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Chromecast: So funktioniert Googles Streaming-Stick

Foto: Matthias Kremp

Chromecast im Test Google drängt mit Kampfpreis ins Wohnzimmer

Mit dem Chromecast will Google einen Platz im Wohnzimmer erobern. Der kleine Stick passt an fast jeden Fernseher, bringt YouTube-Filme und Serien aus dem Internet aufs TV-Gerät. Das Gerät ist billig - aber auch gut? Der Test.

Google will schaffen, woran TV-Hersteller seit Jahren scheitern: Inhalte aus dem Internet schnell, einfach und in guter Qualität auf den Fernsehbildschirm bringen. Möglich machen soll es der Chromecast, eine Art Set-Top-Box im Miniaturformat. In den USA ist das kleine, billige Zusatzgerät schon seit vergangenem Sommer erhältlich. Seit Mittwoch kann man ihn auch ganz offiziell in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern kaufen und damit Musik, Fotos, YouTube-Videos, TV-Serien und Kinofilme auf den Bildschirm bringen.

Beim Auspacken stutzte ich: Dieses kleine Ding soll das alles können? In dem dicken Karton steckt bloß ein kleiner USB-Stick. Obwohl, Moment mal, das ist gar kein USB, das ist HDMI. Also derselbe Stecker, mit dem man Blu-ray-Player und Set-Top-Boxen an den Fernseher anschließt.

Und genau so wird der Chromecast auch genutzt: Hinten am Fernseher einstecken, fertig - fast. Eine Stromversorgung braucht er noch. Das entsprechende USB-Netzteil samt Kabel ist der Grund, warum der Karton so klobig ist: Die Stromversorgung und ein HDMI-Verlängerungskabel, falls der Stick nicht hinter den TV passt, brauchen mehr Platz als der Stick selbst.

Universelle Installation

Aber man kann auch schummeln: Statt das stromführende USB-Kabel hinter dem Fernseher zu seinem Netzteil zu ziehen, stecke ich es in einen freien USB-Anschluss meines Fernsehers. Der kann den nötigen Strom auch liefern.

Als das erledigt ist, muss ich den Chromecast noch in mein W-Lan einbinden. Was mit anderen Set-Top-Boxen eine Pein sein kann, macht mir Google leicht. Ich habe die Wahl, die Ersteinrichtung per App von einem iOS- oder Android-Gerät aus zu machen - oder vom Mac oder PC.

Ich probiere einfach alle Varianten aus und stelle fest, dass mir die Variante mit der Android-App am einfachsten erscheint. Ich muss nur mein W-Lan-Passwort eingeben und dem Stick einen Namen geben. Das könnte später wichtig werden, falls man mehrere davon in seinem Haushalt installiert. Loslegen kann ich dann aber noch nicht. Zuerst lädt der Chromecast das neue Update seines Betriebssystems aus dem Netz und startet neu.

Bedienung per Smartphone

Als ich den Google-Stick dann endlich ausprobieren kann, staune ich nicht schlecht. Egal ob ich es per Android-Smartphone oder per iPad versuche: Die Technik funktioniert problemlos. Die Bedienung ist sehr einfach. In Apps, die Chromecast unterstützen, erscheint ein neues Symbol, das ich anklicken muss, um den aktuellen Bildschirminhalt auf meinem Fernseher ansehen zu können.

Das funktioniert zum Beispiel mit YouTube-Videos: Video aussuchen, starten, auf Chromecast-Symbol tippen, fertig. Etwa eine Sekunde später erscheint das Video auf dem Bildschirm. Das Handy oder Tablet, von dem aus ich es gestartet habe, brauche ich danach nicht mehr, kann darauf E-Mails lesen, twittern oder schon das nächste Video aussuchen.

Apps können helfen

Auf exakt dieselbe Weise funktioniert die TV-Wiedergabe auch in anderen Apps wie Google Play Music oder Google Play Videos. In Deutschland sind zudem die Online-Videotheken Watchever und Maxdome mit Chromecast kompatibel. Gesehen habe ich das bei einem Besuch bei Google bereits, selber ausprobieren konnte ich es bisher nicht, weil die deutschen Angebote erst in der Nacht zu Mittwoch freigeschaltet wurden.

Dafür konnte ich mich ausführlich davon überzeugen, dass Chromecast nicht nur mit Android-, sondern auch mit iOS-Geräten tadellos funktioniert.

Sorge bereitete mir nur die Einschränkung, dass Googles Technik von Haus aus nur auf online gespeicherte Inhalte zugreifen kann. Videos oder Fotos, die ich mit meinem Handy aufgenommen habe, müsste ich demnach also erst bei einem Cloud-Dienst ablegen, um sie zu Hause anschauen zu können. Glücklicherweise geht es auch einfacher. Apps wie Localcast für Android oder CastOnTV für iOS überwinden diese Hürde. Mehr findet man mit dem Suchbegriff Chromecast in den App Stores.

Fazit

Chromecast ist ein typisches Google-Gerät: Kann viel, kostet wenig. Wie Googles Tablets und Smartphones wird er zu einem Kampfpreis angeboten, der die Offerten der Konkurrenz deutlich unterbietet. In Deutschland kostet er nur 35 Euro. Google kann sich das leisten, weil der Konzern mit der Hardware kein Geld verdienen muss. Vielmehr soll sie Anwender dazu bringen, Googles Dienste häufiger, intensiver und länger zu nutzen.

Häufiger und intensiver als die meisten Smart-TV-Funktionen wird man die Streaming-Möglichkeiten des Chromecast vermutlich wirklich nutzen. Schon weil es so einfach ist, ganz im Gegensatz zu den oft undurchschaubar verschachtelten und langsamen Benutzeroberflächen der angeblich so smarten Fernseher.