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Gesundheitsreport Forscher warnen vor Herzinfarkt durch Stress im Job

Immenser Leistungsdruck bei schlechter Bezahlung - diese Kombination kann für Arbeitnehmer tödlich sein: Laut DAK-Gesundheitsreport 2011 erhöht sie das Risiko eines Herzinfarkts um mehr als das Doppelte. Fast zehn Prozent der Beschäftigten in Deutschland sind gefährdet.
Älterer Arbeitnehmer in Atemnot (Symbolbild): "Wer mithalten will, muss belastbar sein"

Älterer Arbeitnehmer in Atemnot (Symbolbild): "Wer mithalten will, muss belastbar sein"

Foto: Corbis

Berlin - 207.000 Herzinfarkte gibt es im Jahr in Deutschland, Forscher benennen den Stress im Büro als eine Ursache dafür. So leiden laut dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport 9,3 Prozent der Beschäftigten in der Bundesrepublik unter einer Krise, die von steigendem Arbeitsdruck bei gleichzeitig als mangelhaft empfundener Anerkennung oder Bezahlung herrühre.

Bislang seien als Risikofaktoren für das Leiden vor allem Rauchen, Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte bekannt, sagte Studienautor Hans-Dieter Nolting. Nun müssten nicht zuletzt von Jobproblemen ausgelöste psychische Ursachen stärker in den Blick genommen werden. Auch die ständige Verfügbarkeit durch neue Technologien wie mobiles Internet auf Smartphones könne zu den Ursachen zählen. "Es entsteht Stress, es entstehen Belastungen, es entsteht Angst", sagte DAK-Gesundheit-Chef Herbert Rebscher. "Wer mithalten will, muss schon belastbar sein - nicht nur körperlich, sondern auch psychisch."

Am häufigsten sehen Facharbeiter und Arbeiter große Anstrengung und geringe Belohnung im Missverhältnis. "15 Prozent sagen, sie hätten eine Verschlechterung der Arbeitssituation erfahren", sagte Nolting. Rund 22 Prozent der Befragten gaben an, stark unter häufigem Zeitdruck zu leiden. Über zu wenig Lohn klagen rund 23 Prozent, über mangelnde Anerkennung durch Chefs und Büroumfeld rund 17 Prozent. Auch gestiegener Arbeitsanfall, ständige Unterbrechungen und als schlecht empfundene Aufstiegschancen machen vielen das Arbeitsleben demnach schwer.

Krankenstand steigt auf höchstes Niveau seit 15 Jahren

Ein solcher arbeitsbedingter Stress kann laut Rebscher zur psychischen Belastung werden. Zusätzlich werde das Herzinfarktrisiko mehr als verdoppelt. "Angesichts älter werdender Belegschaften liegt hier ein besonderes Risikopotential für Herz-Kreislauf-Erkrankungen", sagte Rebscher. Ab 55 Jahren steige allgemein das Risiko eines Herzinfarktes stark an. Rebscher forderte, die zunehmend diagnostizierten psychischen Leiden wie Burnout oder Depressionen müssten stärkere Beachtung finden. "Wir müssen gucken, was vorbeugende, vorsorgende und präventiv gute Maßnahmen sind."

Mit rund 60.000 Toten im Jahr gelten Herzinfarkte als zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Seit Jahren nimmt das Sterberisiko statistisch gesehen zwar ab, wegen der immer häufigeren angemessenen Behandlung im Krankenhaus stagniere aber die Zahl der Klinikbehandlungen seit 2005.

Insgesamt haben die Krankmeldungen der Beschäftigten in Deutschland im Jahr 2011 den höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht. Im Schnitt lag der Krankenstand bei 3,6 Prozent. Das heißt, dass an einem Tag im Schnitt 36 von 1000 versicherten Arbeitnehmern krankgeschrieben waren. Umgerechnet auf einen einzelnen Versicherten entspricht dieser Krankenstand 13,2 Fehltagen im Jahr. Unbeachtet bleiben bei dieser Berechnung die Fehltage ohne Krankschreibung.

Die DAK hat für den Report die Daten von 2,4 Millionen DAK-Mitgliedern untersucht. Zudem wurden 3035 Erwerbstätige mittels Online-Fragebögen sowie zusätzlich Experten befragt. Diese Daten erlaubten nicht, die Lebensumstände der Herzinfarktpatienten auf Bürostress zu untersuchen, räumte Studienautor Nolting ein. Die Erkenntnisse zu Stress als Ursache für Herzprobleme seien jedoch unwiderlegbar und die Daten zu Bürostress-Krisen neu.

fdi/Reuters/dpa/AFP/dapd
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