Die Europäische Kommission schlägt vor, das Renteneintrittsalter in allen europäischen Ländern erheblich anzuheben: Die Behörde empfiehlt, "das Rentenalter mit der Steigerung der Lebenserwartung abzugleichen".
Das könnte für die Mitgliedsländer die Verpflichtung mit sich bringen, es nicht bei einmaligen – und in fast jedem Land von heftigen Protesten begleiteten – Reformen wie der deutschen Rente mit 67 zu belassen, sondern den Rentenbezug an eine statistisch messbare Verlängerung des Lebens zu koppeln.
Der Entwurf des Weißbuchs mit dem Titel "Agenda für angemessene, sichere und tragfähige Renten", das die Kommission in der kommenden Woche vorstellen wird, liegt "Welt Online" vor.
Zur Begründung heißt es in dem Dokument heute verbrächten die Europäer etwa ein Drittel ihres Lebens im Ruhestand. "Dieser Anteil stiege mit einer künftigen Steigerung der Lebenserwartung an."
Das aber würde die Rentensysteme in Europa überfordern, warnt die Kommission: "Weitere Anpassungen auf der Ausgabenseite werden in vielen Mitgliedsstaaten nicht zu vermeiden sein."
Bürger an den Kosten beteiligen
Zudem sei eine Beteiligung der Bürger an den Kosten gefragt, wollten sich diese sich noch auf ein sicheres und ausreichendes Einkommen im Alter verlassen können: "So lange nicht Männer wie Frauen länger in Beschäftigung bleiben und mehr für ihren Ruhestand sparen, können angemessene Ruhestandsbezüge nicht garantiert werden."
Die EU-Behörde legt ihrem Weißbuch, das ihren Handlungsrahmen in diesem Bereich umreißt, die wissenschaftlich weitgehend unumstrittenen Annahmen zugrunde, dass die Lebenserwartung in Europa steigen wird und dass gleichzeitig die Zahl der Erwerbstätigen sinkt.
Ältere werden immer mehr
Jedes Jahr steigt die Zahl der über 60-Jährigen in Europa um zwei Millionen, das ist doppelt so viel wie noch vor gut zehn Jahren. Dagegen sinkt laut Zahlen des Statistikamtes Eurostat die Zahl der 20- bis 59-Jährigen in jedem Jahr.
Weiter schlägt die Kommission vor, "den Zugang zu Frühverrentungsmodellen zu beschränken, ebenso wie zu anderen frühen Auswegen" aus dem Arbeitsleben. Schon heute ist nur die Hälfte der 55- bis 64-Jährigen in Europa in Lohn und Brot – mir großen Unterschieden, die die Kommission zu dem Hinweis veranlassen: "Es muss noch mehr getan werden" – heißt: Es könne in einigen Ländern auch durchaus noch etwas getan werden.
So arbeitet nach Eurostat-Angaben in Malta nur ein Drittel der Älteren. In Schweden sind es ganze drei Viertel. Zudem arbeiten europaweit viel weniger ältere Frauen (41 Prozent) als Männer (59 Prozent).