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Trockene Augen machen im schlimmsten Fall blind

Augentropfen Augentropfen
Tropfen gegen die Trockenheit: Vor der Selbstbehandlung sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden, um eine ernsthafte Erkrankung auszuschließen
Quelle: pa
Bei über zehn Millionen Deutschen fließen zu wenig Tränen. Ein gesundheitliches Problem, das nicht unterschätzt werden darf.

Das Gefühl ist äußerst unangenehm. Da, wo das Auge normalerweise zehn bis 15 Mal in der Minute aufs Neue vom Lid mit Tränenflüssigkeit benetzt wird, ist nur noch raues Schleifpapier zu spüren. Betroffene klagen über brennende, verklebte Augen und geschwollene Lider. Wer die Augen reibt, um das juckende Gefühl zu vertreiben, macht alles noch viel schlimmer. Dabei geraten Keime in das ohnehin schon geschwächte Auge und verursachen eine Entzündung.

Immer mehr Menschen leiden unter Keratokonjunctivitis sicca, dem Trockenen Auge. Experten sprechen von einer Verdopplung der Zahl innerhalb der vergangenen 20 Jahre. Vor allem gegen Ende des Winters kommt den Angaben zufolge jeder zweite Patient wegen Trockener Augen in eine Augenarztpraxis.

100.000 Menschen schwer erkrankt

Nach Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands sind rund zehn bis zwölf Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Das Problem dabei: Trockene Augen werden häufig verharmlost und ihre Gefahr unterschätzt. Bei allen chronischen Formen kommt es nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu einer Entzündung der Augenoberfläche. "Unbehandelt können Trockene Augen bis zur Erblindung führen" , sagt Professor Gerd Geerling von der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf. "Rund 100.000 Menschen gelten als schwer erkrankt."

Trockene Augen sind vielfach eine Folge der modernen Lebensumstände. Die geringe Luftfeuchtigkeit in klimatisierten und zentralbeheizten Büros, Autos und Flugzeugen fördern die schnellere Verdunstung des Tränenfilms, der die Augenoberfläche ständig feucht halten soll. Am Computerbildschirm vergisst man zu blinzeln. Im Schnitt sind es nach Angaben des "Fachverbandes Trockenes Auge" nur noch vier bis zu sieben Lidschläge pro Minute.

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"Der Tränenfilm wird nicht mehr so häufig frisch auf die Hornhaut verteilt und reißt, weil die Lipidschicht instabil ist", sagt Vorstand Stefan Kroll aus Neufahrn. Hinzu kommen Ozon- und schadstoffreiche Luft, Tabakrauch, aber auch Kontaktlinsen, die den gesunden Tränenfluss versiegen lassen. Jeder zweite Kontaktlinsen-Träger leidet nach Expertenangaben unter Trockenen Augen. Zudem können falsch aufgetragene Kosmetika die Drüsen auf der Lidkante verschließen.

Tränen schützen das Auge

Viele immunologisch bedingte Erkrankungen gehen mit trockenen Augen einher. Dazu gehören Rheuma, Diabetes, entzündliche Gefäß- und Schilddrüsenerkrankungen. Auch die dauerhafte Einnahme von Antidepressiva, Betablockern und Hormonen greift in den Tränenfluss ein. Frauen sind von Trockenen Augen häufiger betroffen als Männer. Auch Kinder gehören zu seinen Patienten, sagt Professor Geerling.

Die Tränen enthalten keimtötende Substanzen und schützen das Auge so vor Infektionen. Fehlt der schützende Tränenfilm, drohen chronische Entzündungen sowohl der Binde- als auch Hornhaut, warnt der Berufsverband der Augenärzte. Bleibende Schädigungen des Auges können die Folge sein. Die Experten raten dringend davon ab, der Krankheit per Selbstmedikation zu Leibe zu rücken. Freiverkäufliche Tropfen, unter anderem zum Gefäßverengen, helfen zunächst nur scheinbar. Paradoxerweise befördern sie noch die Trockenen Augen, alarmieren Augenärzte.

Schwierige Therapie

Zur Diagnose der Krankheit misst der Augenarzt Menge und Zusammensetzung des Tränenfilms. Filterpapierstreifen, die in den Bindehautsack eingesetzt werden, geben Auskunft über die Flüssigkeitsmenge. Um zu erkunden, wie lange es dauert, bis der Tränenfilm über dem Augapfel reißt, färbt der Mediziner die Tränen mit einem fluoreszierenden Farbstoff ein.

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Die Therapie ist nach den Worten Geerlings schwierig und langwierig, weil meist eine Vielzahl von Ursachen am Leiden beteiligt ist und die optimale Behandlungsstrategie nicht auf den ersten Blick zur Verfügung steht. "Der Erfolg stellt sich manchmal erst nach Wochen oder Monaten ein", sagt der Experte. Meist werden Tränenersatzmittel zur Linderung der Symptome verschrieben. Um den Tränenabfluss zu vermindern, werden gegebenenfalls die Tränenabflusskanäle verschlossen. Denkbar ist auch eine speziell angepasste Brille, die die Verdunstung der Tränen verhindert.

Lokal wirkende, entzündungshemmende Medikamente stehen nach Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte neuerdings zur Verfügung oder befinden sich noch in der klinischen Erprobung.

dapd

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