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Bewegung Ausdauersport kann Krebs-Müdigkeit lindern

Viele Krebspatienten leiden über Monate oder gar Jahre unter Müdigkeit. Ausdauersport wie Radfahren oder Walken kann die Erschöpfung mildern, hat eine Studie jetzt bestätigt. Die Forscher werteten 56 Untersuchungen zum Thema mit mehr als 4000 Patienten aus.
Mit dem Fahrrad auf Tour: Ausdauersport kann - im Gegensatz zu Kraftsport - Krebspatienten munterer machen

Mit dem Fahrrad auf Tour: Ausdauersport kann - im Gegensatz zu Kraftsport - Krebspatienten munterer machen

Foto: Corbis

Viele Krebskranke fühlen sich andauernd müde und sind extrem niedergeschlagen. Bett oder Sofa sind viel attraktiver als ein strammer Spaziergang an der frischen Luft, als eine Fahrradtour oder eine Runde Schwimmen im Bad um die Ecke. Geben die Betroffenen der Müdigkeit (Fatigue) nach und bewegen sich kaum, verstärken sie ihr Problem jedoch nur noch. Ausdauersport hingegen kann helfen, die Erschöpfung während und nach der Therapie zu lindern, hat eine Studie der Cochrane Collaboration jetzt gezeigt .

Für Cochrane-Analysen suchen Forscher in Datenbanken nach allen Studien zu einer medizinischen Frage, bewerten deren Qualität und fassen die Inhalte zusammen. Die Wirkung von Ausdauersport auf die Müdigkeit von Krebspatienten hatte sich das Netzwerk 2008 schon einmal zum Thema gemacht. Damals stießen die Forscher allerdings nur auf 28 Studien - eine etwas schwache Datenbasis. Nun hat eine Gruppe um Fiona Cramp von der University of West England die Analyse um 28 Studien erweitert.

Die neuen Ergebnisse mit insgesamt 4068 Krebspatienten unterstreichen, was schon die erste Analyse gezeigt hatte: Treiben Krebspatienten während oder nach der Therapie Ausdauersport wie Fahrradfahren oder Walken, werden sie in der Regel fitter und können die mitunter Monate und Jahre andauernde Müdigkeit lindern. Krafttraining oder ähnliche Sportarten hingegen hatten keinen Einfluss auf die Müdigkeit. "Die aktualisierte Übersichtsstudie ermöglicht eine klarere Schlussfolgerung als die erste", sagt Studienleiterin Cramp in einer Mitteilung. "Sie zeigt, dass Patienten während und nach ihrer Behandlung von Ausdauersport profitieren können."

Dennoch bleiben laut den Forscher noch viele Fragen offen. So müssen weitere Studien etwa zeigen, wie häufig und intensiv der Sport ausfallen muss, um einen möglichst guten Effekt zu haben. Auch ist noch nicht klar, bei welchen Krebsarten die Bewegung gegen die Müdigkeit helfen kann: "28 der Studien, die wir in die Analyse mit einbezogen haben, beziehen sich auf Brustkrebspatienten", sagt Camp. "Wir müssen also noch viel mehr darüber erfahren, wie Bewegung Menschen mit einer weiteren Reihe an Diagnosen helfen kann und auch bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Erkrankung wirkt."

Auf einen Zusammenhang zumindest weist die Studie schon hin: Von der Bewegung scheinen vor allem Patienten mit soliden Tumoren zu profitieren, wie sie etwa bei Brustkrebs und Prostatakrebs entstehen. Bei Patienten mit hämatologischen Tumoren (Blutkrebs) hingegen konnten die Forscher noch keinen Einfluss auf die Müdigkeit beobachten. Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch sie vom Sport profitieren können. Eine weitere Cochrane-Studie hatte erst vor Kurzem gezeigt, dass Bewegung bei Krebspatienten die Lebensqualität verbessern kann.

In der Praxis kommt es vor allem darauf an, dass Bewegungsprogramme gut auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten und mit dem Arzt abgesprochen sind. Herz- und Kreislauf müssen fit genug sein, der Sitz der Tumoren sollte beachtet werden. Dann kann es losgehen.

irb

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