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DKV-Report: Deutsche bewegen sich zu wenig

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Versicherungs-Report So ungesund lebt Deutschland

Zu wenig Bewegung, schlechte Ernährung, viel Stress: Die Hälfte aller Deutschen hat Probleme mit ihrer Gesundheit - nur jeder Neunte lebt wirklich gesund. Das zeigt jetzt eine aktuelle Umfrage der Krankenversicherung DKV.

Hamburg - Stundenlanges Sitzen, eintönige Ernährung, Stress und schlechter Schlaf: Bei zu vielen Deutschen gefährden gleich mehrere Probleme und Verhaltensweisen die Gesundheit. Das zeigt der am Freitag vorgestellte DKV-Report  "Wie gesund lebt Deutschland?".

Mehr als 3000 Erwachsene hat das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag des privaten Krankenversicherers befragt, die Deutsche Sporthochschule (DSHS ) Köln wertete anschließend die repräsentativen Ergebnisse aus. Um das Gesundheitsverhalten der Deutschen möglichst umfassend darzustellen, fragten die Wissenschaftler nach fünf Faktoren, die für die Gesundheit eine große Rolle spielen: ausreichend Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, moderater Umgang mit Alkohol, das Nichtrauchen und wenig Stress.

Erfüllt ein Mensch alle fünf Faktoren, lebt er aus Studiensicht "rundum gesund". Zusätzlich fragten die Forscher auch nach der Ausgeglichenheit, dem Vitalitätsgefühl sowie dem Schlaf der Deutschen.

Hier die wichtigsten und teilweise überraschenden Ergebnisse im Überblick:

  • Nur jeder Neunte lebt rundum gesund
    Gerade einmal elf Prozent der Befragten erfüllen alle fünf Anforderungen, um als rundum gesund zu gelten. Dabei hatten sechs von zehn Menschen angegeben, nach eigener Einschätzung gesund zu leben. Besonders viel müssten die meisten Menschen an ihrer Ernährung, mangelnder Bewegung und dem Umgang mit Stress ändern.
  • Je älter, desto gesünder
    Bei den 18- bis 29-Jährigen erfüllen gerade einmal sieben Prozent die Anforderungen für ein "rundum gesundes" Leben. Der Prozentsatz steigt immer weiter an, je älter die Studienteilnehmer sind. Bei den über 65-Jährigen stimmt bei nahezu jedem Fünften (17 Prozent) der Lebensstil.
  • Die Hälfte der Deutschen bewegt sich zu wenig
    Ausreichend Bewegung definieren die Forscher als mindestens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche, also etwa 30 Minuten an fünf Tagen. Es geht nicht unbedingt um Sport in der Freizeit, das kann auch der Weg mit dem Fahrrad ins Büro sein. Doch nur 54 Prozent der Deutschen erreichen diese Mindestempfehlung. Noch schlimmer: Am häufigsten sind die Deutschen bei der Arbeit körperlich aktiv - und das ist nicht immer gut, denn diese Art der Bewegung ist häufig eintönig und nicht immer gesundheitsfördernd.
  • Ältere bewegen sich am meisten
    Sechs von zehn über 65-Jährigen erreichen die Mindestanforderungen für die Bewegung. Das ist sogar mehr als bei den jüngsten Befragten, den 18- bis 29-Jährigen.

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  • Jeder Fünfte ist anfällig für depressive Verstimmungen
    Zwar erfüllen 80 Prozent der Befragten die Anforderungen für psychische Ausgeglichenheit. Doch das heißt im Umkehrschluss, dass jeder Fünfte mit Antriebslosigkeit oder depressiven Verstimmungen kämpft. Die Gefahr steigt, je älter die Befragten werden.
  • Je höher das Einkommen, desto psychisch ausgeglichener
    Wer monatlich netto mehr als 3500 Euro im Haushalt verdient, der ist am ausgeglichensten. Unterhalb von 1500 Euro Haushaltsnettoeinkommen steigt dagegen der Anteil derjenigen deutlich, die unter depressiven Verstimmungen und Lustlosigkeit leiden.
  • Je älter, desto vitaler
    Knapp jeder zweite Befragte (45 Prozent) fühlt sich vital, bei den über 65-Jährigen sogar 49 Prozent. Positiv wirkt sich auch Normalgewicht aus: Bei stark übergewichtigen Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 erfüllen nur noch 38 Prozent die Anforderungen für das "Gefühl von innerer Kraft und Schwung, um den Alltag zu bewältigen". Die höchsten Werte (60 Prozent) gibt es wieder bei Top-Verdienern mit einem Nettoeinkommen von 5000 Euro an aufwärts.
  • Übergewicht und mangelnde Bildung gefährden den Schlaf
    Sechs Stunden und 47 Minuten ist die Durchschnittsschlafdauer der Befragten. 15 Prozent schlafen nicht gut: Bei den über 65-Jährigen passt das zum Phänomen, dass ältere Menschen kürzer schlafen als jüngere, doch vor allem der Zusammenhang mit dem Body-Mass-Index (BMI) ist bedenklich - je höher der BMI, desto schlechter der Schlaf. Am schlechtesten schneiden allerdings Menschen ohne einen Schulabschluss ab, jeder Dritte von ihnen kann nicht gut schlafen. Am besten schlafen Gutverdiener mit einem Einkommen über 4000 Euro.
  • Gefahr von Schlafmittelabhängigkeit
    Immerhin fünf Prozent der Befragten nimmt Schlafmittel, zwei Prozent sogar mindestens dreimal pro Woche, bei den über 65-Jährigen sogar fünf Prozent. Das würde den vorsichtigen Schätzungen von knapp 1,5 Millionen Schlafmittelabhängigen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen entsprechen.
  • In Mecklenburg-Vorpommern lebt der größte Anteil rundum Gesunder
    Fast jeder Fünfte (18 Prozent) erfüllt in Mecklenburg-Vorpommern alle Voraussetzungen für ein "rundum gesundes" Leben. Auf den Plätzen folgen Niedersachsen und Bremen (14 Prozent, gemeinsam berechnet) und Thüringen (14 Prozent). Das Schlusslicht ist Baden-Württemberg mit nur neun Prozent rundum gesunder Einwohner.

Immerhin sind den befragten Deutschen ihre Gesundheitsprobleme durchaus bewusst: 79 Prozent halten zum Beispiel Übergewicht für ein großes gesellschaftliches Problem, in der Vorläuferstudie aus dem Jahr 2010  waren es nur 65 Prozent. Dreiviertel der Befragten befürworten laut dem DKV-Report ein Ampelsystem zur Kennzeichnung von Lebensmitteln, um gegen das Problem anzugehen.

Die Studie im Detail

Die Studienautoren sehen insgesamt Politik und Gesellschaft in der Verantwortung, um gegen die gesundheitsgefährdenden Probleme der Deutschen anzugehen. Ähnlich der Aids-Aufklärung ("Gib Aids keine Chance!") fordern sie entsprechende Kampagnen für Bewegung und Ernährung, um am Verhalten der Menschen etwas zu ändern. Neben Arbeitgebern stünden auch Ärzte und Krankenversicherungen in der Verantwortung, ihre Mitarbeiter beziehungsweise Patienten oder Kunden aufzuklären und Angebote zu machen.

dba
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