Zum Inhalt springen
Fotostrecke

Roboter-Bastelset: Diese niedliche Kampfmaschine hat Linux im Kopf

Foto: Ole Reißmann

Roboter-Bastelset Ich programmiere dich, und du machst, was ich will

Der Mini-Computer Raspberry Pi bekommt Arme, Beine und leuchtende Augen. Rapiro heißt der Roboter, den ein japanischer Erfinder in Serie fertigen will. Der Clou: Bastler können den kleinen Mann selbst programmieren - er macht alles, was sein Besitzer will.

Die Augen leuchten rot, der Oberkörper dreht sich zur Seite, die Klauenhände öffnen und schließen sich. Rapiro erwacht zum Leben, ein Roboter von der Größe eines Unterarms. Zwölf kleine Motoren steuern den Humanoiden. Im Kopf steckt ein kleiner Computer, ein Raspberry Pi, der Befehle an einen Controller im Bauch schickt. Daher auch der Name Rapiro: Raspberry Pi Roboter.

Das Tolle daran: Man kann die Hardware völlig frei erweitern und mit Standardsprachen selbst programmieren. Der Roboter macht also alles, was sein Besitzer will - das ideale Spielzeug für Bastler.

Rapiro-Entwickler Shota Ishiwatari schaut auf sein Smartphone. Über W-Lan hat er sich mit dem Linux-Rechner im Rapiro verbunden, bekommt die Bilder auf seinem Telefon zu sehen, die eine kleine Kamera im Kopf des Roboters macht. Der 29-Jährige tippt auf sein Telefon, das Plastikungetüm stapft los und vollführt Tanzschritte.

Noch ist Rapiro nur ein Modell. Die 29 Gehäuseteile stammen aus einem 3-D-Drucker. Doch schon zu Weihnachten soll eine Armee von tausend Rapiros mit leuchtenden Augen unter Menschen watscheln. Zumindest für zwei bis drei Stunden, denn länger hält der Lithium-Polymer-Akku nicht. Mit einfachen Batterien, für Anfänger die sicherere Variante, sind es sogar nur 20 Minuten.

Unterstützer zahlen 89.000 Euro für das Roboter-Projekt

An dem Roboter-Bastelset arbeitet Ishiwatari seit Dezember 2012. Im Juni diese Jahres stellte er sein Projekt auf der britischen Kickstarter-Seite  vor: Umgerechnet 23.750 Euro hat er veranschlagt, um die Produktion zu starten. Mehr als 89.000 Euro hat er schließlich bekommen, nun beginnt die Produktion. Viele Unterstützer kommen aus Europa und den USA. "Raspberry Pi ist in Japan einfach noch nicht so bekannt", sagt Ishiwatari.

Für 236 Euro bekommen die Unterstützer dann Spritzgussteile, Servomotoren, Kabel, Leuchtaugen und Controller-Platine. Lenken lässt sich der Rapiro auch ohne Linux-Rechner im Kopf, über ein USB-Kabel kann man den Controller ansteuern. Doch mit einem Raspberry Pi im Kopf ist der Roboter einfacher zu erweitern, beispielsweise um eine Kamera, Soundausgabe oder W-Lan-Steuerung.

Ishiwataris Idee kam bei Hunderten Unterstützern an: ein Roboter, der sich in Python programmieren lässt und den man nahezu beliebig um Funktionen erweitern kann. Außerdem sieht der Prototyp auch noch gut aus, wie eine kleine Version der Kampfroboter aus japanischen Anime-Serien der achtziger Jahre wie "Super Deformed Gundam" und "Transformers". Die nennt Ishiwatari als Vorbild für den knubbeligen Rapiro. Auch die 3-D-Dateien will er veröffentlichen, damit Bastler auch das Äußere anpassen können.

Ein Fellschwanz wackelt mit dem Herzschlag

Es ist nicht das erste Mal, dass Ishiwatari typisch japanische Gadgets an eine weltweite Kundschaft bringen will. Von Tailly , einem abhängig vom Herzschlag des Trägers herumwackelnden Fellschwanz, gibt es allerdings nur rund 200 Stück. Das Crowdfunding blieb bei diesem Projekt hinter den Erwartungen zurück. Erfolgreicher sind die Fellohren, die Ishiwatari für eine US-Firma entwickelt hat. Der Clou: Sensoren messen die Hirnaktivität des Nutzers und bewegen die Lauscher entsprechend. Rund 30.000 dieser Necomimi wurden Ishiwatari zufolge verkauft.

Rapiro-Fans, die nicht rechtzeitig vom Kickstarter-Projekt  erfahren haben, müssen sich noch etwas gedulden. Erst im Dezember will Ishiwatari einen Webshop eröffnen. Wer so lange nicht warten kann, braucht Bekannte in Japan: Auf der japanischen Crowdfunding-Plattform Makuake  kann man Ishiwatari derzeit noch unterstützen.

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.