochs

"Breaking Bad": Sonntags in den USA, in Deutschland erst mittwochs

Foto: DPA/ AMC/ Sony Pictures Television

Der Serienhit "Breaking Bad" brachte dem US-Sender AMC  in den vergangenen Tagen wieder Zuschauerrekorde. Der Großteil der fast sechs Millionen Zuschauer  bei Staffelauftakt waren gezwungenermaßen Amerikaner.

Zwar haben Europäer als Zuschauer zweiter Klasse Möglichkeiten im Pay-TV oder mit Hilfe deutscher Streaming-Dienste, Serien noch vor dem Start im Privatfernsehen zu sehen. Doch sind die nicht immer im Originalton verfügbar. Zudem müssen sich die deutschen Zuschauer nach dem US-Start bestenfalls ein paar Tage gedulden. Schlimmstenfalls schafft es eine Serie oder Show überhaupt nicht auf den deutschen Markt.

Weil aktuelle Folgen der Serie "Breaking Bad" nach der US-Ausstrahlung im Netz diskutiert werden, müssen deutsche Fans aufpassen - oder ihren Computer am besten ganz ausschalten. Doch nicht alle wollen warten. Mit Tricks lassen sich die Landessperren der großen, völlig legalen Fernsehportale Hulu und Netflix umgehen. Damit steht auch Deutschen das gesamte Angebot des US-Fernsehmarkts zur Verfügung - gleichberechtigt mit US-Bürgern.

So funktioniert das: Um festzustellen, aus welchem Land ein Nutzer kommt, kann man die IP-Adresse untersuchen. Eine IP-Adresse ist wie ein Nummernschild am Auto: Die genaue Identität lässt sich nur von Behörden bestimmen, das Herkunftsland kann aber jeder mit einem Blick sehen. Nutzer aus einem bestimmten Land lassen sich gezielt aussperren. YouTube erreicht damit beispielsweise, dass viele Musik-Videos für deutsche Surfer nicht zugänglich sind.

US-Fernsehen auch in Deutschland

Doch die IP-Adresse lässt sich verschleiern. Nutzer können ihren Internetverkehr über einen Server in den USA umleiten. Für Hulu oder Netflix gelten sie dann als Nutzer aus den Vereinigten Staaten, nicht aus Deutschland. Die Umleitung funktioniert über VPN, ein Virtual Private Network: Man verbindet seinen Rechner mit den Servern eines Anbieters. Der sorgt dafür, dass die Daten erst in den USA ins herkömmliche Internet fließen. Die Sperren der amerikanischen TV-Sender und Streaming-Dienste werden unwirksam.

Kostenlose VPN-Alternativen sind meist auf Hunderte Megabyte bei der Datenübertragung beschränkt, langsam oder nicht immer verfügbar, und damit für das Streamen ungeeignet. Mehr Geschwindigkeit und unbegrenztes Datenvolumen bieten dafür kostenpflichtige VPN-Dienste an, ab fünf Euro im Monat.

Prepaid-Kreditkarten mit falscher Postleitzahl

Je nach Einstellungen der VPN-Software lassen sich auch britische Angebote wie das der BBC  oder des britischen Netflix-Ablegers über den Computer ansehen. Denn Serien wie "Breaking Bad" laufen dort schneller als in Deutschland an. Dafür muss nur ein in Großbritannien stehender Server aus den oft umfangreichen Angeboten der VPN-Dienstleister angewählt werden. Aber erst durch einen Premium-Account bei einem der amerikanischen Streaming-Dienste wie Hulu oder Netflix eröffnen sich die findigen Nutzer die ganze Bandbreite der US-Medien: HD-Filme, Serien oder Shows im Originalton - sobald auch die Amerikaner sie sehen.

Die Registrierung bei Hulu und Netflix ist darauf ausgelegt, nur Amerikaner und bestenfalls Kanadier zuzulassen. Deutsche Kreditkarten als Zahlungsmittel lehnen die Portale ab, nur amerikanische PayPal-Konten werden akzeptiert. Neben amerikanischen IP-Adressen brauchen die Serienfans daher eine US-Kreditkarte. In Foren gibt es diverse Anleitungen, wie sich dieses Problem lösen lässt: Prepaid-Kreditkarten. Sie werden in vielen Drogerien, Tankstellen und Supermärkten in den USA angeboten und sind ähnlich wie Handy-Prepaid-Karten mit Geld "aufgeladen".

