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Sportbetrug Neuer Test spürt verbreitetes Dopingmittel auf

Sportbetrüger haben es immer schwerer, unentdeckt zu bleiben: Forscher haben neue Tests entwickelt, die weit verbreitete und bisher nicht nachweisbare Dopingsubstanzen erfassen können. Zugleich befürchten Experten, dass Sportler immer gefährlichere Mittel nehmen.
Blutproben für Dopingkontrollen: Das Kontrollnetz wird engmaschiger

Blutproben für Dopingkontrollen: Das Kontrollnetz wird engmaschiger

Foto: ddp

Köln/London - Deutsche Forscher haben einen Test für das verbreitete Dopingmittel IGF-1 entwickelt. Nach einem Bericht des "Deutschlandfunks" ist es dem Kölner Zentrum für präventive Dopingforschung erstmals gelungen, IGF-1 zweifelsfrei nachzuweisen und von seinem natürlichen Pendant zu unterscheiden. Der Urintest für den insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1 wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) entwickelt und bereits in der Fachzeitschrift "Analyst"  veröffentlicht.

Um den Missbrauch des Peptidhormons bei Leistungssportlern feststellen zu können, machen sich die Forscher molekulare Unterschiede zwischen der körpereigenen Substanz und dem künstlich hergestellten Präparat zunutze. Der für den Nachweis verantwortliche Kölner Analytiker Mario Thevis sagte dem "Deutschlandfunk", der Test sei bereits von der Wada zugelassen und einsatzbereit. Er sprach von "einem großen Schritt in die richtige Richtung, aber noch keiner endgültigen Lösung". Bis zu zehn Tagen nach Injektion könnten Athleten mit der neuen Methode überführt werden.

"Wir holen auf"

Doping mit der körpereigenen Substanz kann mit dem Test noch nicht aufgespürt werden. Allerdings wäre es praktisch unmöglich, die endogene Variante der Substanz in ausreichenden Mengen zu produzieren - weshalb sich die Fahndung auf die synthetischen Varianten von IGF-1 konzentriert.

Sie gehören zu den menschlichen Wachstumshormonen (HGH) und gehören seit Beginn der neunziger Jahre zu den angesagtesten Dopingmittel sowohl in der Bodybuilderszene als auch im Spitzensport. Im Körper kurbeln Wachstumshormone die Nährstoffzufuhr in die Zellen und Muskeln an, sorgen für extreme Fettverbrennung und kürzere Regenerationszeiten.

Fritz Sörgel, Dopingexperte und Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP), begrüßte den Erfolg seiner Kölner Kollegen. "IGF-1 ist eine Standardsubstanz im Dopingbereich, und sie war bisher praktisch nicht nachweisbar", sagte Sörgel zu SPIEGEL ONLINE.

Erst vergangene Woche hatten Wissenschaftler in London ein verbessertes Testverfahren für den Nachweis von HGH entwickelt. Nach Angaben von Travis Tygart, Geschäftsführer der US-Antidoping-Agentur, sollen die Wachstumshormone damit bis 21 Tage nach der Einnahme nachweisbar sein. Die Tests könnten bereits bei den Olympischen Spielen 2012 in London eingesetzt werden, sagte Tygart.

"Wir holen auf", sagte Sörgel mit Blick auf die jüngsten Forschungserfolge. Er befürchtet aber auch, dass dopingbereite Sportler dadurch immer größere Gesundheitsrisiken eingehen könnten. "Die Leute werden zunehmend in Garagenlabors getrieben", sagt der Pharmakologe, "und weichen so auf immer gefährlichere Substanzen aus."

mbe/dpa/dapd