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Weltweite Prognose für 2030 Zahl der Krebskranken steigt rasant

Weltweit erkranken 14 Millionen Menschen pro Jahr neu an Krebs. Diese Zahl wird sich laut WHO bis 2030 fast verdoppeln. Derzeit sterben die meisten Patienten an Lungenkrebs.
Krebspatientin in der Strahlentherapie: "Gesundheitspolitische Herausforderung ersten Ranges"

Krebspatientin in der Strahlentherapie: "Gesundheitspolitische Herausforderung ersten Ranges"

Foto: Matthias Hiekel/ dpa

London - Jedes Jahr erkranken weltweit schätzungsweise 14 Millionen Menschen neu an Krebs, mit steigender Tendenz: In den nächsten zwei Dekaden soll die Zahl der Krebsneuerkrankungen auf 22 Millionen Fälle jährlich steigen.

Zu diesem Ergebnis kommt der Welt-Krebsbericht 2014 , ein 600 Seiten umfassender Report der Weltgesundheitsorganisation WHO, der am Montag in London vorgestellt wurde. Autoren des Berichts sind Mitglieder der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC, einer Expertengruppe der WHO, die sich auf das Thema Krebs spezialisiert hat. Mehr als 250 Wissenschaftler aus mehr als 40 Nationen haben daran mitgewirkt.

Dem Bericht zufolge steigt auch die Zahl der weltweiten Todesfälle, die durch Krebs verursacht werden. 2012 starben den IARC-Schätzungen zufolge 8,2 Millionen Menschen an den Folgen von Krebs. In den nächsten zwanzig Jahren soll die Zahl auf 13 Millionen Todesfälle steigen.

Lungenkrebs führte 2012 die Liste der weltweit häufigsten Krebsarten an: 1,8 Millionen Menschen hatten 2012 diese Diagnose erhalten. Die Erkrankung macht damit derzeit 13 Prozent aller Krebsfälle aus. An Platz zwei der Liste steht Brustkrebs (1,7 Millionen Fälle weltweit; 11,9 Prozent aller Fälle), gefolgt von Darmkrebs (1,4 Millionen; 9,7 Prozent).

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Welt-Krebsbericht: An Lungenkrebs sterben die meisten

Foto: SPIEGEL ONLINE

Bei Männern lag der Lungenkrebs mit knapp 17 Prozent der Neudiagnosen an erster Stelle, bei den Frauen war es dagegen Brustkrebs mit gut 25 Prozent. Krebs bei Kindern bis 14 Jahre ist der IARC zufolge bei geschätzt 1.650.000 Jungen und Mädchen diagnostiziert worden.

Größte Sterblichkeit bei Lungenkrebs

Auch bei den tödlichsten Krebsarten stand Lungenkrebs 2012 ganz oben auf der Liste: 1,6 Millionen Menschen weltweit starben dem IARC-Bericht zufolge 2012 an den Folgen der Erkrankung. Das sind 19,4 Prozent aller Krebsfälle mit Todesfolge. An Platz zwei steht Leberkrebs (0,8 Millionen Todesfälle; 9,1 Prozent) gefolgt von Magenkrebs (0,7 Millionen; 8,8 Prozent).

Die IARC-Autoren, darunter auch führende Krebsforscher wie der deutsche Nobelpreisträger Harald zur Hausen, fordern die Regierungen weltweit auf, dringend mehr für die Vermeidung von Krebs zu tun. Man könne der wachsenden Zahl von Neuerkrankungen nicht allein durch Behandlung Herr werden. Unter anderem müssten die Gesetze zum Rauchen und zur Regulierung des Konsums von Alkohol und zuckerhaltigen Getränken verschärft werden.

Der enorme Anstieg an Krebserkrankungen, so heißt es in dem Bericht, gehe zum Teil auf das vorausgesagte Bevölkerungswachstum und die zunehmende Lebenserwartung zurück. Hinzu komme, dass Menschen in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern häufig schädliche Verhaltens- und Lifestyle-Gewohnheiten aus reicheren Staaten annähmen, etwa bei der Ernährung.

Übergewicht und Luftverschmutzung sollen stärker in den Fokus

Erst jüngst hatten führende Krebsexperten aus Deutschland, darunter ebenfalls zur Hausen, von den negativen Folgen schlechter Ernährung auf das Krebsrisiko gewarnt. "Die richtige Gesetzgebung kann gesundheitsbewussteres Verhalten fördern", sagte Bernard Stewart, einer der Co-Autoren des WHO-Krebsberichts. Beim Rauchen seien durch höhere Steuern, Werbeverbote und andere Maßnahmen bereits Erfolge erzielt worden. Regierungen müssten zudem mehr Möglichkeiten für Früherkennungsuntersuchungen schaffen. Außerdem sollten Übergewicht und Luftverschmutzung stärker thematisiert werden.

Die gute Nachricht: Immer mehr Krebspatienten überleben ihre Erkrankung, die vor wenigen Jahrzehnten noch als endgültiges Todesurteil für Betroffene galt. In einer Presseerklärung zum Weltkrebstag an diesem Dienstag erklärte auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: "Dank enormer medizinischer Fortschritte haben sich die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker Menschen in Deutschland in den letzten vierzig Jahren deutlich verbessert." Dennoch bleibe die Krebsbekämpfung "eine gesundheitspolitische Herausforderung ersten Ranges".

In Deutschland erkrankten 2010 mehr als 477.000 Menschen neu an Krebs, 218.000 Menschen starben an den Folgen der Krankheit. Damit ist in Deutschland Krebs nach wie vor die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

cib/dpa
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