Zum Inhalt springen

Laufen zu Musik Die Stimmung macht die Geschwindigkeit

Wer schnell vorankommen will, sollte lieber Pop als Reggae hören: Selbst wenn der Takt zweier Songs gleich ist, beeinflussen sie das Lauftempo ganz unterschiedlich. Melodie und Stimmung der Musik beeinflussen die Geschwindigkeit des Hörers.
Mit langen Schritten: Vielleicht hört dieser Läufer gerade Pop

Mit langen Schritten: Vielleicht hört dieser Läufer gerade Pop

Foto: Corbis

Laufen Menschen zu Musik, passen sie ihre Geschwindigkeit an das Lied an, das sie hören. Doch nicht nur Takt und Tempo des Liedes bestimmen die Geschwindigkeit des Joggers. Auch Melodie, Musikstil und die durch die Komposition transportierte Stimmung spielen eine entscheidende Rolle. Denn selbst wenn Lieder in Takt und Tempo identisch sind, beeinflussen sie das Lauftempo auf unterschiedliche Weise – je nachdem, welcher Musikrichtung sie entstammen. Das berichten Forscher im Fachmagazin "Plos One" .

Das Team um den Musiker und Psychologen Marc Leman von der Universität Gent in Belgien konnte zumindest fürs Gehen zeigen: Auch bei gleichbleibendem Takt kommen Menschen zu verschiedenen Liedern unterschiedlich schnell voran. Pop- und Techno-Klänge etwa erhöhen die Gehgeschwindigkeit, Jazz- oder Reggae-Lieder dagegen verlangsamen sie. Geht man im Takt, macht man zwar zu jedem der Lieder gleich viele Schritte. Doch der musikalische Stil beeinflusst die Schrittlänge. "Selbst wenn das Tempo der Lieder gleich ist, vergrößern oder verkleinern Läufer ihre Schritte, abhängig von der Musikrichtung", erklärt Leman.

Kleinere Schritte zu komplexer Melodie

Für seine Untersuchung ließ das Team 18 Probanden in einer Sporthalle im Kreis gehen, während sie eine von drei Musiklisten hörten. Jede der Listen enthielt Ausschnitte aus 52 Liedern. Alle Songs hatten das gleiche Tempo und einen Viervierteltakt. Jeder Liedschnipsel wurde 30 Sekunden lang gespielt, danach folgte ein neuer nach dem Zufallsprinzip. Ein Sensor übermittelte währenddessen die Laufdaten.

Als persönliche Durchschnittsgeschwindigkeit setzten die Forscher die Geschwindigkeit an, die die Probanden zum Takt eines Metronoms an den Tag legten. Diese Metronomsequenzen wurden regelmäßig zwischen der Musik als Taktgeber gespielt. Für die Lieder, bei denen die Läufer die größten Schritte gemacht hatten, lag die Laufgeschwindigkeit im Schnitt sieben Prozent über diesem Durchschnittswert.

Nach dem Experiment sollten die Probanden die Musik, die sie gehört hatten mit Hilfe von Adjektiven bewerten: schlecht oder gut, aggressiv oder zart, bekannt oder unbekannt. Am schnellsten liefen die Testpersonen zu Musik, die Bewertungen wie aggressiv, laut oder schnell erhalten hatte. Klanglich komplexe Musik wurde häufig als zart, sanft oder fließend beschrieben. Zu solchen Ausschnitten machten die Probanden eher kleine Schritte und deshalb weniger Strecke.

Der persönliche Musikgeschmack oder ob das Lied bekannt war, spiele dagegen kaum eine Rolle dabei, ob jemand von einem Lied angetrieben wird oder eher trödelt, schreibt das Team.

dal
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.