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Zufriedenheitsstudie Deutschen vergeht die Lust am Arbeiten

In deutschen Büros und Werkshallen herrscht überwiegend miese Stimmung: Einer Studie zufolge nimmt die Zufriedenheit der Arbeitnehmer immer weiter ab. Vor allem Ältere sind mit ihrem Job unglücklich.
Verzweifelt im Job (Symbolbild): Deutschland liegt im internationalen Vergleich auf Rang 18

Verzweifelt im Job (Symbolbild): Deutschland liegt im internationalen Vergleich auf Rang 18

Foto: Oliver Berg/ dpa

Duisburg - Was ist bloß mit Deutschlands Arbeitnehmern los? Sie arbeiten weniger und verdienen mehr als Bürger anderer OECD-Länder - und werden trotzdem immer unzufriedener mit ihrem Job. So hat sich die Freude der Deutschen an ihrer Arbeit laut einer Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen (IAQ) in den vergangenen 25 Jahren spürbar verschlechtert. Bewerteten sie 1984 ihre Arbeitszufriedenheit auf einer Skala von 0 bis 10 noch mit 7,6 Punkten, so reduzierte sich dieser Wert bis 2009 auf 6,8 Punkte.

Im internationalen Vergleich rangiert Deutschland damit weit hinten auf Rang 18. Nur in den ehemaligen Ostblockstaaten Slowakei, Ukraine, Bulgarien und Russland sind die Arbeitnehmer demnach noch unzufriedener. Am glücklichsten ist man dagegen in Dänemark, der Schweiz und Finnland.

Bei dem Studienergebnis sollte allerdings berücksichtigt werden, dass sich Deutschland 2009 in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befand. Zahlreiche Unternehmen strichen Arbeitsplätze oder setzten rigide Sparmaßnahmen um - Umstände also, die vermutlich in das Studienergebnis des IAQ eingeflossen sind. Entscheidend ist jedoch der Langfristtrend seit 1984.

Die Ursachen für die abnehmende Zufriedenheit sind nach Einschätzung der Wissenschaftler eine zunehmende Arbeitsbelastung, Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wachsende Unsicherheit über die berufliche Zukunft und geringe Lohnsteigerungen.

Besonders auffällig ist der Studie des IAQ zufolge, dass sich bei den älteren Arbeitnehmern über 50 Jahren die Einschätzung komplett gedreht hat. Mitte der achtziger Jahre verzeichneten sie demnach mit 7,9 Punkten die höchsten Zufriedenheitswerte aller Altersgruppen. 2009 lagen sie mit nur noch 6,6 Punkten sogar unter dem Durchschnitt.

Außerdem habe sich gezeigt, dass Menschen mit einer höheren Bildung in ihrer Arbeitssituation generell glücklicher sind als Beschäftigte mit niedrigen Bildungsabschlüssen. Und während ostdeutsche Arbeitnehmer lange unzufriedener waren als ihre westdeutschen Kollegen, glichen sich diese Unterschiede in den vergangenen Jahren an.

Die Duisburger Wissenschaftler werteten für ihre Studie unter anderem das sogenannte Sozio-oekonomische Panel (SOEP) aus, für das jedes Jahr etwa 20.000 Menschen Fragen zur Zufriedenheit mit ihrem Job, ihrer finanziellen Situation, aber auch anderen Aspekten wie etwa dem Bildungsstand beantworteten.

IW-Studie: Angestellte mit Teilzeitjob zufriedener

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft veröffentlichte am Dienstag ebenfalls eine Studie auf Grundlage des SOEP. Diese untersuchte den Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit und Einkommen. Demnach ist die Hälfte der Beschäftigten aus dem obersten Fünftel der Einkommen sehr zufrieden mit dem Job. Mit dem Sinken des Einkommens nimmt die Zufriedenheit aber ab - im unteren Einkommensfünftel sind nur noch 38 Prozent der Menschen sehr zufrieden. Auf der anderen Seite sind von den Reichen nur zwei Prozent nicht mit ihrem Job zufrieden, von den Einkommensschwachen aber sieben Prozent.

Wie das IW weiter ermittelte, ist besonders in der Gruppe der Auszubildenden die Zufriedenheit stark ausgeprägt. Hier zeigten sich 57 Prozent sehr zufrieden - bei den geringfügig Beschäftigten waren es nur 40 Prozent. Auch bei den Selbstständigen ist mit einem Anteil von 52 Prozent mehr als die Hälfte sehr zufrieden. Bemerkenswert ist zudem, dass Angestellte mit einem Teilzeitjob zufriedener sind als Angestellte mit einer Vollzeit-Stelle.

yes/AFP

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