Zum Inhalt springen

Fast-Food-Richtungsstreit Fettreduzierte Pommes statt Salat

Pommesgenuss, angeblich ohne Reue: Burger King verkauft in den USA jetzt kalorienreduzierte Fritten. Der Konkurrenz und deren Salat-Philosophie will man damit Paroli bieten. Letztlich ist die Strategie eine Geschmacksfrage.
Pommes: Beim Frittieren weniger Fett aufnehmen

Pommes: Beim Frittieren weniger Fett aufnehmen

Foto: Corbis

Mit jedem Griff in die Pommestüte wächst das schlechte Gewissen. Praktisch alle Fast-Food-Kunden wissen heute, dass die goldbraun frittierten Kartoffeln fettig und kalorienreich sind. Dennoch bilden sich bei den großen Ketten mittags Schlangen an den Schaltern.

Um das ungesunde Image aufzupolieren - und, so die Firmen-PR, um einen Beitrag zur ausgewogenen Ernährung zu leisten -, setzt Marktführer McDonald's seit einigen Jahren auf Salat, Apfeltüten und Mineralwasser, die jedermann statt Pommes frites und Zuckerwasser zum Burger bestellen kann. Hauptkonkurrent Burger King sah seitdem alt aus und hat unter anderem deshalb auch in Deutschland massive Schwierigkeiten.

"Satisfries" gegen den Umsatzschwund

Jetzt versucht Burger King, im Heimatland USA aufzuholen: Statt den Kunden Salat anzubieten, versucht es die Nummer zwei auf dem US-Markt mit fett- und kalorienreduzierten Pommes frites, Werbename "Satisfries". Die Kombination aus Zufriedenheit ("satisfaction") und Pommes ("french fries") soll zunächst vor allem Marktanteile sichern. In zweiter Linie geht es natürlich um die Gesundheit der Kunden, so das treuherzige Werbeversprechen.

Die neuen Pommes sollen rund 20 Prozent weniger Kalorien enthalten als normale, gar 30 Prozent weniger als die Pommes des Hauptkonkurrenten McDonald's in den USA. Eine kleine US-Portion käme demnach auf 270 Kilokalorien statt der bisher üblichen 350 Kilokalorien. Der Effekt werde durch eine überarbeitete Rohmasse erreicht, die weniger Frittierfett aufnimmt, verspricht das Unternehmen.

Weniger Fett bedeutet nicht automatisch weniger Kalorien

Bahnbrechend neu ist die Idee nicht, einem von Haus aus fett- und kalorienreichen Produkt beides in Teilen zu entziehen. Auch in Deutschland gibt es im Supermarkt fettreduzierte Kartoffelchips oder zuckerreduzierte Frühstücksflocken. Verbraucher müssen im Einzelfall aufpassen, weil weniger Fett oder Zucker nicht automatisch auch weniger Kalorien bedeutetet, gelegentlich wird der eine Bestandteil reduziert, der andere aber erhöht.

Doch bei McDonald's und Burger King geht es auch um eine philosophische Frage: Gibt man den Menschen das, was sie wollen, oder versucht man, sie umzuerziehen? In der Schnellimbissschlange wird daraus die Frage, ob man ein grundsätzlich kalorienreiches Produkt kauft, das so wenig ungesund wie möglich hergestellt wird, oder ob man im verführerischen Pommesduft gesündere Alternativen zum gleichen Preis wählt?

Das Geheimnis liegt in der Mixtur

Ernährungsberater würden im Zweifelsfall darauf hinweisen, dass beide Alternativen keine Grundlage einer ausgewogenen Ernährung sein können, sondern maximal die gelegentliche Ausnahme sein sollten. Von weiterführenden Fragen ganz abgesehen, wie zum Beispiel dem mangelnden Sättigungsgefühl nach Verzehr eines Hamburgers oder gar ökologischen Überlegungen.

Schwierig ist der Versuch der Hersteller, dem Fast Food seine Kalorien zu nehmen, auch, weil der Entzug des Fetts auf Kosten des Geschmacks gehen kann. Burger King behauptet, Kunden würden keinen Unterschied feststellen können. Die Zutaten seien die gleichen: Kartoffeln, Öl und ein Ausbackteig ("batter"). Eine Änderung des Teiganteils in der Mixtur verhindert, dass die Pommes beim Frittieren die volle Fettmenge aufnehmen. Den neuen Teig haben tatsächlich auch nicht die Fritteusenhandwerker bei Burger King entwickelt, er ist ein Produkt des Pommes-Lieferanten McCain. Dieser ist bei den Satisfries exklusiv an Burger King gebunden, was Nachahmer auf Abstand halten soll.

McCain-Know-how gegen Kaffeehauskuscheln

Die Exklusivität ist für Burger King entscheidend, um den Anschluss an McDonald's mittlerweile grüngestrichene Kaffeehausheimeligkeit zu finden. Bei der exklusiven Vorabverkostung für US-Journalisten kurz vor der offiziellen Präsentation mussten Reporter ihr Stillschweigen schriftlich zusichern, bevor sie Satisfries und ordinäre McDonald's-Pommes serviert bekamen, damit die Konkurrenz nicht vorab Wind bekommt.

Nach der Übernahme durch den Finanzinvestor 3G Capital 2010 hat Burger King nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA Schwierigkeiten. Bisherige Versuche, durch Änderungen der Karte die Zahlen zu verbessern, sind weitgehend verpufft. In den USA und Kanada sind die Verkaufszahlen im zweiten Quartal 2013 leicht zurückgegangen. Das sollen die vermeintlich gesünderen Satisfries jetzt ändern.

Ob die fettreduzierten Pommes wirklich dazu taugen, sich fettärmer zu ernähren oder auf Kalorien zu verzichten, kann allerdings noch an ganz anderen Hürden scheitern. So trägt in den USA eine kleine Portion normaler Pommes bei McDonald's mit rund 230 Kilokalorien schon heute weniger Energie in sich, als eine kleine Portion neuer Satisfries bei Burger King mit ihren 270 Kilokalorien.

Burger King ist dennoch offensichtlich überzeugt vom neuen Produkt: Die kleine Portion Satisfries soll 1,89 US-Dollar kosten, für nur 1,59 US-Dollar gibt es 20 Prozent mehr Kalorien.

mit Material von AP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.