Ihre Liebesgeschichte war so öffentlich wie ihr Kennenlernen. Nils und Minke trafen sich auf Facebook , genauer gesagt, auf der Pinnwand einer gemeinsamen Bekannten. Nils surfte gerade seine Freundeslisten ab, als er plötzlich jemanden aus seiner Kindheit wiederfand: Minke. Der 31-Jährige schrieb sie an – zunächst ohne Hintergedanken: "Ich kommentierte einfach eines ihrer Urlaubsfotos." "Dann fingen wir an, gegenseitig unsere Statusmeldungen zu kommentieren", erzählt Minke. Schließlich trafen sich die beiden.

Als Nils für sechs Monate beruflich in die USA ging, schickte Minke ihm Mails und Päckchen. Er bedankte sich mit Liebesbekundungen auf Facebook. In einem Countdown zählten sie öffentlich die Tage bis zu ihrem Wiedersehen - und der gesamte Freundeskreis fieberte mit. Im Sommer wollen sie zusammen ziehen.

Findet man den Partner künftig in sozialen Netzwerken statt auf Partys oder über Dating-Portale? "Es scheint, als wäre die Kontaktsuche über Social Networks die Partnersuche der modernen Zeit“, sagt der Hamburger Medienpsychologe Michael Thiel. "Der Wunsch, den Mr. oder die Mrs. Right aus sicherer Computerdistanz durch vorherige genaue Überprüfung finden zu können, ist groß." Im Gegensatz zu professionellen Anbietern habe man auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken die Möglichkeit, den potenziellen Partner in seinem Verhalten länger zu beobachten, sagt Thiel. "Und man kann ihn von anderen 'Freunden' im Netz beurteilen lassen, bevor es ernst wird."

Laut einer Studie der Partnervermittlung Elite Partner haben 2009 18,8 Prozent der befragten Singles einen Partner irgendwo im Internet gefunden. 2005 waren es knapp 14 Prozent. Keine große Steigerung. Doch berücksichtigt man das enorme Wachstum von Facebook mit seinen geschätzten 7,5 Millionen Mitgliedern in Deutschland und weltweit 400 Millionen, dann lässt sich vermuten: Dort sind eine Menge suchender Singles unterwegs.

Eine Studie von Infratest dimap ermittelte kürzlich , dass sich Männer und Frauen für ihre Partnersuche über Online-Dating-Portale auf mindestens 19 Monate einstellen, bis sie den Richtigen gefunden haben. Warum also nicht gleich parallel zur Social-Media-Freundschaftspflege und zum Business-Networking Ausschau nach dem künftigen Partner halten?

Tatsächlich bemerkt man nicht nur beim vermeintlich lockeren Freundesnetzwerk Facebook, sondern auch bei der Businessplattform Xing inzwischen einen romantischen Trend: Viele Mitglieder flirten und verlieben sich, wie das Hamburger Unternehmen durch Rückmeldungen einiger Mitglieder erfahren hat. Offiziell will man Liebe und Arbeit allerdings nicht vermischen. "Die Funktionalitäten und Features unserer Plattform sind klar auf die berufliche Nutzung ausgelegt", sagt die Pressereferentin von Xing, Angela Rittig. Dass einige Mitglieder nicht nur Geschäftskontakte suchen, wird aber akzeptiert. "Wie im realen Berufsleben passiert es auch manchmal online, dass Menschen private Kontakte knüpfen oder sich verlieben”, sagt Rittig.