Wer isst wie viel? : Der große Fleisch-Atlas

Fleisch ist das Gemüse der Deutschen – sie essen nach wie vor zu viel davon, mahnen Ernährungsberater.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schwein, Rind und Geflügel liegt trotz eines leichten Rückgangs von zwei Kilogramm bei 60 kg im Jahr. Das ist das Ergebnis des „Fleisch-Atlas 2013“, der von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Monatszeitung „Le Monde diplomatique” herausgegeben wurde.

Deutschland nimmt bei der Schlachtung mit jährlich 735 Millionen getöteten Tieren einen Spitzenplatz ein. Bei der Schweineschlachtung steht die Bundesrepublik mit 58 Millionen Tieren europaweit auf Platz eins, beim Rindfleisch mit 3,2 Millionen Tieren auf Platz zwei hinter Frankreich.

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Foto: coremedia

Der größte Boom der Fleischproduktion findet aber in den aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften statt. In China liegt der Pro-Kopf-Konsum Fleisch derzeit bei 38 kg, in Afrika durchschnittlich bei 20 kg.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung: „Der Fleischkonsum des Nordens ist Vorbild für die Menschen in China und Indien mit allen negativen Folgen.” Notwendig sei eine Trendumkehr weg von der industriellen Tierhaltung, die immer mehr Agrarflächen für Futtermittelanbau benötige und Kleinbauern in den Ruin treibe.

Alarmierend: Zur Mitte des Jahrhunderts werden die Menschen weltweit 470 Millionen Tonnen Fleisch essen und damit 150 Millionen Tonnen mehr als heute, heißt es in dem Bericht.

Damit geht ein drastisch wachsender Flächenverbrauch für Futtermittel einher: Allein der Bedarf an Sojafuttermitteln zur Mästung der Schlachttiere würde von derzeit 260 Millionen auf über 500 Millionen Tonnen pro Jahr steigen. 70 Prozent der aller Agrarflächen der Erde werden inzwischen von der Tierfütterung beansprucht.

Der deutsche Schlachtmarkt

Mehr als 55 Prozent des Schlachtwertes entfielen 2012 auf die drei größten Schweineschlacht-Konzerne: Tönnies, Vion und Westfleisch. Bei den Rindern liegt Vion mit 25 Prozent Marktanteil vorn, bei Geflügel beherrscht die PHW-Gruppe mit ihrer Handelsmarke Wiesenhof die Branche.

Besonders umstritten ist ein gigantischer Geflügelschlachthof der Firma Rothkötter in Wietze (Niedersachsen), seit 2011 in Betrieb. Nach Medienberichten wird sie im Vollbetrieb die größte Anlage ihrer Art in Europa sein, mit jährlich 135 Millionen Schlachtungen.

2012 waren in Deutschland fast 28 000 Menschen im Bereich Schlachtung sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die tatsächlichen Arbeitsverhältnisse sind schwer zu erfassen, da in den Betrieben vor allem bulgarische, rumänische und polnische Leiharbeiter schuften. Weil es hierzulande keinen Mindestlohn in der Branche gibt, bringen ausländische Unternehmen ihre Tiere zur Schlachtung nach Deutschland.

AnzahlGeschlachtete Tiere 2012 in Deutschland
627 941 000Hühner
58 350 000Schweine
37 700 000Puten
25 460 000Enten
3 244 000Rinder
1 085 000Schafe
530 000Gänse
29 000Ziegen

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