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Besser leben 2014 Die drei gesündesten Vorsätze fürs neue Jahr

Sie wollen gesund ins neue Jahr und haben sich viel dafür vorgenommen? Wirklich Sinn ergeben aus wissenschaftlicher Sicht nur wenige Vorsätze. Hier sind drei davon - es lohnt sich, genau diese umzusetzen.
Radeln bei mildem Winterwetter: Schon leichte, aber doch regelmäßige Bewegung genügt für ein gesünderes Leben

Radeln bei mildem Winterwetter: Schon leichte, aber doch regelmäßige Bewegung genügt für ein gesünderes Leben

Foto: Patrick Pleul / picture-alliance/ dpa

Mal ganz ehrlich: Sie haben es dieses Jahr wieder getan. An Silvester haben Sie sich geschworen, dass 2014 alles anders wird, stimmt's? Ist ja auch verständlich. Der Hausarzt nervt mit seinen gebetsmühlenartigen Ermahnungen, man solle endlich seinen Lebensstil ändern. Und hört man die durchgestylte Kollegin durchs Büro trällern, sie habe sich wieder für einen Marathon angemeldet und ihre Work-Life-Balance sei ja so viel besser geworden, seit sie keinen Alkohol und keinen Kaffee mehr trinke, möchte man sich am liebsten mit einem Schokoriegel in eine Ecke verkriechen.

Doch muss man wirklich die unzähligen Tipps befolgen, die man zur Jahreswende in den Medien liest? SPIEGEL ONLINE hat drei von Deutschlands Top-Experten gefragt. "Man muss sein Leben nicht komplett umkrempeln", sagt Helmut Gohlke, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung und zuständig für Prävention bei der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie. "Aber bei drei Maßnahmen ist wirklich gut belegt, dass man damit länger lebt - und der Genuss bleibt dabei nicht einmal auf der Strecke."

Mediterrane Kost: Besonders Olivenöl schützt vor Herzkrankheiten

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Foto: Corbis

Vorsatz 1: Sich mediterran ernähren

Schon lange predigen es Ernährungswissenschaftler, die kardiologischen Fachgesellschaften und die Deutsche Herzstiftung - jetzt haben sie endlich einen Beleg: Eine mediterrane Ernährung senkt das Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten. Und zwar um 30 Prozent, wie Ramon Estruch von der Universitat de Barcelona zeigte .

"Aus früheren epidemiologischen Studien mit Tausenden von Teilnehmern vermuteten wir das zwar seit längerem", sagt Hans-Georg Joost, Vorstand des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung. "Aber dies ist die erste Studie, die den ursächlichen Zusammenhang beweist." In den bisherigen Studien hatten Forscher Teilnehmer, die sich unterschiedlich ernährten, über einen Zeitraum beobachtet und nur dokumentiert, wer krank wurde oder starb. Wer sich wie ernährte, beeinflussten sie nicht.

Auch wenn die Studie nicht frei von Interessenskonflikten war, teilte sie erstmals gezielt Probanden in Gruppen ein, die sich über einen festgelegten Zeitraum auf bestimmte Art und Weise ernähren mussten (mediterran, normal, mit und ohne Olivenöl oder Nüssen, fettreich/fettarm). "Mit dieser Interventionsstudie kann man viel besser sehen, ob die Maßnahme wirklich einen Effekt hat", sagt Joost. Das Ergebnis: Tatsächlich sank das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse  bei einer öl- oder nussreichen Ernährung statistisch gesehen deutlich.

"Mediterran heißt aber nicht Bistecca Fiorentina, Salami oder Gorgonzola, sondern viel Obst und Gemüse, Fisch und kaum Fleisch", sagt Gohlke. Wichtig sei zudem, statt Butter, Sahne oder anderen tierischen Fetten häufiger pflanzliche Fette wie Olivenöl oder Rapsöl zu sich zu nehmen. "Die Menge des Fetts scheint weniger eine Rolle zu spielen als die Art des Fetts", sagt Joost. "Unsere frühere Empfehlung, fettarm zu essen, müssen wir wohl modifizieren und viel mehr Gewicht auf die Qualität der Fette legen."

