Zum Inhalt springen

Island In der Spalte zwischen Amerika und Europa

Zwischen den Erdplatten von Amerika und Europa klafft die Silfra-Spalte auf Island. Taucherfotos erlauben dramatische Einblick in eine Großbaustelle des Planeten.
Silfra-Spalte

Silfra-Spalte

Foto: imago

Nur an wenigen Orten können Menschen in den Maschinenraum der Erde blicken, unter die obere Gesteinskruste. In Island öffnet sich die Erde, dort zeigt sich, wie neue Welten geboren werden.

Island liegt auf der Naht zwischen amerikanischer und eurasischer Erdplatte im Atlantik. Entlang eines Tausende Kilometer langen Risses im Meeresboden, dem sogenannten Mittelozeanischen Rücken, strömt in Schüben Lava aus dem Boden.

Einzig in Island liegt der Mittelozeanische Rücken über dem Meeresspiegel. Dort herrscht so starker Lavafluss, dass sich die Vulkane Tausende Meter über den Meeresboden erhoben haben - Island entstand.

Mit jedem Ausbruch rücken die amerikanische und die eurasische Erdplatte ein wenig weiter auseinander. Damit entfernen sich auch die auf den Platten liegenden Kontinente - mit einer Geschwindigkeit von wenigen Zentimetern pro Jahr, etwa so langsam wie Fingernägel wachsen. Würde Kolumbus heute den Atlantik queren, müsste er bis Amerika zwölf Meter weiter segeln als vor 500 Jahren.

Der Motor der Plattenbewegung liegt unter dem Mittelozeanischen Rücken, der als breite Spalte auch durch Island zieht. Sie durchschneidet das Land von Südwesten nach Nordosten und trennt die Amerikanische Erdplatte im Westen von der Eurasischen im Osten. Sieben Kilometer klaffen zwischen beiden Erdplatten, der Zwischenraum ist zerrüttet - tiefe Gräben klaffen, darunter die Silfra-Spalte.

Island wird größer

Die Silfra-Spalte ist der einzige Ort, wo sich zwischen Erdplatten tauchen lässt. Durch die Kluft fließt das Schmelzwasser eines Gletschers, es ist eiskalt und so klar, dass Taucher hundert Meter weit gucken können.

Taucher, die in die teils von Wasser bedeckte Silfra-Spalte schwimmen, berichten von gruseligen Momenten: Anstatt eines Seegrundes klaffen tiefe Risse im Boden - sie lösen Angst aus, von der Erde verschluckt zu werden. Unterwasserfotos des britischen Taucher Alex Mustard zeigen eindrucksvoll die dramatische Kulisse zwischen den Kontinenten, siehe Bilderstrecke.

Fotostrecke

Silfra-Spalte: Tauchen zwischen Kontinenten

Foto: imago

An ihrer tiefsten Stelle, 60 Meter unter dem Meeresspiegel, ist die Haut der Erde so dünn wie auf dem Festland sonst nur am Ostafrikanischen Grabenbruch, wo ein neuer Ozean entsteht. Die Urgewalten aufsteigender Magmamassen unter der Silfra-Spalte setzen die Erdoberfläche unter extreme Spannung.

Immer wieder bebt der Boden entlang der interkontinentalen Spalte, dabei ruckeln die Felsblöcke beidseits der Kluft weiter auseinander, die Gräben vertiefen sich. Aus 30 aktiven Vulkanen in Island explodiert das Magma, Ausbrüche sind häufig.

Die Lava vergrößert Island. Noch ist es nur so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Aber jedes Jahr wächst die Insel um ein paar Zentimeter.

Der Autor auf Twitter:

Anzeige

Axel Bojanowski:
Die Erde hat ein Leck

und andere rätselhafte Phänomene unseres Planeten.

DVA; 192 Seiten; 16,99 Euro.

Bei Amazon bestellen: Axel Bojanowski: Die Erde hat ein Leck Buch bei Thalia: Axel Bojanowski - "Die Erde hat ein Leck" 

boj
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.