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Jetzt beginnt die Tyrannei der Birkenpollen

Der Birkenpollenflug hat bereits begonnen - eine so genannte Hyposensibilisierung soll Fachärzten zufolge helfen Der Birkenpollenflug hat bereits begonnen - eine so genannte Hyposensibilisierung soll Fachärzten zufolge helfen
Der Birkenpollenflug hat bereits begonnen - eine so genannte Hyposensibilisierung soll Fachärzten zufolge helfen
Quelle: pa
Meteorologen messen eine für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe Belastung durch Birkenpollen: Nur ein einziges Mal in den vergangenen 28 Jahren waren die Pollen früher unterwegs. Was Ärzte Allergikern raten.

Triefende Nasen, tränenden Augen oder sogar Asthma: Pollen-Allergiker haben es längst bemerkt, nun liefern Meteorologen der Freien Universität (FU) Berlin auch den offiziellen Beleg: Der Flug der Birkenpollen hat in diesem außergewöhnlich früh begonnen. In den zurückliegenden 28 Jahren finde sich nur ein Jahr, in dem die Pollen noch früher unterwegs waren - nämlich 1990, teilte die FU mit.

50 Pollen pro Kubikmeter Luft seien am vergangenen Sonntag gemessen worden - ein Wert, der gewöhnlich erst Anfang April erreicht werde. Da in diesem Jahr mit besonders vielen Pollen gerechnet wird, da Birken vor allem in Nord- und Mitteldeutschland alle zwei Jahre Pollen freisetzen, raten Lungenfachärzte zu einer Hyposensiblisierung.

Betroffene sollten außerdem rechtzeitig antiallergische Medikamente im Haus haben, sagte Karl-Christian Bergmann vom Allergiezentrum der Charité in Berlin. Bereits Mitte März habe er Patienten mit verstärkten Symptomen behandelt.

Die Pollen der Birke zählt der Deutsche Allergie- und Asthmaschutz (DAAB) zu den häufigsten Verursachern von Allergien - Augentränen, Niesreiz und Fließschnupfen sind typische Reaktionen. Vorsicht sei bei trockenem Husten geboten, sagte Bergmann. Es könne sich in diesem Fall um den Beginn einer Asthmaerkrankung handeln. Hier rät er zu einem Arztbesuch.

Starker Birkenpollenflug zu Ostern

Auch zu Ostern dürften es Allergiker schwer haben. Bergmann, der Mitglied des Vorstandes der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) ist, vermutet, dass es über die Feiertage zu einem starken Birkenpollenflug kommen wird. Derzeit misst die PID vor allem im Westen und Südwesten Deutschlands einen starken Pollenflug der Birke.

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Eine Möglichkeit der Behandlung ist eine Hyposensibilisierung. Sie soll zu einer Linderung der Symptome führen und das Risiko für die Entwicklung von Asthma verringern, informiert der DAAB über die Immuntherapie. Täglich müssten Tropfen oder Tabletten genommen werden, sagte Bergmann. Auch eine Behandlung mit Spritzen sei möglich.

„Bei Birkenpollenallergien hilft eine Hyposensibilisierung ohne Zweifel“, sagt Bergmann. Anders sei es bei Milben, da ein positiver Hauttest nicht bedeuten muss, dass man auch wirklich auf Hausstaubmilben allergisch sei.

Nach Schätzungen des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA) zählen 23 bis 25 Prozent der Bundesbürger zu den Heuschnupfen-Geplagten. Sie haben einen allergischen Schnupfen, der durch Pollen oder Hausstaubmilben ausgelöst wird. Unbehandelt führe Heuschnupfen bei jedem Dritten zu allergischem Asthma, schätzt der PID.

Der Beginn der Pollensaison ist regional unterschiedlich. Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst verfügt über rund 50 Flugfallen, mit denen sie die Belastungen misst. Die ermittelten Daten gibt sie an den Deutschen Wetterdienst weiter, der die Pollenflugvorhersage auf der Internetseite veröffentlicht. So können sich Allergiker vorab informieren und für den Heuschnupfen wappnen.

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Dauerte die Pollensaison früher in der Regel von März bis Oktober, fliegen die Pollen heutzutage fast das ganze Jahr durch die Luft. Der Trend geht insgesamt zu einem längeren Pollenflug, der früher einsetzt, hat die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) festgestellt.

Sie wertete die Pflanzen-Blühphasen in den Jahren 2000 bis 2007 für ihren Pollenflugkalender aus. Demnach setzt die Blütezeit bei frühblühenden Pflanzen, zum Beispiel Bäumen, aufgrund des weltweiten Temperaturanstiegs eher früher ein.

Bei spät blühenden Pflanzen, zum Beispiel Kräutern, dauert die Pollenproduktion länger an. Damit wird die beschwerdefreie Zeit für Pollenallergiker kürzer. Die Pollensaison beginnt in der Regel mit den Haselpollen, gefolgt von Erlen- und Birkenpollen.

Was Allergiker jetzt beachten sollten

Der DAAB empfiehlt Pollenallergikern unter anderem, sich die Haare vor dem Schlafengehen zu waschen und seine Kleidung nicht im Schlafzimmer auszuziehen. Außerdem sollten Pollenallergiker ihr Auto im Frühling penibel sauber halten, um sich vor Niesattacken am Steuer zu schützen.

Denn solch eine allergische Reaktion kann den Fahrer in Gefahr bringen, warnt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB): Bei einem heftigen Niesanfall drohe der Kontrollverlust über das Fahrzeug. Und es sei dann nahezu unmöglich, auf den Verkehr zu achten. Ihr Tipp: Regelmäßig das Auto waschen, innen feucht auswischen und die Fußmatten und Sitze gründlich absaugen.

Außerdem rät die DAAB-Expertin, den Pollenfilter in der Fahrzeuglüftung mindestens einmal pro Jahr erneuern zu lassen. Damit so wenig Blütenstaub wie möglich ins Fahrzeug gelangt, gilt es die Fenster und das Schiebedach in der Pollenzeit geschlossen zu halten. Lämmel empfiehlt außerdem, nach einem Aufenthalt im Freien die Jacke in den Kofferraum zu legen.

Bekannt ist auch, dass viele Birkenpollenallergiker auf Stein- und Kernobst allergisch reagieren. Sie sollten Steinobst daher nur verzehren, wenn es zuvor erwärmt wurde. Das Erwärmen zerstört die hitzeempfindlichen Allergene, wie die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) in Berlin erläutert.

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Ursache für die Kreuzallergie seien die Allergene im Obst, deren Aufbau dem der Birkenpollen sehr ähnlich ist. Das Immunsystem könne sie kaum unterscheiden und reagiere darauf typischerweise mit Kribbeln und Schwellungen in Mund und Hals. Im schlimmsten Fall kann es zu lebensgefährlichen Atembeschwerden und Luftnot kommen.

Wo Heuschnupfengeplagte Informationen finden

Allgemeine Informationen zu Allergien und Pollenallergien bieten die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst  und der Deutsche Allergie- und Asthmabund.

Pollenflugvorhersagen zu den sieben Blütenpollen Hasel, Erle, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia erstellt der Deutsche Wetterdienst in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.

Informationen zum Pollenflug weltweit sind unter http://www.polleninfo.org zu finden.

Informationen zur Allergieforschung in Deutschland erhalten Interessierte auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie.

Immer wieder suchen Universitäten Menschen mit Pollenallergien für die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien, etwa am Allergie-Centrum Charité in Berlin und an der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Dresden.

dpa/dapd/oc

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