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Gesundheitsrisiko Büroarbeit: Bewegungslosigkeit schadet mehr als Stress
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Casual business people at the office
Colourbox.de Mehr als fünf Stunden sitzt ein Angestellter im Schnitt vor dem Bildschirm

Stress ist nicht das wichtigste Gesundheitsrisiko für Büroangestellte. Vielmehr verursacht Bewegungslosigkeit 80 Prozent der Probleme. Schreibtischarbeit belastet das Muskel-Skelett-System.

Das Büro scheint ein ungefährlicher Ort. Was kann hier zwischen Schreibtisch und Kaffeemaschine schon mehr passieren, als sich den Zeh am Rollcontainer unter dem Schreibtisch zu stoßen oder von der zu kühl eingestellten Klimaanlage einen Schnupfen zu bekommen? Die akute Verletzungsgefahr geht im Vergleich zum Arbeitsplatz von Möbelpacker, Gerüstbauer oder Waldarbeiter gen Null. Auch Muskel- und Skeletterkrankungen sollten an einem Arbeitsplatz, an dem vielleicht mal ein neuer Packen Druckerpapier getragen werden muss, eigentlich keine Rolle spielen. Aber weit gefehlt. Im Büro lauert Gefahr: die Bewegungslosigkeit.

Beinahe 80 Prozent der befragten Bildschirmarbeiter klagen laut einer Studie der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) über körperliche Beschwerden während oder nach der Arbeit. „Nacken- und Schulterbeschwerden kommen am häufigsten vor“, sagt BAUA-Arbeitsmediziner Falk Liebers, „gefolgt von Ellenbogen- und Unterarmbeschwerden und Schmerzen in der Hand oder im Handgelenk.“ Das Muskel-Skelett-System werde durch Bürotätigkeit, die in der Regel am Bildschirm stattfinde, einseitig belastet. „Vor allem das häufige und langdauernde Sitzen in Kombination mit übermäßiger und falscher Nutzung von Tastatur oder Maus kann zu Problemen führen.“

Jede starre Haltung schadet auf Dauer

„Etwa jede vierte Krankschreibung geht laut Statistik der Betriebskrankenkassen in Deutschland bei Arbeitnehmern auf Muskel- und Skeletterkrankungen zurück“, sagt der Berliner Arbeits- und Sportmediziner Michael Spallek und schränkt ein: „Bildschirmarbeiter sind dabei nicht über die Maßen gefährdet, anders als Beschäftige in industriellen Berufen, die deutlich häufiger als der bundesdeutsche Durchschnitt an Muskel- und Skeletterkrankungen leiden.“ Zum Vergleich: Bei Bauarbeitern, Landwirten und in der Abfallwirtschaft kommen Rückenschmerzen beinahe doppelt so oft vor wie im Dienstleistungsbereich.

Vor allem der obere Rücken und der Schulter-Nacken-Bereich der Bildschirmarbeiter leiden unter der Zwangsruhe auf dem Bürostuhl. 5 Stunden und 22 Minuten am Tag sitzt der durchschnittliche Deutsche laut einer repräsentativen Studie des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln.

Runder Rücken, hochgezogene Schulter, übereinandergeschlagene Beine

„Die mentale Konzentration auf die Arbeitsaufgabe am Bildschirm führt dazu, dass wir meist bewegungslos in einer Position verharren, die wir zwar subjektiv als bequem empfinden, die aber oft Gift für den Rücken ist“, sagt Spallek. So säßen viele Arbeitnehmer stundenlang mit rundem Rücken, hochgezogenen Schultern und übereinandergeschlagenen Beinen vor dem Bildschirm, ohne sich zu rühren. Das schadet nicht nur der angespannten Muskulatur, sondern über kurz oder lang auch dem gesamten Rücken und den Bandscheiben.

