Neuer Newsfeed:Facebook verordnet sich ein zeitgemäßes Aussehen

Größere Fotos, praktischere Zusammenfassungen, bessere Werbeflächen: Erstmals seit sieben Jahren überarbeitet Facebook den Newsfeed fundamental. Das freut die Werbeindustrie - und möglicherweise sogar die Nutzer.

Von Pascal Paukner

Mark Zuckerberg bleibt nur kurz. Wenige Minuten tritt der Facebook-Chef am Donnerstagabend vor die Presse, wiederholt ein paar längst bekannte Phrasen, stellt Statistiken vor. Und zeigt dann, was seiner Meinung nach die Zukunft von Facebook ist: ein völlig neuer Newsfeed, der Facebook helfen soll seine drängendsten Probleme zu lösen.

Vor allem optisch wird sich bei Facebook demnach in nächster Zeit einiges tun. Die Entwickler haben den Newsfeed komplett redesignt, gleichzeitig aber die Funktionen des sozialen Netzwerks nicht wesentlich verändert:

  • Größere Fotos, größere Videos, größere Werbung
Facebook baut Anzeige von Neuigkeiten um

Aus klein wird groß: Wie rechts zu sehen, stellt Facebook künftig Fotos dar.

(Foto: dpa)

Das Problem: Das Design von Facebook ist nicht mehr modern. Jahrelang hat Facebook immer wieder kleinere Änderungen am Newsfeed vorgenommen - in letzter Zeit zunehmend auch, um Werbekunden neue Angebote zu unterbreiten. Entstanden ist so ein Flickenteppich aus Funktionen, den kaum mehr jemand überblickt und der auch nicht zum Verweilen einlädt.

Daraus scheint für das soziale Netzwerk sogar ein Imageproblem zu werden: 42 Prozent der amerikanischen Nutzer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren gaben bei einer repräsentativen Umfrage an, das Netzwerk der Zukunft seltener als bisher nutzen zu wollen. Und im amerikanischen Kundenzufriedenheitsindex belegt Facebook unter den sozialen Netzwerken den letzten Platz.

Facebooks Lösung: Fotos, Fotoalben, Videos, Ortsangaben, neue Freundschaften, Links zu Artikeln - all das wird im neuen Newsfeed deutlich größer und zeitgemäßer dargestellt. Das soll den Wohlfühlfaktor auf der Plattform erhöhen und die Nutzer dazu bewegen, mehr Zeit auf Facebook zu verbringen. Letztendlich wird damit aber auch Werbung deutlich mehr Platz bekommen. Interessanter Nebenaspekt: Der Facebook-Schriftzug verschwindet und wird durch den Buchstaben F ersetzt.

  • Inhalte werden stärker zusammengefasst
Neuer Newsfeed: Dieser Song wurde von neun Personen geteilt. Im neuen Newsfeed taucht er nur einmal auf.

Dieser Song wurde von neun Personen geteilt. Im neuen Newsfeed taucht er nur einmal auf.

(Foto: Facebook)

Das Problem: Wenn alles größer wird, muss Facebook besser im Zusammenfassen von Inhalten werden. Sonst läuft das Netzwerk Gefahr, für den Nutzer schnell unübersichtlich zu werden.

Facebooks Lösung: Facebook fasst Inhalte, die mehrfach vorkommen, stärker zusammen. Wenn mehrere Freunde dasselbe Video oder denselben Artikel teilen, wird er künftig nur noch einmal angezeigt und auch die Kommentare unter den unterschiedlichen Posts werden zusammengefasst. Das soll es dem Nutzer ermöglichen, sich schneller einen Überblick zu verschaffen. Zudem überarbeitet Facebook die Funktion, Posts nach bestimmten Medieninhalten zu filtern. So soll es etwa möglich sein, sich auf einer Übersichtsseite nur Fotos anzusehen.

  • Verschiedene Plattformen, ein Facebook
Neuer Newsfeed: Möglichst einheitlicher Look: Facebook auf dem IPad und Notebook

Möglichst einheitlicher Look: Facebook auf dem IPad und Notebook

(Foto: Facebook)

Das Problem: Die Zeiten, in denen Facebook überwiegend am heimischen Computer genutzt wurde, sind vorbei. Smartphones und Tablets werden immer populärer und damit auch die Apps für die unterschiedlichen Betriebssysteme. Facebook-Nutzer sollen aber auf allen Plattformen ein ähnliches Design vorfinden. Das verwirrt nicht, schafft klare Verhältnisse und freut die Anzeigenkunden.

Facebooks Lösung: Die Entwickler überarbeiten das Design auf allen Plattformen. Am Ende soll der Nutzer auf allen Plattformen mit einem ähnlichen Design konfrontiert sein. Vor allem das mobile Werbegeschäft dürfte dadurch profitieren.

Die Änderungen im Fazit

Einen Komplettumbau, ein zeitgemäßes Design - das gab es bei Facebook bislang nicht. Wohl auch deshalb, weil das Unternehmen nach den Nutzerprotesten der Vergangenheit vorsichtig mit radikalen Neuerungen geworden ist. Neue Funktionen werden ausgiebig getestet, bevor sie in einem langsamen Roll-out-Verfahren allen Nutzern zugänglich gemacht werden. So wird es auch jetzt wieder sein. Wer zu den Ersten gehören will, die das neue Design ausprobieren dürfen, kann sich auf einer eigens dafür eingerichteten Seite vormerken lassen. Alle anderen Nutzer werden dann "langsam" folgen, teilte das Unternehmen mit.

Diesmal aber dürften die Nutzer kaum Grund zum Protest haben. Die Neuerungen verlangen Datenschützern keine schlaflosen Nächte ab. Im Wesentlichen katapultiert Mark Zuckerberg Facebook damit ins Designzeitalter des zweiten Jahrzehnts des 21 Jahrhundert. Sicher werden auch die Werbekunden von den neuen ansprechenden Darstellungsformen profitieren. Interessant aber ist, dass Facebook während der Präsentation mehrfach betonte, mit dem Update würden die Nutzer wieder mehr Inhalte ihrer Freunde zu Gesicht bekommen. Das stand zuletzt infrage.

Immer wieder äußern Nutzer die Klage, Werbeeinblendungen würden überhandnehmen. Status-Updates, die möglichst viele Menschen erreichen sollen, sind beispielsweise nur noch gegen Bezahlung erhältlich. Was dazu führt, dass Inhalte von Privatpersonen in der Facebook-Öffentlichkeit oftmals untergehen. Diesem Eindruck will Facebook nun mit der bedeutendsten Überarbeitung des News-Feeds seit sieben Jahren entgegenwirken. Zumindest ein Anfang scheint gemacht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: