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Zuckersteuer soll Kinder vor Fettleibigkeit schützen

Gebrannte Mandeln mit wenig Zucker. Kann man mit höheren Preisen Kinder und Jugendliche vom Konsum ungesunder Lebensmittel abhalten? Gebrannte Mandeln mit wenig Zucker. Kann man mit höheren Preisen Kinder und Jugendliche vom Konsum ungesunder Lebensmittel abhalten?
Gebrannte Mandeln mit wenig Zucker. Kann man mit höheren Preisen Kinder und Jugendliche vom Konsum ungesunder Lebensmittel abhalten?
Quelle: picture alliance / dpa Themendie
Mit höheren Preisen wollen Forscher Kinder und Jugendliche vom Konsum ungesunder Lebensmittel abhalten. Doch die deutsche Politik bleibt skeptisch – auch wenn andere Länder bereits vorgeprescht sind.

Ob Softdrinks, Ketchup, Wurst oder Brot – immer mehr Lebensmittel enthalten Zucker. 35 Kilogramm Zucker verbraucht der Deutsche pro Jahr im Durchschnitt, fast 100 Gramm täglich. Das ist zu viel, sagt der Potsdamer Ernährungsforscher Professor Hans-Georg Joost und geht jetzt in die Offensive.

Zeitgleich zum am Freitag in Berlin vorgestellten Ernährungsbericht 2012 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) schlägt Joost eine "Zucker-Steuer" vor.

Die Idee des Direktors des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung: der erhöhte Preis soll vor allem Kinder und Jugendliche vom Konsum ungesunder Lebensmittel abhalten.

15 Prozent der Kinder sind übergewichtig

Auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) unterstützt den Vorstoß für eine "Zucker-Steuer". Verbrauchern sei oft nicht klar, dass Lebensmittel Zucker enthalten "Im Ergebnis konsumieren wir unkontrolliert Zucker und nehmen mehr Kalorien zu uns, als eine gesunde Energiebilanz vorschreibt", sagt DDG-Sprecher Professor Andreas Fritsche aus Tübingen.

Die Folge: Bereits 15 Prozent der Drei- bis 17-Jährigen sind übergewichtig. Das wiederum erhöhe nachweislich das Risiko für Herzkrankheiten, Krebs, Arthrose, Schlaganfall und auch Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Typ II.

"Damit die Folgekosten für das Gesundheitswesen nicht völlig aus dem Ruder laufen, sollte der Staat regulierend eingreifen, wie es die Weltgesundheitsorganisation fordert", sagt Fritsche. Eine Steuer für gesundheitsschädigende Lebensmittel sei da ein möglicher Weg.

Auch Knut Mai, Oberarzt an der Charité für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin begrüßt Joosts Vorschlag. "Ich bin mir zwar unsicher, ob eine solche Steuer das Problem löst, aber die Idee stößt eine wichtige Debatte an," sagt Mai.

Aigner gegen Strafsteuern für Cola oder Chips

Laut der vom Verbraucherministerium in Auftrag gegebenen Ernährungsstudie ging die Anzahl der übergewichtigen Kinder um drei Prozent und die mit Adipositas (Fettsucht) zwar um 1,8 Prozent zurück. Grundsätzlich haben mehr als 60 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen in Deutschland Übergewicht.

An der Charité registriert man nach eine starke Zunahme an Krankheiten, die in Zusammenhang mit Übergewicht stehen, wie Mai sagt. Ein wirkliches Eingreifen der Politik hat die Nahrungsmittelindustrie aber offenbar nicht zu fürchten.

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Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) ließ bereits erklären, dass sich Strafsteuern für Cola oder Chips als unwirksam erwiesen hätten. Auch im Berliner Senat wird die "Zucker-Steuer" skeptisch betrachtet. "Ich halte nichts von einer solchen Steuer," sagt Thomas Heilmann. Der Senator für Verbraucherschutz betont: "Ich setze Aufklärung und nicht auf Bevormundung".

Dies sieht man freilich nicht überall so. Die Franzosen haben Anfang dieses Jahres eine höhere Steuer auf zuckerhaltige Getränke wie Cola eingeführt und diskutieren heftig über die sogenannte Nutella-Steuer für Lebensmittel, die das besonders fettreiche Palmöl enthalten.

Dänemark will hingegen seine erst vor gut einem Jahr eingeführte Zucker- und Fettsteuer wieder abschaffen. Sie verursache zu hohe Verwaltungskosten.

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