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Angesagte Tech-Firmen: Was zieht wirklich?

Foto: MARIO TAMA/ AFP

Teures Netzwerk Investoren fürchten Facebook-Blase

Der Hype um Facebook wird langsam unheimlich: Laut einem Agenturbericht will eine große Aktionärsgruppe ihre Anteile an dem sozialen Netzwerk jetzt abstoßen, das Unternehmen könnte überbewertet sein. Die Aufregung weckt Erinnerungen an den Dotcom-Crash zur Jahrtausendwende.

New York - Der Wert von Facebook wird auf 50 bis 80 Milliarden Dollar taxiert - aber ist die Einschätzung gerechtfertigt? Offenbar gibt es erste Zweifel. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet , werden einige Anteilseigner nervös. Ihre Sorge: Das Unternehmen könnte überbewertet sein. Eine Gruppe von Aktionären wolle Dividendenpapiere des weltweit größten Online-Netzwerkes schleunigst loswerden, schreibt die Agentur.

Das Aktienpaket, um das es gehe, sei gewaltig, berichtet Reuters unter Berufung auf fünf Insider. Die Investoren verlangten dafür rund eine Milliarde Dollar. Der Wert des US-Unternehmens würde demnach auf mehr als 70 Milliarden Dollar geschätzt. Die verkaufswilligen Eigner und Mitarbeiter hätten ihre Preisvorstellung bereits gesenkt. Zuvor hätten sie versucht, Aktien zu einem Kurs loszuschlagen, der das Unternehmen mit 90 Milliarden Dollar bewerten würde - es wäre damit höher dotiert als die Mediengiganten News Corp.   und Time Warner   zusammen.

Facebook wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Die Verkaufspläne deuten jedoch darauf hin, dass Investoren vorsichtiger werden. Dass sie sich sorgen, das Wachstum könnte nicht mit der rasch steigenden Marktbewertung schritthalten.

Internetfirmen werden derzeit extrem hoch bewertet - egal ob sie an der Börse notiert sind oder nicht. Das Rabattnetzwerk Groupon etwa wird auf 5,3 Milliarden Dollar geschätzt, der Kurznachrichtendienst Twitter auf zehn Milliarden. Auch vor Deutschland macht der Rausch nicht halt. Anfang der Woche ließen sich Finanzinvestoren die Mehrheit an der Hamburger Online-Spiele-Firma Bigpoint 350 Millionen Dollar kosten.

Angst vor neuer Dotcom-Blase

Der neue Hype in der IT-Branche erinnert an die Zeit des Dotcom-Booms in den späten neunziger Jahren. Damals endete die Immer-mehr-und-immer-größer-Wette im Desaster. Schätzungen zufolge hat der Crash vom 10. März 2000 die Welt fünf Billionen Dollar gekostet - so viel Aktienkapital und Unternehmenswerte sollen in den folgenden eineinhalb Jahren verbrannt worden sein.

Jetzt steigt die Furcht vor einer Neuauflage des Absturzes. Besonders hoch ist derzeit die Bewertung von Facebook. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres verdiente das Unternehmen 355 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 1,2 Milliarden. Der geschätzte Firmenwert, der vor allem eine Wette auf die Wachstumschancen von Facebook ist, liegt schon jetzt um ein Vielfaches höher.

Zu Jahresbeginn hatten die US-Großbank Goldman Sachs und die russische Internetbeteiligungsgruppe Digital Sky Technologies eine halbe Milliarde Dollar in Facebook investiert. Durch das Investment wurde das Unternehmen von Mark Zuckerberg mit 50 Milliarden Dollar bewertet. Kürzlich war der Firmenwert dann auf 80 Milliarden taxiert worden  - ein rasanter Anstieg, dem einige Marktbeobachter offenbar nicht mehr so recht trauen.

Inzwischen sind einige Investoren jedenfalls skeptisch. So berichtete Tim Draper, ein bekannter Wagniskapitalgeber, der Agentur Reuters, er habe unlängst versucht, Facebook-Anteile zu kaufen - den Plan dann aber wieder verworfen, da der Kaufpreis unattraktiv hoch gewesen sei. Ein anderer Investor fürchtet, auf seinen Facebook-Anteilen sitzenzubleiben: "Ich mag nichts besitzen, das ich nicht verkaufen kann."

ssu