Aber auch wer länger als zehn Minuten am Stück kerzengerade sitze, tue sich nichts Gutes, denn jede starre Haltung sei auf Dauer schlecht. „Doch der Büromensch kauert durchschnittlich mehr als 80 Prozent seiner Arbeitszeit hinter dem Schreibtisch“, sagt Spallek. Die langfristigen Folgen für die rund 17 Millionen Büroarbeiter in Deutschland können Rückenschmerzen, Verspannungen in Nacken und Schultern, Kopfschmerzen, Muskelverkürzungen oder Ent zündungen in Händen und Armen sein.

Arbeitsplatz bewegungsreich gestalten

Michael Spallek unterscheidet zwei Ansätze, um den Bürokrankheiten vorzubeugen: die Verhältnisprävention und die Verhaltensprävention. „Die Verhältnisprävention setzt beim Büroarbeitsplatz an, der möglichst bewegungsreich gestalten werden sollte“, sagt der Arbeitsmediziner. Ein höhenverstellbarer Schreibtisch, an dem man einige Stunden am Tag oder abwechselnd auch mal im Stehen arbeiten könne, sei sehr sinnvoll. Ein ergonomischer Bürostuhl und seine richtige Nutzung seien wichtig, schnurlose Telefone regten zum Aufstehen und Herumlaufen an und der Drucker müsse ja auch nicht unbedingt in greifbarer Nähe stehen. „Alles, was dazu beiträgt, zwischendurch aufzustehen, die Position zu verändern und sich ein bisschen Bewegung zu verschaffen, beugt den typischen Bürokrankheiten am besten vor“, sagt Spallek.

Doch gerade der Büroarbeiter verbringt den größten Teil seiner Sitz-Zeit auf ein- und demselben Stuhl. „Der Bürostuhl sollte deswegen möglichst ergonomisch sein“, sagt der Berliner Arbeits- und Sportmediziner Michael Spallek.

Darum hilft ein höhenverstellbarer und ergonomischer Arbeitstisch bei Verspannungen und chronischen Schmerzen.

Hohe Rückenlehne entlastet die Wirbelsäule

So sollte die Rückenlehne auf jeden Fall bis zu den Schulterblättern oder höher reichen: „Nur so kann die Rückenlehne den Rücken gut unterstützen und einen Teil des Oberkörpergewichts auffangen.“ Die Sitzfläche muss ein Kippen des Beckens verhindern. Armlehnen seien Geschmacksache, nicht jeder könne sich mit ihnen anfreunden, auch wenn sie die Schultern durchaus entlasten könnten. „Denn die Lehnen helfen beim Aufstehen und sind eine gute Ablage für die Arme, die immerhin rund zehn Kilo wiegen.“ Die Sitzhöhe muss so eingestellt werden, dass beide Füße komplett auf dem Boden stehen.

Tisch und Stuhl sollten auf die Bedürfnisse des einzelnen Mitarbeiters angepasst werden, sagt auch Arbeitsmediziner Falk Liebers. „Aber selbst bei Beschwerden besteht kein regelrechter Anspruch auf Umgestaltung des Arbeitsplatzes“, ergänzt er. Am besten sei es, sich bei Problemen an den Betriebsarzt zu wenden.


Angestellte sollen selbst vorsorgen

Auch der Mitarbeiter selbst ist laut Spallek in der Pflicht. „Was nützt es beispielsweise, wenn höhenverstellbare Schreibtische angeschafft werden, die Mitarbeiter aber trotzdem nicht im Stehen arbeiten?“, sagt er und spricht damit die Verhaltensprävention an. „Wer den ganzen Tag im Büro arbeitet, der muss selbst etwas tun und Bewegung in seinen Tag bringen.“ Während der Arbeitszeit könne man beispielsweise Ausgleichsgymnastik wie Dehn- und Streckübungen einbauen, in der Mittagspause sei eine Runde um den Block sinnvoller, als nur in der Kantine zu sitzen, und nach Feierabend sollte man sich bewegen und nicht wieder nur auf der Couch sitzen.
kh/dapd
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