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Studie Selbst leichte Bewegung verlängert das Leben

Sport lohnt sich, und wie: Wer wöchentlich zweieinhalb Stunden stramm marschiert, steigert seine Lebenserwartung im Vergleich zu Bewegungsmuffeln um mehr als drei Jahre. Doch auch schon weniger Bewegung zahlt sich aus - auch für Übergewichtige.
Jogger: Jeder Erwachsene sollte sich laut WHO mindestens 150 Minuten pro Woche bewegen

Jogger: Jeder Erwachsene sollte sich laut WHO mindestens 150 Minuten pro Woche bewegen

Foto: Jochen Lübke/ dpa

Bewegung bedeutet Balsam für den Körper, so viel ist schon lange klar. Wer seinen Puls regelmäßig in die Höhe treibt, gewinnt an Lebensqualität. Der Wecker scheint morgens weniger zu quälen, das Risiko für Krankheiten wie Diabetes und manche Krebsarten sinkt. Jetzt haben Forscher den Gewinn durch Sport in Zahlen gepackt: Schon wer etwas mehr als eine Stunde pro Woche stramm marschiert, kann seine Lebenserwartung demnach um mehr als ein Jahr steigern.

Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Männer oder Frauen handelt, um normalgewichtige, übergewichtige oder sogar fettleibige Personen, berichten die Forscher um Steven Moore vom National Cancer Institute in der Fachzeitschrift "PloS One" : "Unsere Ergebnisse können vielleicht helfen, Leute davon zu überzeugen, dass selbst ein leichtes Sportprogramm der Gesundheit nutzt - auch wenn es sich noch nicht auf das Gewicht auswirkt."

Daten von mehr als 650.000 Erwachsenen ausgewertet

Für die Untersuchung hatte das Team von US-amerikanischen und schwedischen Forschern Daten von insgesamt 650.000 Erwachsenen analysiert, die im Durchschnitt zehn Jahre lang begleitet worden waren. Die meisten Teilnehmer waren 40 Jahre alt oder älter, 82.465 von ihnen starben im Lauf der Studie.

Um herauszufinden, wie die Sterblichkeit mit der körperlichen Aktivität und dem Gewicht zusammenhing, teilten die Forscher die Probanden in verschiedene Gruppen ein: Auf der einen Seite gab es die Normalgewichtigen mit einem BMI von bis zu 24,9, die Übergewichtigen mit einem BMI von bis zu 35 und schließlich die stark Fettleibigen ab einem BMI von 35. Aufgrund ihrer geringen Anzahl wurden die untergewichtigen Teilnehmer aus der Studie ausgeschlossen.

Was die körperliche Aktivität betraf, orientierten sich die Forscher an den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Demnach sollten sich Erwachsene pro Woche mindestens 2,5 Stunden lang moderat bewegen. Darunter fallen alle Aktivitäten, bei denen der Sportler noch sprechen, aber nicht mehr singen kann. Als sehr anstrengend gilt, wenn er nur noch in der Lage ist, ein paar zusammenhängende Wörter hervorzustoßen, ohne das Atmen zu unterbrechen.

Walken für ein längeres Leben

Personen, die den Sportempfehlungen folgten - also zum Beispiel zweieinhalb Stunden pro Woche walken gingen - lebten im Durchschnitt 3,4 Jahre länger als absolute Bewegungsmuffel. Doch auch schon weniger Bewegung zahlte sich aus: Wer nur die Hälfte der empfohlenen Aktivitätszeit absolvierte, lebte im Durchschnitt immer noch 1,8 Jahre länger als Personen, die gar keinen Sport trieben. Besonders motivierte Teilnehmer, die sogar das Doppelte des empfohlenen Sportpensums schafften, gewannen 4,2 Jahre Lebenszeit hinzu.

Das Besondere: Die Ergebnisse galten auch für Teilnehmer, die übergewichtig oder fettleibig waren. Zwar reduzierten die überflüssigen Pfunde die Lebenserwartung der Betroffenen, die Bewegung konnte den negativen Effekt allerdings ein wenig kompensieren. Wer etwa übergewichtig war, sich aber bewegte, hatte laut der Studie immer noch 3,1 Jahre länger zu leben als ein bewegungsfauler Normalgewichtiger.

Am kritischsten war es hingegen, wenn starkes Übergewicht und wenig Bewegung aufeinander trafen - Normalgewichtige mit einem normalen Sportpensum haben laut der Auswertung eine etwa 7,2 Jahre höhere Lebenserwartung als Bewegungsmuffel mit einem BMI von über 35. Zum Vergleich: Langjähriges Zigarettenrauchen reduziert die Lebenserwartung im Schnitt um 10 Jahre. Die Angaben zur Lebenserwartung bezogen sich dabei immer auf die Altersgruppe ab 40 Jahren.

Rauchen als Störfaktor

Die Ergebnisse der Studie decken sich mit vielen anderen Untersuchungen, die einen positiven Einfluss von Sport auf die Gesundheit nachgewiesen haben. Dennoch hat die Studie mehrere Schwächen: So konnten die Forscher anhand der Daten nur nachweisen, dass körperlich aktive Menschen in der Regel lange leben, nicht aber direkt, dass der Sport für das lange Leben verantwortlich ist. Um sicherzugehen, dass die Ergebnisse nicht verzerrt wurden, rechneten die Forscher deshalb bei ihrer Analyse mehrere Faktoren wie etwa das Rauchen heraus.

Hinzu kommt, dass die Angaben zur wöchentlichen Bewegung und zum BMI auf Aussagen der Studienteilnehmer basieren. Dies birgt die Gefahr, dass die Personen die Zahlen beschönigt haben. Dennoch sind die Autoren der Studie vor allem aufgrund der Größe der Versuchsgruppe von ihren Ergebnissen überzeugt: "Wir sollten nicht unterschätzen, wie wichtig Bewegung für unsere Gesundheit ist", sagt I-Min Lee von der Harvard Medical School. "Selbst ein moderates Sportpensum kann das Leben um Jahre verlängern."

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