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Boom der E-Zigarette alarmiert Gesundheitsexperten

E-Zigarette E-Zigarette
In Bahn, Bus und Flugzeug werden auch elektrische Zigaretten nicht gern gesehen
Quelle: dapd/Sebastian Willnow
Die dampfenden Nikotinstängel werden immer beliebter. Gesundheitsexperten warnen vor gefährlichen Substanzen, die inhaliert werden.

Elektronische Zigaretten verbreiten sich rasend schnell in Deutschland und entzweien selbst die verschworene Gemeinschaft der Raucher. Von zwei Millionen Nutzern geht der Verband des deutschen eZigarettenhandels mittlerweile in Deutschland aus.

Während Verbandssprecher Philip Drögemüller massenweise Leute beobachtet, die den Tabak zugunsten der E-Zigarette in die Ecke pfeffern, geben sich die Hersteller konventioneller Zigaretten gelassen. Ihre Abnehmerzahl bleibe seit Jahren stabil, heißt es vom Deutschen Zigarettenverband.

Die elektronische Alternative zum Glimmstängel sei noch immer ein "Nischenprodukt". Gesundheitsexperten und Nichtraucher-Aktivisten warnen unterdessen vor gefährlichen Substanzen in der Flüssigkeit, die in E-Zigaretten verdampfen und statt verbranntem Tabak inhaliert werden.

Gefahren erkannte auch schon die Politik – und sorgte für einen kurzfristigen Knick in der aufwärts zeigenden Bilanzkurve. Im vergangenen Dezember ging NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) in die Offensive. Sie ließ per Erlass den Verkauf von nikotinhaltigen Liquids verbieten – umsetzen müssen dies die Kommunen. Die Warnung führte zu Umsatzeinbußen von 40 Prozent, sagt Drögemüller.

In Flugzeugen und Zügen sind auch E-Zigaretten unerwünscht

Einen Dämpfer erleidet das tabaklose Rauchen auch durch gängige Regeln von Fluggesellschaften und der Bahn. In den meisten Flugzeugen und Zügen sind elektrische Glimmstängel-Imitate verboten. Die Lufthansa etwa verweist auf Verwechslungsgefahr: Passagiere könnten denken, jemand qualme eine echte Zigarette. Die Bahn merkt zudem an, dass in den meisten E-Zigaretten auch Nikotin verdampfe.

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In den angebotenen Flüssigkeiten, meist englisch als Liquids bezeichnet, sei zu 90 Prozent Propylenglykol enthalten, erläutert Michaela Goecke von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. "Diese Substanz kann inhaliert zu kurzfristigen Atemwegsreizungen führen."

Einer griechischen Studie zufolge könne Propylenglykol – das auch in Nebelmaschinen eingesetzt wird – zur Einengung der Atemwege führen, weil sich die Bronchen zusammenziehen. "Letztlich gelangt weniger Sauerstoff in den Körper", sagt Suchtexpertin Goecke.

Größtes Manko aber ist, dass kaum unabhängige Untersuchungen existieren. Die griechische Studie testete die Wirkung an lediglich 30 Probanden, Erkenntnisse über Langzeitwirkungen oder die Effekte auf passiv mitrauchende Menschen in der Umgebung sind völlig ungewiss. Sicher ist für Goecke jedoch, dass E-Zigaretten kein gutes Mittel für die Rauchentwöhnung sind: "Es besteht ein hohes Rückfallrisiko, weil sie keine Verhaltensänderung herbeiführen." Wer mit dem Rauchen aufhören wolle, müsse daran arbeiten, auf jegliche Art von Zigaretten zu verzichten.

Doch mit der rauchentwöhnenden Wirkung wirbt die wachsende E-Zigaretten-Industrie. Viele ehemalige Tabakraucher steigen laut dem Händlersprecher Drögemüller auf die elektrische Variante um und reduzieren dann langsam die Nikotinkonzentration, indem sie immer schwächere Liquids kaufen.

Elektro-Glimmstängel können auch zum Rauchen verleiten

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Die Nichtraucher-Initiative Deutschland warnt dagegen vor dem umgekehrten Effekt. Die leichten E-Zigaretten könnten als Einstieg für eine Karriere als Tabakraucher genommen werden , meinte Vizepräsident Ernst-Günther Krause. Seine Initiative lehnt E-Zigaretten aber nicht grundsätzlich ab. Sie könnten in den eigenen vier Wänden dazu dienen, die Schadstoff-Belastung zu verringern und das Leben für nichtrauchende Mitmenschen gesünder zu machen. Werden E-Zigaretten im öffentlichen Raum gedampft, bliebe aber das Problem der "Umweltverschmutzung" durch Schadstoffe.

Für Rätsel sorgt weiterhin, dass unklar ist, ob E-Zigaretten als Arznei oder als Tabakersatz zu bewerten sind. Im Laufe dieses Jahres wird eine Entscheidung der EU-Kommission dazu erwartet. Die Händler drücken die Daumen, dass ihr Produkt als Simulation des normalen Rauchens anerkannt wird. Nur dann gäbe es die E-Zigaretten in Kiosken und Supermärkten und Raucher könnten wählen zwischen Tabakrauch und Liquid-Dampf – letztlich wohl eine Frage des Geschmacks.

dapd/db

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