29 892 Kilometer für einmal satt werden: Ihr Frühstück hat eine Weltreise hinter sich

Wir verraten, was sonst nicht auf dem Speiseplan steht...

Von: Von THORE SCHRÖDER

Wenn es um unser Essen geht, gehört inzwischen ein Skandal schon zum Alltag: In der Fertig-Lasagne steckt Pferde-Fleisch, die Bio-Eier kommen aus dem Massen-Stall und jetzt auch noch 45 000 Tonnen verunreinigtes Futtermittel in Deutschland.

10 000 Tonnen davon ausgeliefert an Futter-Produzenten für Rinder, Schweine, Geflügel. Der Mais, der mit einem krebserregenden Schimmelpilz befallen war, kam aus Serbien. Das falsch deklarierte Pferdefleisch davor aus Rumänien. Exotisch? Keineswegs! Futtermittel und Inhaltsstoffe, auch Fisch, Fleisch, Käse, Obst oder Gemüse, werden längst aus der ganzen Welt bezogen.

Das zeigt unser Frühstücksteller. 29 892 Kilometer sind die Leckereien insgesamt gereist. Nicht immer ist die Rückverfolgung unseres Essens ohne Weiteres möglich, wie die Auflistung der B.Z. am Sonntag zeigt:

★ Bei Eiern gibt der Stempel auf der Schale Auskunft über den Produktionsort

★ Bei Milchprodukten, Fleisch und Wurstwaren ist ein (für Verbraucher kaum dechiffrierbares) Identitätskennzeichen auf der Packung vorgeschrieben

★ Bei Obst und Gemüse muss das Herkunftsland auf dem Karton stehen

★ Bei Fisch und Meeresfrüchten müssen Fanggebiet oder Herkunftsland ausgewiesen sein

★ Bei Backwaren gibt es keine Kennzeichnungspflicht

★ Bei verarbeiteter Ware wie Konfitüre oder Ketchup ist eine Kennzeichnung nicht vorgeschrieben.

Das Ei ist das einzige Produkt von nebenan

• Produkt: Bio-Ei der Firma Landkost

• Herkunft: Laut Stempel Landwirtschaftsbetrieb Helga Menke, Uckerland, Deutschland

• Produktion / Transport: Das Ei wurde in der Uckermark gelegt. Die Bio-Haltung regelt u. a. Besatzdichte, Auslauf und Futter. Einsatz von Antibiotika und Hormonen ist verboten. In Niedersachsen ermittelt die Staatsanwaltschaft zurzeit gegen mehrere Großbetriebe. Dort sollen Eier systematisch und massenhaft trotz andersartiger Haltungsbedingungen als Bio- und Freilandeier gekennzeichnet worden sein.

Alaska-Lachs vom Schlepp-Haken

• Produkt: Friedrichs Kodiak Wildlachs smoked

• Herkunft: Nördlicher Pazifik, vor der Küste Alaskas, USA

• Produktion / Transport: Die Fische werden mit mit Ködern ausgestatteten Schleppangeln (engl. Troll line) gefangen. Dann werden die Tiere aufgeschnitten, eingefroren und nach Deutschland verschifft. Die Verarbeitung (Entgräten, Salzen, Räuchern, Zuschnitt) erfolgt in Hamburg. Andere Wildlachs-Produzenten lassen die Verarbeitung im Billiglohn-Land China erledigen.

Marokkanische Nordsee-Krabben

• Produkt: Nordsee-Krabbenfleisch (geschält und gekocht), Firma Klaas Puul

• Herkunft: Fang in der Nordsee, Entschälen in Marokko

• Produktion / Transport: Die Krabben werden in Deutschland an Bord der Fang-Kutter gekocht. Geschält, gewaschen und mit Konservierungsmittel haltbar gemacht werden sie aber von 2500 Arbeiterinnen in Nordafrika. Noch immer können Schälmaschinen diese Arbeit nicht ersetzen. Auf der Verpackung ist nur das Fanggebiet zu lesen.

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