Treppen bei der Arbeit: Öfter mal zu Fuß statt mit dem Fahrstuhl

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Foto: Corbis

Vorsatz 2: Sich mehr bewegen

Schon 15 Minuten pro Tag Spazierengehen reicht aus, um vermutlich drei Jahre länger zu leben. Das zeigten Forscher von Taiwans nationalem Gesundheitsforschungsinstitut in einer riesigen Studie mit 416.175 Teilnehmern . Das verblüffende Ergebnis: Schon eine leichte Bewegung senkt das Risiko zu sterben um 14 Prozent.

Zwar ist die Studie nur eine Beobachtungsstudie. Das heißt, die Probanden konnten sich so viel bewegen wie sie wollten, die Forscher dokumentierten nur, wer krank wurde oder starb. "Aber die taiwanische Studie hat Daten zu so vielen Probanden über mehr als acht Jahre gesammelt, dass wir den Ergebnisse trauen können."

Zudem würden sich die Hinweise mehren. Dazu zählt etwa eine kurz vor Weihnachten in "The Lancet" veröffentlichte Untersuchung  mit 9306 Teilnehmern aus 40 Ländern mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten: Jene Probanden, die 2000 Schritte pro Tag gingen, hatten ein um zehn Prozent geringeres Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen oder daran zu sterben.

Man brauche sich nicht zum Joggen zwingen oder stundenlang in der Muckibude schwitzen, sagt Thorsten Schiffer, Leiter der Ambulanz für Sporttraumatologie und Gesundheitsberatung an der Deutschen Sporthochschule Köln. "Spazierengehen oder mit dem Rad fahren reicht schon - wichtig ist, dass man es regelmäßig macht."

Sportmuffel könnten schon von ganz wenig Bewegung sehr profitieren, sagt Schiffer. "Wenig ist immer noch besser als gar nichts." Älteren Menschen rät er in seiner Sprechstunde zu Bewegung, die sowohl Körper als auch Geist fit hält: Den Schuh auf einem Bein stehend anziehen oder mit einer vollen Tasse Wasser in der Hand die Treppe hochgehen.

Rauchen verboten: 2014 ohne Zigaretten zählt zu den gesündesten Neujahrsvorsätzen

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Foto: Martin Gerten/ dpa

Vorsatz 3: Mit dem Rauchen aufhören

Krebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Durchblutungsstörungen und mehr: Pro Jahr sterben in Deutschland zwischen 110.000 bis 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Mit jeder einzelnen gerauchten Zigarette verliert der Raucher im Durchschnitt 28,6 Minuten seines Lebens, rechnete Helmut Gohlke kürzlich aus .

Der britische Mediziner Sir Richard Doll  war einer der ersten, der den Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs entdeckte und dokumentierte. In Gedenken an seinen Geburtstag erschien 2012 im Medizinjournal "The Lancet"  eine riesengroße Studie, mit dem Fazit: Rauchen schadet Frauen mindestens genauso wie Männern.

1,3 Millionen Frauen hatten die Forscher befragt und über einige Jahre beobachtet. Zu Beginn rauchten 20 Prozent von ihnen, 28 Prozent hatten aufgehört und 52 Prozent hatten nie geraucht. Frauen, die bei einer erneuten Befragung nach drei Jahren immer noch rauchten, starben im Vergleich zu Nichtraucherinnen mit einer fast dreifach höheren Wahrscheinlichkeit in den folgenden Jahren.

"Das relative Risiko für Herzinfarkte ist bei rauchenden Frauen sogar noch höher als bei rauchenden Männern", sagt Helmut Gohlke. Schon eine Zigarette pro Tag sei zu viel, es gebe keinen Schwellenwert. "Das ist auch kein Wunder, bei den vielen darin enthaltenen giftigen Substanzen."

Die gute Nachricht für alle Raucher: Das Risiko sinkt, wenn man mit dem Rauchen aufhört. Verzichtet ein 50-jähriger Raucher auf Zigaretten, gewinnt er sechs Lebensjahre, ein 60-Jähriger immerhin noch drei. Hört ein Raucher, der einen Herzinfarkt hatte, auf, kann er sein Risiko für einen erneuten Herzinfarkt oder andere Herz-Kreislaufprobleme um mehr als 80 Prozent senken.

Etwa die Hälfte der Raucher ist nach mehreren übereinstimmenden Studien nikotinabhängig, berichtet Gohlke, und deshalb sei es für diese Gruppe sehr schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Hilfe geben etwa Rauchentwöhnungskurse, die auch von den Krankenkassen bezuschusst werden. Mit mindestens acht Beratungssitzungen und Medikamenten schafft es rund jeder dritte Raucher aufzuhören.

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