Das auch Vanilla Cards genannte Plastikgeld lässt sich direkt vor Ort einfach kaufen. Für alle, die keine Möglichkeit dazu haben, gibt es Alternativen: Geschäftstüchtige Händler bieten sie im Internet an. Beispielsweise auf Ebay oder auch auf speziell dafür eingerichteten Verkaufsportalen . Auch gibt es Anbieter, die virtuelle Kreditkarten , finanziert über ein PayPal-Konto, erstellen. Diese sollen nach Angaben einiger Nutzer auch für die Streaming-Dienste geeignet sein.

VPN einschalten, IP-Adresse vorgaukeln

Meist schicken die Anbieter nur Stunden nach dem Zahlungseingag per E-Mail die Daten und Ziffern einer Visa- oder Mastercard an den Käufer. Mehr wird nicht benötigt, um sie im Internet zu aktivieren. Außerdem ist eine amerikanische E-Mail-Adresse ein Muss für die Registrierung bei Hulu und Netflix. Doch auch viele E-Mail-Anbieter versuchen, Nutzer über IP-Adressen ihren Ländern zuzuordnen. Das umgehen die Serienfans aber mit ihren VPN-Diensten: Sie gaukeln beim Anlegen der Adresse einfach eine US-IP-Adresse vor. Andernfalls würden die Webseiten ihnen eine Registrierung verweigern.

Die Aktivierung der Prepaid-Karten verlangt nur eine amerikanische Postleitzahl. Die Tipps im Internet sind eindeutig: Es sollte eine aus Oregon oder Delaware sein, so lassen sich Steuern sparen. Und auch wo diese Adressen für jedermann zu finden sind, steht in den Foren: Über zum Verkauf stehende Häuser auf Immobilien-Webseiten kommen die Nutzer an die Adresse zur Einrichtung ihrer E-Mail-Konten heran.

Nach der Aktivierung der Prepaid-Kreditkarten bei laufender VPN-Verbindung und Eingabe der "neuen" Postleitzahl aus den USA steht nach einigen Klicks das Guthaben zur Verfügung. Mit dem lassen sich bei Hulu oder Netflix Premiumkonten registrieren. Hulu bietet sogar vorab einen kleinen Teil seiner Sammlung an, allerdings nur in schlechter Auflösung.

Mit der Adresse in Oregon oder Delaware, dem amerikanischen E-Mail-Konto und der Prepaid-Kreditkarte schaffen es die Nutzer, die Registrierung bei den Streaming-Diensten erfolgreich abzuschließen. Solange ihre VPN-Verbindung stabil ist, berichten die Fernsehfans, können sie sich auf den Internetseiten der Streaming-Dienste anmelden und Serien, Shows und Filme sogar in HD-Auflösung sehen.

"Vorgehen hat etwas Betrügerisches"

Rechtliche Konsequenzen sind allerdings möglich, erklärt Klaus Lodigkeit, Fachanwalt für IT-Recht. "Das Vorgehen hat etwas Betrügerisches. Dass das ein täuschendes Verhalten ist, steht außer Frage. Ich würde aus Sicht eines Anwalts davon abraten." Die Folgen für lügende Nutzer können unterschiedlich ausfallen. E-Mail- und Streaming-Konten könnten gesperrt oder gelöscht werden, falls auffällt, dass es sich um einen Nutzer aus Deutschland handelt. "Hinterlegte Mails oder Guthaben sind dann erst mal weg. Zudem könnten Schadensersatzforderungen und Strafanzeigen auf sie zukommen", vermutet der Hamburger Anwalt.

Fälle, in denen dies passiert ist, sind allerdings nicht bekannt. "Wie sich die Strafverfolgung noch entwickelt, hängt von den Ausmaßen ab. Es ist derzeit eher unwahrscheinlich, dass in Einzelfällen ermittelt wird", sagt Lodigkeit. Die Nutzer haben zudem auch kein schlechtes Gewissen, denn schließlich bezahlen sie für die Dienstleistung - allemal besser, als auf illegale Kopien zurückzugreifen.

Verlierer gibt es trotzdem: "Die Geschädigten sind nicht zwingend die US-Streaming-Dienste direkt", sagt Lodigkeit. "Die Verwertungsgesellschaften und auch die Werbeindustrie sind nicht auf die Verteilung durch Klicks deutscher User eingestellt." Einzelne Nicht-Amerikaner unter den Zuschauern richten zwar einen verhältnismäßig kleinen Schaden an. Doch sollte ihr Anteil steigen, würden unter anderem Firmen Werbeetats an Kunden verschwenden, die die gezeigten Produkte gar nicht kaufen können.

Die Angebote von zwei der großen amerikanische Streaming-Anbieter, was sie kosten und dafür im Vergleich zu deutschen Streaming-Diensten liefern, haben wir für Sie aufgeführt.