Facebook-Studie :
Glückliche Nutzer schaffen glückliche Nutzer

Von Philip Dingeldey
Lesezeit: 2 Min.
Viele Smileys in sozialen Netzwerken heben die Stimmung
Gute Laune kann ansteckend sein – das gilt einer Studie zufolge nicht nur für das Gespräch von Angesicht zu Angesicht, sondern auch für die Kommunikation in sozialen Netzwerken. Die Erkenntnis birgt Potential für Missbrauch.

Schlechte Laune kann ansteckend sein, gute ebenso. Die relativ banale Tatsache haben schon viele Studien bewiesen: Menschen können, mehr oder weniger bewusst, ihre Gesprächspartner dazu bringen, sich den eigenen Gefühlen und Stimmungen anzupassen. Eine neue Studie zeigt nun: Das funktioniert nicht nur von Angesicht zu Angesicht, sondern auch in sozialen Netzwerken. Forscher der Universitäten von San Francisco und Ithaca, unter Führung des Netzwerkwissenschaftlers Adam Kramer, haben das am Beispiel von Facebook nachgewiesen.

Für die Studie, die im wissenschaftlichen Magazin Proceedings of the National Academy of Scienes erschienen ist, haben die Wissenschaftler mit insgesamt 689.003 Facebook-Mitgliedern experimentiert. Eine Woche lang manipulierten sie die Postings und Likes, welche die Nutzer auf ihrer Facebook-Seite zu sehen bekamen.

Postings werden grundsätzlich gefiltert

Für die Manipulation griffen die Forscher auf ein Instrument zurück, mit dem Facebook ohnehin arbeitet.  Weil Facebook-Freunde der einzelnen Nutzer für gewöhnlich viel mehr Inhalte posten, als der User überblicken kann, filtert Facebook die Nachrichten, die auf der Timeline erscheinen. Ein Algorithmus gibt den Neuigkeiten den Vorrang, die für den Nutzer besonders relevant sein sollen.

Die Forscher manipulierten die Timeline von 310.000 der Probanden. Bei der einen Hälfte reduzierten sie die Zahl der Postings mit positiven Emotionsäußerungen, bei der anderen Hälfte die negativen Inhalte. Der Rest der Probanden diente als Kontrollgruppe, ihre Timeline veränderten die Forscher nicht.

Die Eingriffe in die Timeline der User zeigten Wirkung: Wer mehr positive Äußerungen erhielt, postete auch Inhalte mit besserer Stimmung, und wer mehr negative Äußerungen bekam, setzte auch mehr negative Inhalte ab. Auch wenn der Effekt mit Steigerungen von etwa drei Prozent nicht besonders ausgeprägt war, ist das Ergebnis doch bemerkenswert – weil es verdeutlicht, welchen Einfluss soziale Netzwerke theoretisch auf die Stimmung ihrer Nutzer nehmen können.

Auch das Wetter beeinflusst Postings

Möglichkeiten, wie sich die Erkenntnisse missbrauchen ließen, sind natürlich schnell gefunden. Wenn der Nutzer in einer guten Stimmung etwa kaufwilliger ist, wird er auch eher auf die Werbung in seiner Timeline eingehen. Eine entsprechende Anpassung des Filteralgorithmus könnte sich also finanziell lohnen.

Aber am Ende können natürlich viele Faktoren die Stimmung beeinflussen, und gegen einige davon sind selbst große Konzerne machtlos. Eine andere Studie beispielsweise, bei der Adam Kramer ebenfalls mitwirkte, untersuchte mehr als 100 Millionen Postings, die an Tagen mit schlechtem Wetter geschrieben wurden. Das Ergebnis: Die Zahl der negativen Äußerungen war vergleichsweise hoch.