Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Gesundheit
  3. Versorgungsforschung: Krebsregister soll nach der Diagnose ein Lotse sein

Gesundheit Versorgungsforschung

Krebsregister soll nach der Diagnose ein Lotse sein

Die Diagnose Krebs ist für jeden ein Schock. Ein Krebsregister soll Betroffenen künftig helfen, den passenden und besten Ärzten und Behandlungsmethoden zu finden – zumindest in Baden-Württemberg.

In welchen Krankenhäusern im Südwesten werden Krebskranke wie häufig operiert? Wo wird Strahlentherapie erfolgreich eingesetzt? Solche Fragen sollen Tumorpatienten künftig mit Hilfe des neuen Krebsregisters beantwortet bekommen. „In einigen Jahren sollen sich die Verbraucher über die Qualität der onkologischen Versorgung im ganzen Land informieren können“, sagte Gesundheitsministerin Katrin Altpeter (SPD).

Das Krebsregister Baden-Württemberg geht am 1. Oktober in die letzte Ausbaustufe. Von diesem Zeitpunkt gilt die Meldepflicht nicht nur für Tumorzentren, Krankenhäuser oder pathologische Einrichtungen, sondern auch für alle niedergelassenen Ärzte und Zahnärzte.

Einzigartig in Deutschland müssen die Mediziner im Südwesten nicht nur statistische – also epidemiologische – Daten über neu diagnostizierte Krebserkrankungen inklusive Frühstadien sowie gutartige Neubildungen im Gehirn melden. Erhoben wird auch, wie erfolgreich die jeweilige Art der Krebsbehandlung in den verschiedenen Einrichtungen ist; das heißt, die Überlebensrate und das Wiederauftreten der Krankheit sind transparent.

„Wir etablieren damit auch einen Qualitätswettbewerb an den Kliniken“, erläuterte Altpeter. Eine Art Ranking, etwa im Internet, das dem Verbraucher die bestmögliche Wahl erlaubt, sei in frühestens fünf Jahren zu erwarten.

Lesen Sie auch

Auch für die Forschung lasse das Krebsregister Schlussfolgerungen darüber zu, welche Behandlungsmethoden erfolgreich seien und wie sie weiterentwickelt werden könnten. Über Ursachen und Früherkennung von Krebskrankheiten versprächen sich die Forscher ebenfalls neue Erkenntnisse, erläuterte Altpeter. Für jede Meldung gibt es eine Aufwandsentschädigung aus der Landeskasse zwischen ein und zwei Euro.

Ein Krebsregister mit ausschließlich epidemiologischen Daten war 2004 wegen organisatorischer Probleme wieder geschlossen worden. Das neue Krebsregister ist seit 2009 im Aufbau. Seitdem sind mehr als 370 000 Meldungen über Diagnosen, Therapien oder Verlaufsuntersuchungen eingegangen.

Altpeter versprach den Krebskranken absoluten Datenschutz. „Unser dreistufiges mit dem Landesdatenschützer abgestimmtes Verfahren gewährleistet die Sicherheit.“

Involviert in die Bearbeitung der elektronisch gemeldeten Daten sind die Vertrauensstelle bei der Deutschen Rentenversicherung in Karlsruhe, die Klinische Landesregisterstelle bei der Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg in Stuttgart und das Epidemiologische Krebsregister beim Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Der Patient kann Widerspruch gegen seine Registrierung einlegen.

Die klinischen Daten werden in den regionalen Qualitätskonferenzen in den fünf Tumorzentren an den Universitätskliniken des Landes und in einer geplanten Landesqualitätskonferenz ausgewertet. Ziel sind Handlungsempfehlungen für eine bessere Versorgung.

Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Im Südwesten erkranken jährlich rund 46 000 Menschen neu an Krebs. Altpeter: „Die genaue Erfassung des Krankheitsgeschehens bietet sich hier eher an als bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil es sich besser abgrenzen lässt.“

dpa

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema