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Risiko COPD Jedem vierten Menschen droht unheilbares Lungenleiden

Man hört nur selten von ihr, doch die schwere Lungenerkrankung COPD ist viel weiter verbreitet als angenommen. Jetzt haben kanadische Mediziner herausgefunden: Das Leiden trifft im Laufe eines Lebens jeden vierten Menschen - die Symptome können tödlich sein.
Lungenscan: COPD ist die vierthäufigste Todesursache weltweit, berichtet die WHO

Lungenscan: COPD ist die vierthäufigste Todesursache weltweit, berichtet die WHO

Foto: Helmholtz Zentrum München

London - Jeder vierte Mensch bekommt im Laufe seines Lebens die unheilbare chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD - das berichten kanadische Forscher nach einer umfassenden Risikoabschätzung. Das Risiko sei damit nahezu mit dem von Diabetes und Asthma vergleichbar und dreimal so hoch wie das eines Herzinfarkts, schreiben die Wissenschaftler im Fachmagazin "The Lancet" .

Die vor allem durch Rauchen oder Umweltschadstoffe ausgelöste Lungenerkrankung ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO heute die vierthäufigste Todesursache weltweit. "Obwohl COPD eine der tödlichsten, häufigsten und teuersten chronischen Krankheiten weltweit ist, gab es bisher keine Zahlen darüber, wie hoch das Erkrankungsrisiko in der breiten Bevölkerung ist", sagen die Wissenschaftler.

Für ihre Studie werteten die Forscher die Gesundheitsdaten von 13 Millionen Einwohnern der kanadischen Provinz Ontario aus. Sie ermittelten, wie viele Menschen im Zeitraum von 14 Jahren an COPD erkrankten. Dabei flossen nur die Daten von unter 80-Jährigen ein; die durchschnittliche Lebenserwartung in Kanada liegt bei 80 Jahren.

Männer häufiger betroffen als Frauen

Bei knapp 580.000 Menschen diagnostizierten sie im Beobachtungszeitraum das Lungenleiden. Das ermittelte COPD-Risiko für Männer lag damit bei fast 30 Prozent, das für Frauen etwas über 25 Prozent. Zudem stieg die Gefahr mit dem Alter deutlich an. Unter den 35- bis 49-Jährigen erkrankten etwa 85.000 Menschen, im Alter von 70 bis 79 erhielten mehr als 180.000 die Diagnose COPD.

Das bedeute, dass eine heute 35-jährige Frau im Laufe ihres Lebens mit dreifach höherer Wahrscheinlichkeit an COPD erkranken werde als an Brustkrebs, berichten Erstautorin Andrea Gershon von der University of Toronto und ihre Kollegen. Bei Männern sei das Risiko dreifach höher als für Prostatakrebs.

"Trotzdem scheint die breite Öffentlichkeit noch immer kaum etwas über COPD und seine gesundheitliche Bedeutung zu wissen", sagen die Forscher. Sie hoffen, dass ihre neuen Erkenntnisse mehr Aufmerksamkeit für diese Krankheit wecken. Dies könne zu einer besseren finanziellen Förderung beitragen - für Behandlung und Betreuung der Betroffenen ebenso wie für die Forschung, hoffen die Wissenschaftler.

Lange Zeit als "Raucherlunge" abgetan, gilt COPD heute als eine der schwerwiegendsten Krankheiten weltweit. 8 bis 22 Prozent aller über 40-Jährigen sind laut WHO bereits davon betroffen. Bis zum Jahr 2030 könne COPD sogar zur dritthäufigsten Todesursache nach Herzkrankheiten und Schlaganfällen werden, heißt es. Die Lungenkrankheit sei schon jetzt eine der führenden Ursachen für Krankenhausaufenthalte und habe einen großen Anteil an den Kosten der nationalen Gesundheitssysteme.

Hauptsymptome der COPD sind Auswurf, Husten und Atemnot. Wird das Fortschreiten der Krankheit nicht gebremst, können schwere Entzündungen und Veränderungen an den Lungenbläschen zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und letztlich zum Tode führen. Heilbar ist COPD bisher nicht.

wbr/cib/dapd