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Übergewicht Forscher berechnen den Sport-Effekt

Übergewicht liegt in den Genen - aber nur zum Teil. Eine Analyse von Daten Tausender Menschen hat jetzt ergeben, welche Wirkung körperliche Aktivität auf das Körpergewicht hat. Zwischen aktiven und trägen Menschen ergab sich ein beeindruckender Unterschied.
Junge beim Sport (in China): Übergewicht ist kein Schicksal

Junge beim Sport (in China): Übergewicht ist kein Schicksal

Foto: SHENG LI/ REUTERS

Selbst wer eine angeborene Veranlagung für Übergewicht hat, ist nicht zum Dickwerden verdammt: Etwa 40 Prozent des genetischen Einflusses auf das Körpergewicht können durch einen aktiven Lebensstil aufgefangen werden, haben britische Forscher berechnet. Sie hatten dazu die Daten von mehr als 20.000 Freiwilligen ausgewertet und mit deren genetischer Disposition verglichen.

Das Fazit: Jeder einzelne genetische Risikofaktor kann das Körpergewicht eines 1,70 Meter großen Modellmenschen um bis zu 592 Gramm steigern - wenn er einen inaktiven Lebensstil pflegt. Bei einem eher aktiven Menschen beträgt die Zunahme dagegen nur 379 Gramm. Dieser klare Unterschied zeige, dass auch bei einer ungünstigen genetischen Ausstattung Übergewicht kein Schicksal ist, schreibt das Team um Ruth Loos vom Medical Research Council im britischen Cambridge im Fachmagazin "PLoS Medicine" .

Zwar gilt es als unbestritten, dass die "Übergewichtsepidemie" - die starke Zunahme des Anteils übergewichtiger Menschen nahezu weltweit - vor allem auf einen Überschuss energiereicher Nahrung bei gleichzeitig mangelnder körperlicher Bewegung zurückzuführen ist. Zusätzlich gibt es aber auch eine genetische Komponente, die die persönliche Neigung zum Übergewicht bestimmt. Die Wissenschaftler interessierten sich nun für die Frage, wie die beiden Faktoren zusammenspielen und wie stark der Lebensstil die genetische Veranlagung beeinflusst - wenn überhaupt.

Sie griffen dazu auf Daten von 20.430 Teilnehmern der sogenannten Epic-Norfolk-Studie zurück, in der ein Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Krebsrisiko untersucht wird. Dabei werden auch der Body-Mass-Index (BMI, siehe Kasten links) und Lebensgewohnheiten wie etwa das Ausmaß der körperlichen Bewegung im Alltag erfasst. Zusätzlich analysierten die Forscher die Gene der Probanden. Im Visier hatten sie dabei vor allem zwölf Genabschnitte, die in verschiedenen Varianten vorkommen und von denen jeweils eine mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht in Verbindung gebracht wird.

Abhängig davon, wie viele dieser Risikoversionen die Testteilnehmer von ihren Eltern geerbt hatten, ordneten die Forscher sie auf einer Veranlagungsskala ein. Mit Hilfe eines statistischen Modells errechneten sie anschließend den Einfluss dieses Wertes auf den BMI und den Zusammenhang mit der körperlichen Aktivität.

Die meisten Probanden trugen 6 bis 17 Risikogen-Versionen in ihrem Erbgut, zeigte die Auswertung. Ihr Effekt auf den Body-Mass-Index summierte sich: Der 1,70-Meter-Modellmensch wurde mit jeder geerbten Version im Schnitt um 445 Gramm schwerer. Die körperliche Bewegung beeinflusste diesen Wert allerdings deutlich: Bei aktiven Menschen betrug er nur 379 Gramm, bei völlig inaktiven dagegen satte 592 Gramm. Ein aktiver Lebensstil, so das Fazit der Forscher, kann das angeborene Risiko für Übergewicht um knapp 40 Prozent senken.

mbe/ddp

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