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Mars: Gipst doch gar nicht!

Foto: NASA/ JPL-Caltech/ Cornell/ ASU

Mars Rover findet Spuren von einst fließendem Wasser

Was auf der Erde Heimwerker zum Verstopfen alter Bohrlöcher verwenden, versetzt auf dem Mars Wissenschaftler in Aufregung: Der Nasa-Rover "Opportunity" hat Ablagerungen von Gips gefunden. Die Forscher halten sie für den Beweis, dass an der Stelle einst Wasser plätscherte.

Berlin - Die Ablösung ist schon auf dem Weg, da sollte der Nasa-Mars-Rover "Opportunity" besser noch ein paar wissenschaftliche Erkenntnisse produzieren - bevor er als Weltraum-Rentner zum alten Eisen gelegt wird. Immerhin rollt das kleine Ding schon seit beinahe acht Jahren auf dem Roten Planeten herum. Nun hat "Opportunity" auf seinem Weg durch die Einöde der Meridiani-Ebene auffällig helle Streifen im Untergrund entdeckt. Wissenschaftler halten sie für Reminiszenzen an die nasse Vergangenheit des Planeten.

Nach Ansicht von Steve Squyres von der Cornell University in Ithaca (US-Bundesstaat New York), dem Chef-Wissenschaftler für den Rover, dürfte es sich bei den Ablagerungen um Gips handeln. Sie hätten sich genau an der Stelle des Mars gebildet, wo sie heute zu finden seien. Wasser sei an dieser Stelle aus Rissen im Untergrund ausgetreten. Aus vulkanischem Gestein habe es Calcium herausgelöst und sei anschließend weggeflossen. Das Calcium habe mit Schwefel reagiert, der entweder auch aus dem Gestein oder aber aus vulkanischen Gasen stammte, so der Forscher.

"So etwas findet sich auf der Erde häufig, aber auf dem Mars ist das eine Sache, die Geologen aus ihren Stühlen springen lässt", jubelte Squyres. Zusammen mit Kollegen stellte der Forscher die neuen Erkenntnisse auf der Tagung der American Geophysical Union's in San Francisco vor. Die am besten untersuchte Gips-Ablagerung ist demnach 40 bis 50 Zentimeter lang und etwa zwei Zentimeter breit. Die Formation liegt wie zahlreiche Exemplare ähnlichen Typs am Rand des Endeavour-Kraters. Bisher habe "Opportunity" nichts gesehen, was an die von den Wissenschaftlern als "Homestake" bezeichnete Gips-Ablagerung erinnert.

Sonden aus dem Mars-Orbit hatten allerdings sehr wohl schon Gips auf dem Planeten gefunden, zum Beispiel in einem Dünenfeld auf der Nordhalbkugel. "Es ist ein Mysterium, wie der Gips-Sand im Norden des Mars herkommt", sagt Benton Clark vom Space Science Institute in Boulder (US-Bundesstaat Colorado). "Bei 'Homestake' sehen wir das Mineral genau da, wo es sich gebildet hat. Es wird wichtig zu sehen, ob er auch in anderen Gebieten des Mars solche Ablagerungen gibt."

Interessant ist, dass sich die Gips-Ablagerungen unter lebensfreundlicheren Bedingungen gebildet haben könnten als andere Oberflächenbestandteile des Mars, die "Opportunity" bisher untersucht hat. An dieser Stelle, so die Forscher, sei die chemische Umgebung möglicherweise nicht so stark sauer gewesen wie an anderen Orten.

"Opportunity" bereitet sich derzeit auf den anstehenden Mars-Winter vor. Die Sonde hat bereits vier davon erlebt. Das Problem ist, dass die Solar-Paneele wegen der niedrig stehenden Sonne dann kaum Energie erzeugen. Die Nasa will den Rover aber die ganze Zeit im aktiven Betrieb halten. Im August soll außerdem das gerade gestartete "Curiosity"-Weltraumlaboratorium auf dem Mars landen.

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chs