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Zahn-Patienten zahlen mehr aus eigener Tasche

Die Deutschen bezahlen immer mehr für Mundhygiene und kosmetische Behandlungen Die Deutschen bezahlen immer mehr für Mundhygiene und kosmetische Behandlungen
Die Deutschen bezahlen immer mehr für Mundhygiene und kosmetische Behandlungen
Quelle: picture alliance/chromorange/Alexander Bernhard / CHROMORANGE
Zahnärzte sehen Selbstzahler-Leistungen als Wachstumsmarkt. Sie erwarten 70 Prozent Umsatzsteigerung bis 2030 und 76.000 neue Arbeitsplätze.

Die Patienten werden in Zahnarztpraxen künftig immer mehr Leistungen aus der eigenen Tasche bezahlen. Dies geht aus einer Studie hervor, die von der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) in Auftrag gegeben wurde. Sie befasst sich mit den Wachstums- und Beschäftigungseffekten in Zahnarztpraxen, Dentallaboren und ganz generell in dem Bereich, der mit "Mundgesundheit" zu tun hat.

"Das Wachstum kommt vor allem aus dem Zweiten Gesundheitsmarkt", sagt Dennis Ostwald, einer der Autoren der Studie. Damit sind grob gesagt alle Leistungen gemeint, die nicht von Krankenversicherungen übernommen und von Patienten selbst bezahlt werden müssen. Dazu gehören zum Beispiel die professionelle Zahnreinigung, aber auch eine höherwertige Versorgung mit Füllungen oder Zahnersatz.

Patienten geben mehr für Mundhygiene aus

Schon seit Jahren generieren die Zahnarztpraxen einen immer größeren Anteil ihres Umsatzes aus diesem Bereich, inzwischen sind es mehr als 40 Prozent. Das liegt unter anderem daran, dass gesetzliche Krankenkassen oft nur die Standardversorgung zahlen. " Die Patienten sind inzwischen aber auch bereit, für Mundhygiene und Prävention mehr auszugeben ", sagt Wissenschaftler Ostwald, der am Wifor-Institut in Darmstadt arbeitet.

Das Gesundheitsbewusstsein sei gestiegen, es würden dementsprechend immer mehr Leistungen angeboten. Der Vorsitzende der KZBV, Jürgen Fedderwitz, sagte, in der Zahnmedizin gebe es "das Problem und das Glück", dass die Patenten zwischen mehreren Therapiealternativen wählen könnten und nicht nur auf die Standardversorgung angewiesen seien. Leistungen wie eine Zahnreinigung seien fachlich und gesellschaftlich inzwischen anerkannt. Sie würden aber aus verständlichen Gründen nicht von der Solidargemeinschaft bezahlt.

Die Entwicklung lässt sich an den Zahlen ablesen, die Experte Ostwald präsentierte. Danach wächst der Umsatz in der gesamten "Mundgesundheitswirtschaft", die sowohl die Leistungen von Zahnärzten und Zahntechnikern als auch Produkte wie Zahnbürsten und Zahnpasta umfasst, in den nächsten 20 Jahren um rund 20 Prozent – also um rund ein Prozent pro Jahr. Im Zweiten Gesundheitsmarkt jedoch, also in dem Bereich, in dem Patienten zahnärztliche oder zahntechnische Leistungen selbst zahlen, ist das Wachstum dagegen ungleich größer.

Selbstzahler legen bis 2030 noch 62 Milliarden Euro drauf

Bei zahnärztlichen Leistungen erhöht sich der Umsatz im Selbstzahlerbereich bis zum Jahr 2030 um stolze 70 Prozent – auf etwas mehr als 62 Mrd. Euro. Der Umsatz bei selbst zu zahlenden zahntechnischen Leistungen soll immerhin noch um gut 50 Prozent auf knapp 24 Mrd. Euro zulegen. Das ist deutlich stärker als das Umsatzwachstum im jeweiligen ersten und zweiten Gesundheitsmarkt zusammen. "Das langfristig gestiegene Gesundheitsbewusstsein der Patienten trägt zum Bedeutungszuwachs des Zweiten Gesundheitsmarkts bei", heißt es in der Studie.

Die Entwicklungen werden sich den Prognosen zufolge auch bei der Beschäftigung niederschlagen. So sollen in den nächsten 20 Jahren in Zahnarztpraxen und Dentallaboren etwa 76.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Der zahnmedizinische Sektor sei "Wirtschaftsfaktor und Jobmaschine", sagte KZBV-Chef Fedderwitz. Man dürfe die Branche nicht immer nur als Kostenfaktor diskutieren. Ausgaben für die Zahngesundheit seien eine sinnvolle Investition, dies zeige der besser werdende Zustand der Zähne.

Dennoch ist die Entwicklung für Patienten mit Mehrkosten verbunden. Im vergangenen Jahr wurde die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) überarbeitet; die Bundesregierung hatte den Zahnärzten ein Honorarplus von sechs Prozent zugestanden. Privat- und Kassenpatienten müssen deshalb nun mehr zahlen, denn die Gebührenordnung gilt auch für die Behandlungen, die von gesetzlichen Kassen nicht übernommen wird.

Grundsätzlich geben die Deutschen umso mehr Geld für Gesundheitsleistungen aus, je höher ihr Einkommen ist. Laut Statistischem Bundesamt lassen sich Haushalte mit einem Nettoeinkommen zwischen 900 und 1300 Euro pro Monat die Gesundheitspflege nur 34 Euro kosten. Haushalte mit einem Nettoeinkommen von 2600 bis 3600 Euro wenden monatlich 92 Euro auf – so viel wie der Durchschnitt aller Haushalte.

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