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Durchfallerreger Resistente Salmonellen bereiten Forschern Sorge

Salmonellen-Infektionen sind häufig - und mit Antibiotika zu bekämpfen. Doch die Bakterien können resistent gegen die Mittel werden. Forscher berichten von einem Stamm, der sich in Europa und Nordamerika ausbreitet. Seinen Ursprung hat er jedoch in Afrika.
Salmonelle unterm Mikroskop: Krankheitserreger entwickelt Resistenzen

Salmonelle unterm Mikroskop: Krankheitserreger entwickelt Resistenzen

Foto: Corbis

Hamburg - Ein nicht durchgekochtes Frühstücksei, etwas genaschter Kuchenteig, Mayonnaise, Eiscreme oder auch Mettwurst und Gewürze - durch zahlreiche Lebensmittel kann man sich eine Salmonellen-Infektion einfangen. Oft verläuft sie harmlos, mit Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen sowie leichtem Fieber. Vor allem bei Älteren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann die Krankheit jedoch in seltenen Fällen lebensgefährlich werden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts infizierten sich etwa im Jahr 2008 rund 45.400 Menschen mit Salmonellen, 33 starben an der daraus entstandenen Salmonellose.

Falls das nötig ist, wird die Infektion mit einem Antibiotikum behandelt. Doch neue Salmonellen-Stämme, die unempfindlich gegen herkömmliche Antibiotika geworden sind, machen Ärzten Sorgen. Im "Journal of Infectious Diseases"  berichtet ein internationales Forscherteam über einen Stamm des Bakteriums, der resistent gegen Ciprofloxacin ist. Der Wirkstoff wird unter anderem zur Bekämpfung von Durchfallerregern verschrieben.

Nach Angaben von Simon Le Hello vom Institut Pasteur in Paris und seinen Kollegen haben sich die als Salmonella enterica, Serotyp Kentucky, bezeichneten Mikroben in den vergangenen Jahren in Europa und Nordamerika ausgebreitet. Die Wissenschaftler berichten von knapp 500 Fällen in Frankreich, Dänemark, England und Wales in den Jahren 2002 bis 2008. Die Zahlen stiegen dabei jährlich an - von drei Fällen im ersten bis zu 174 Fällen im letzten untersuchten Jahr. 2009 erkrankten allein in Frankreich 131 Menschen an den Ciprofloxacin-resistenten Keimen. Daten aus Kanada und den USA legten zudem nahe, dass er Stamm inzwischen auch dort angekommen ist.

Zwischen 2002 und 2005 haben sich die europäischen Infizierten der Studie zufolge höchstwahrscheinlich in Ägypten angesteckt. Ab 2006 wohl auch in anderen afrikanischen Ländern oder im Mittleren Osten. Etwa zehn Prozent der Betroffenen seien nicht gereist, was darauf deute, dass sie sich durch importierte Lebensmittel oder bei anderen Infizierten angesteckt hätten.

Geflügelhaltung und Aquakultur

Die Wissenschaftler fanden den resistenten Keim auch bei Hühnern und Truthähnen in Äthiopien, Markokko und Nigeria. Daher halten sie Geflügelprodukte für einen der wichtigsten Wege, über den sich die Bakterien verbreiten. Dass Ciprofloxacin und verwandte Antibiotika in einigen Ländern wie Nigeria und Marokko bei der Geflügelhaltung eingesetzt werden, könnte zur raschen Verbreitung des resistenten Erregers beigetragen haben, schreiben die Forscher.

Eventuell hätten intensive Süßwasser-Aquakulturen in Ägypten die Entstehung des Erregers in den neunziger Jahren gefördert. Es gebe Betriebe, in denen der Mist aus Hühnerställen sowie andere Geflügelprodukte genutzt werden, um kombinierte Aquakulturen von Fischen und Reispflanzen zu düngen. Gleichzeitig werde Reiskleie aus den Teichen wieder an Hühner verfüttert. So könnten Bakterien von Hühnern auf Fische oder Krustentiere und wieder zurück übertragen werden.

Der Fall des resistenten Salmonellen-Stammes zeigt nach Ansicht der Forscher, wie wichtig ein globales, national ausgeführtes Überwachungssystem für die Nahrungsmittelproduktion ist.

wbr/Reuters