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Fast jedes Kinder-Produkt ist zu süß und zu fett

Kinderprodukte unter der Lupe: Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert einen zu hohen Fett- und Zuckeranteil Kinderprodukte unter der Lupe: Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert einen zu hohen Fett- und Zuckeranteil
Kinderprodukte unter der Lupe: Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert einen zu hohen Fett- und Zuckeranteil
Quelle: Foodwatch
Die Fettleibigkeit deutscher Kinder nimmt stetig zu. Foodwatch wirft der Industrie vor, sie über ihre Werbung abhängig von Junkfood zu machen.

Speziell für Kinder hergestellte Lebensmittel leisten keinen Beitrag zur ausgewogenen Ernährung, sondern begünstigen eher falsches Essverhalten. Dies geht aus einem Marktcheck der Verbraucherorganisation Foodwatch hervor, die dafür hundere Kinderlebensmittel genauer unter die Lupe nahm.

Fazit ihres Reports "Kinder kaufen": Mit industriell hergestellten Kinderlebensmitteln sei eine ausgewogene Ernährung praktisch unmöglich, da es sich fast ausschließlich um Süßigkeiten und ungesunde Snacks handele. Zwischen April 2011 und Januar 2012 untersuchte Foodwatch 1514 Produkte, die gezielt Kinder ansprechen – also etwa mit Comic-Figuren oder Spielzeug-Beigaben die Aufmerksamkeit auf sich lenken oder Online-Spiele sowie Tipps für Schulreferate anbieten.

„Die Industrie will Kinder so früh wie möglich auf ungesundes Junkfood programmieren“, erklärte Anne Markwardt von Foodwatch. Dafür gebe es „einen logischen Grund: Mit Obst und Gemüse lässt sich nur wenig Profit machen – mit Junkfood und Softdrinks schon mehr.“

Viele Unternehmen behaupteten zwar, einen Beitrag zur ausgewogenen Ernährung von Kindern leisten zu wollen, hätten aber aus betriebswirtschaftlichen Gründen größtes Interesse daran, möglichst viele unausgewogene Produkte zu verkaufen. Die Gewinnmarge bei Obst und Gemüse liege unter fünf Prozent, Süßwaren, Softdrinks und Snacks brächten hingegen Umsatzrenditen von 15 Prozent und mehr.

Das liege zum einen daran, dass Zusatzstoffe, Aromen und Stärke sehr billig zu produzieren seien, erklärte Foodwatch. Zum anderen könnten ungesunde Snacks jederzeit konsumiert werden, auch zwischen den Mahlzeiten. "So wollen die Hersteller Kinder auf ihren Geschmack trimmen", urteilt Markwardt.

Kritik an Werbung in Schulen und Kindergärten

Der Staat stiehlt sich laut Foodwatch aus der Verantwortung. Er müsse dafür sorgen, Schulen und Kindergärten zu werbefreien Zonen zu machen, fordert die Verbraucherorganisation. Außerdem müssten Bund, Länder und Kommunen auf eine Zusammenarbeit mit der Lebensmittelindustrie verzichten.

Foodwatch bewertete die Produkte nach den Kategorien der Ernährungspyramide des vom Bundesverbraucherministerium geförderten Vereins „aid infodienst Ernährungsdienst, Landwirtschaft, Verbraucherschutz“.

Danach fallen fast drei Viertel aller Kinderprodukte (73,3 Prozent) in die rote Kategorie der "süßen und fettigen Snacks“, von denen Kinder täglich nicht mehr als eine Hand voll essen sollten. Nur 12,4 Prozent der Produkte gehören zur grünen Kategorie der Lebensmittel, die reichlich verzehrt werden sollen. Darunter fallen Obst in verarbeiteter Form wie Apfelmus oder Trockenobst, Nudeln, Tomatensauce oder Fruchtsäfte und Saftschorle.

Auch Bioprodukte sind der Untersuchung zufolge kaum gesünder als Lebensmittel ohne entsprechendes Siegel. 58 Prozent aller Biowaren fallen demnach in die rote Kategorie, nur knapp 30 Prozent der Bioprodukte seien auch in großen Mengen unbedenklich.

„Die Lebensmittelindustrie stellt die Kinderernährung auf den Kopf“, erklärte Foodwatch. Das Angebot an speziellen Kinderlebensmitteln entspreche ernährungsphysiologisch genau dem Gegenteil dessen, was Ernährungsexperten für eine ausgewogene Ernährung von Kindern empfehlen.

AFP/ror

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