Eine Diät mit viel Fleisch und Fisch lässt die Pfunde besonders schnell und nachhaltig schmelzen. Neuere Studien bestätigen auch, dass das Proteinüberangebot weniger schädlich ist als bisher gedacht.
Die Dukan-Diät füllt seit ein paar Jahren die Ratgeber-Regale im Buchhandel und die Ernährungsseiten von Frauenzeitschriften. Die bejubelte eiweißlastige Kost des französischen Mediziners verspricht große Abnehmerfolge, ruft aber auch die Kritiker auf den Plan. Alle haben ein bisschen Recht – Pierre Dukan und seiner kalorien- und kohlenhydratarmen Low-Carb-Ernährung allerdings etwas mehr. Das legt die neuste Diätforschung nahe.
Wer beim Kaloriensparen auf Eiweiß statt auf Kohlenhydrate setzt, kann tatsächlich besonders erfolgreich abnehmen. Protein sättigt besser als Kohlenhydrate, erhält die Muskeln und verhindert den Jojoeffekt. Viele Mediziner und Ernährungsexperten verweisen allerdings auf die schädliche Wirkung von rotem Fleisch und Fett auf den Darm und die Gefäße. Sie betonten, wie sehr ein Überangebot an Eiweiß die Nieren belasten und die Gelenke mit Gicht bedrohen kann.
Der Kollege Andreas Pfeiffer sieht eine Diskrepanz zwischen Proteinernährung unter Studienbedingungen und dem eiweißreichen Ernährungsalltag. „Der positive Effekt auf den Stoffwechsel hängt von der Zusammensetzung der Aminosäuren ab. Wenn das Eiweiß überwiegend aus rotem Fleisch und fetter Wurst stammt, wie in der traditionellen deutschen Küche, kommt es mit den bekannten gesundheitlichen Risiken daher, etwa für Diabetes, Darmkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“
Eine gesunde Niere verkraftet die Proteinschwemme
Ernährungsmediziner Andreas Pfeiffer erforscht seit Jahren an der Berliner Charité und am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam die Rolle von Protein in der Ernährung. Er sagt: „Ein gesunder Mensch kommt sehr gut mit einer großen Menge Eiweiß zurecht. Kurzfristig ist selbst eine extreme Proteindiät zum Abnehmen unschädlich.“ Die Niere müsse zwar mehr arbeiten und vergrößere sich dabei sogar. Das sei aber unproblematisch, sofern das Organ nicht vorgeschädigt sei. Das Dutzend harte Eier (ohne Eigelb) pro Tag, das Heidi Klums Ernährungsberater ihr angeblich zum rasanten Abspecken nach der Geburt von Sohn Henry erlaubte, sind ein Beispiel dafür, welche Proteinschwemme der Körper kurzzeitig verkraftet.
„Die Abbauprodukte von Protein müssen natürlich aus dem Körper gespült werden. Deswegen sollte jeder, der eiweißreich isst, auch viel trinken“, sagt DIfE-Ernährungswissenschaftlerin Susanne Klaus. „Für Menschen mit vorgeschädigten Nieren ist eine Eiweißdiät nicht geeignet“, sagt Susanne Klaus. Neuere Studien würden der eiweißorientierten Ernährung hohe Qualität ohne große gesundheitliche Risiken bescheinigen, sagt Susanne Klaus. „Die Verteufelung einer proteinreichen Kost ist durch die aktuelle Studienlage nicht gerechtfertigt.“
Eiweiß aus rotem Fleisch ist weniger günstig
Die Ernährungswissenschaftlerin hat vor Kurzem im Mäusemodell nachgewiesen, dass die Nager zunehmen, wenn sie sich an fettreichem Futter selbst bedienen dürfen. Unverändert blieb jedoch das Gewicht von Tieren, deren Fressen mit Proteinen angereichert war. Sie futterten insgesamt weniger als die anderen Mäuse, tranken dafür aber mehr. Ihre Cholesterin- und Leberfettwerte blieben dabei niedrig. Die Professorin warnt zwar davor, eins zu eins von Mäusen auf Menschen zu schließen. Das Ergebnis passe aber zu anderen Studien mit positivem Ergebnis für Proteine in der Nahrung.