Zum Inhalt springen

Handelsplattform lahmgelegt Angreifer pulverisiert Bitcoin-Kurs

Schwere Panne bei der Bitcoin-Handelsplattform Mt. Gox: Ein Unbekannter hat sich Zugriff auf ein Konto mit erheblichem virtuellen Vermögen verschafft. Bei dem Versuch, das Geld in echte Dollar umzutauschen, stürzte der Kurs an der wichtigen Internetbörse dramatisch ab.
Bitcoin-Kurs der vergangenen Woche: Nach dem Hype kommt die Ernüchterung

Bitcoin-Kurs der vergangenen Woche: Nach dem Hype kommt die Ernüchterung

Hamburg - Der Kurs der virtuellen Währung Bitcoin ist am Sonntagabend auf der Handelsplattform Mt. Gox abgestürzt. Gegen 20 Uhr sackte er von rund 17,50 Dollar binnen Minuten auf einen Cent pro Bitcoin ab. Seitdem ist der Handel auf der Plattform eingestellt - die Betreiber machen einen unbekannten Angreifer für den Vorfall verantwortlich.

Mt. Gox ist die beliebteste Bitcoin-Handelsplattform. Wie das Unternehmen mitteilte, habe sich ein Unbekannter mit einer IP-Adresse aus Hongkong widerrechtlich Zugang zu einem Account mit einer großen Menge Bitcoins verschaffen können. Berichten zufolge soll sich das Vermögen auf 7,7 Prozent aller vorhandenen Bitcoins belaufen. Das Guthaben sei zunächst verkauft worden, kurz darauf wieder gekauft. Dann sei versucht worden, das Guthaben in US-Dollar umzutauschen - währenddessen sackte die Währung dramatisch ab, wie ein Beobachter in einem YouTube-Video festgehalten hat .

Wer der unbekannte Händler war, ist bisher nicht bekannt. Die Handelsplattform teilte mit , jemand mit Lesezugang zu den Datenbanken habe offenbar eine Kopie der Nutzerdaten ziehen können. Die Passwörter waren demnach nur zum Teil sicher verschlüsselt. Auf Accounts, auf die vor zwei Monaten zuletzt zugegriffen wurde, habe der Angreifer womöglich Zugriff haben können. Offenbar konnte sich der Angreifer so Zugang zu dem dann verwendeten Account verschaffen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Nun will Mt. Gox offenbar mehr als 3500 Transaktionen rückgängig machen, die seit dem Datendiebstahl getätigt wurden. Nach dem "rollback" soll der Kurs auch wieder 17,50 Dollar betragen, so viel wie vor der Manipulation. Auf anderen Plattformen notierte die Währung am Montagmittag bei rund 14,30 Dollar . Vergangene Woche stand das Hackergeld zwischenzeitlich bei mehr als 30 Dollar, verlor am 11. Juni aber mehr als ein Drittel ihres Wertes.

Die kopierten Nutzerdaten, eine 4 MB große Textdatei, sind bereits im Umlauf. Ursprünglich waren sie zum Verkauf angeboten worden. Nutzer, die für verschiedene Dienste dasselbe Passwort benutzen, sind in akuter Gefahr. Mt. Gox hat nach eigenen Angaben Google informiert, so dass die Inhaber von Googlemail-Konten vor einem möglichen Passwortklau gewarnt werden konnten.

Der Angriff auf Mt. Gox ist der zweite große Rückschlag für das ambitionierte, vor zwei Jahren gestartete Projekt. Die Idee: Das Geld, bestehend aus berechneten Zeichenketten, wird in einem Peer-to-Peer-Netzwerk ausgetauscht. Ein komplizierter Algorithmus erlaubt nur eine bestimmte Menge Bitcoins, diese müssen zeitaufwendig berechnet werden. Zur Belohnung, dass Nutzer ihre Rechner an das Netzwerk anschließen und Rechenzeit für den Betrieb bereitstellen, gibt es nach einer bestimmten Zeit Bitcoins zur Belohnung - bis sämtliche möglichen Zahlenfolgen errechnet wurden. Bis es soweit ist, wird es immer schwerer, Bitcoins zu errechnen.

Den Umtausch von Euro und Dollar in Bitcoins wickeln spezielle Handelsplattformen wie Mt. Gox ab - zu ständig aktualisierten Kursen. Nachdem Medien in den vergangenen Wochen über das neue Geld berichtet hatten, kletterte der Kurs nach oben. Einige Kritiker halten Bitcoins für ein Schneeball-System. Sie bemängeln außerdem die mangelnde Aufsicht, weswegen die Währung anfällig für Manipulation und extreme Kursschwankungen sei.

Andere Kritiker weisen auf Schwachstellen in der derzeitigen Architektur  der kryptografischen Währung hin. Der aktuelle Fall ist offenbar auf mangelnde Sicherheitsvorkehrungen bei Mt. Gox oder einem einzelnen Nutzer zurückzuführen. Dennoch zeigt er, wie anfällig die Währung in einem solchen Szenario ist.

Seitdem sind einige Unwägbarkeiten hinzugekommen: Die ersten Viren sind aufgetaucht, die gezielt Bitcoin-Guthaben ausspähen und kopieren. In den USA gibt es erste Bestrebungen, der virtuellen Währung mit einem Gesetz beizukommen - und sie zu verbieten. Genau das fordert auch ein deutscher Wirtschaftsverband. Außerdem gab es Berichte, wonach sich die anonymen Transaktionen leichter als angenommen zurückverfolgen lassen.

ore